Mülheim. Nach WDL-Gründer Theo Wüllenkemper ist nun offiziell eine Straße in Mülheim benannt worden. Weitere Straßen tragen Namen von Persönlichkeiten.
Das Mülheimer Straßenverzeichnis verfügt nun auch offiziell über seinen jüngsten Neuzugang: In Raadt, in dem Neubaugebiet, wo bis 2018 das ehemalige Agiplan-Gebäude stand, sind kürzlich die Straßenschilder der Theo-Wüllenkemper-Straße enthüllt worden. Die Anwohner der neuen Siedlung – zumeist junge Familien – sind nicht alle glücklich mit der Straßenbenennung. WDL-Inhaberin Barbara Majerus indes sieht den Mülheimer Luftfahrtunternehmer Theo Wüllenkemper gebührend gewürdigt.
Eigentlich hätte das Luftschiff Theo just zum Moment der Enthüllung des Straßennamens über Raadt schweben sollen, doch das vermasselte der Wind den Organisatoren. Und so war es auch nicht an Bezirksbürgermeisterin Britta Stalleicken, das verhüllende Tuch vom Straßenschild herunterzuziehen – das hatte während ihrer Ansprache längst ein Lufthauch erledigt. Bezeichnend dieser Handstreich von oben – dieser Ansicht war nicht nur die Grünen-Politikern, schließlich wird mit der Benennung der Straße ein Herr der Lüfte gewürdigt: Luftfahrtunternehmer Theodor Wüllenkemper, dessen Lebenselixier das Fliegen war.
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1972 entwickelte Theo Wüllenkemper ein mit Helium gefülltes Prallluftschiff
Wüllenkemper war einer der ersten Deutschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg eine Fluglizenz von den Alliierten erhielten. Am fast völlig zerstörten Flughafen Essen-Mülheim baute er zusammen mit Inge Bachmann vom Sommer 1955 an sein Unternehmen auf – die Westdeutsche Luftwerbung. Die WDL bildete Piloten aus, flog Passagiere in die Nordseebäder, Fracht in alle Welt und Banner-Werbung am Himmel. Untrennbar wie der Name Wüllenkemper ist auch seine Erfindung mit Mülheim verbunden – das Luftschiff. 1972 entwickelte Wüllenkemper ein mit Helium gefülltes Prallluftschiff.
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Bezirksbürgermeisterin Britta Stalleicken erinnerte in ihrem Rückblick auf Wirken und Leben von Theo Wüllenkemper an die hochfliegenden Träume des gebürtigen Esseners und Wahlmülheimers. Inspiriert zu der Idee des Luftschiffes habe ihn die Nachttischlampe seines Vaters, die einem Zeppelin nachempfunden war, erzählte Stalleicken.
WDL-Inhaberin Barbara Majerus wäre gern an die Theo-Wüllenkemper-Straße gezogen
Theo Wüllenkemper würde sich sicher über den politischen Entschluss gefreut haben, eine Straße in unmittelbarer Nähe zum Flughafen nach ihm zu benennen, vermutete Stalleicken. Zustimmendes Nicken dazu kam von WDL-Inhaberin Barbara Majerus. Dass nun eine Straße den Namen ihres 2012 verstorbenen Mentors und Partners trägt, hält sie für eine wunderbare Wertschätzung. Majerus hätte sich selbst gut vorstellen können, an die Theo-Wüllenkemper-Straße zu ziehen, quasi in Steinwurfweite des Flughafens heimisch zu werden – allein: „Wir waren zu spät dran, es war bereits alles vergeben.“
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Bereits 2018 hatte die Bezirksvertretung den Beschluss gefasst, eine Straße auf dem Raadter Areal nach dem Luftfahrtunternehmer zu benennen – die Corona-Pandemie hat die offizielle Benennung verzögert. Jetzt habe man nicht länger warten wollen und coronakonform in kleiner Runde den neuen Straßennamen bekannt gegeben, hieß es von Seiten der Stadt.
Mutter hätte sich für ihre Kinder einen einfacheren Straßennamen gewünscht
Viele Häuser an der Theo-Wüllenkemper-Straße sind bereits bezogen, Kinder spielen auf dem Weg. Mehr als 30 Familien haben hier ein neues Zuhause gefunden, verdeutlichte Oberbürgermeister Marc Buchholz bei der offiziellen Straßenbenennung.
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„Es ist schön, mit kleinem Kind so nah am Flughafen zu wohnen, da gibt es immer etwas zu beobachten“, sagt eine Mutter, die mit ihrer zweijährigen Tochter durch die Siedlung spaziert. Vorher habe sie in Broich gewohnt, nah an der Müga, erzählt die 30-Jährige. In Raadt nun fühlten sie sich auch sehr wohl – allein zu dem Namen Wüllenkemper habe sie keine Beziehung, sagt die Mülheimerin.
Ähnlich geht es einer anderen Anwohnerin, die ein paar Häuser weiter wohnt. Sie sei mit ihrer Familie aus Essen zugezogen, erzählt die 39-Jährige. Dass sie nun an der Theo-Wüllenkemper-Straße wohne, sieht sie mit gemischten Gefühlen: „Ich verstehe ja, dass eine Stadt ihre Kinder ehren will, aber für meine Kinder ist der Straßenname kompliziert, wenn sie ihre Adresse in der Schule angeben müssen – er ist lang und hat zwei Bindestriche. Da hätte ich mir etwas Einfacheres gewünscht, etwa Wüllenkemperweg.“