Mülheim. Auf dem Flughafen Essen/Mülheim wird seit Kurzem eine Ju 52 restauriert. Ein neu gegründeter Verein erzählt die Geschichte dieser Fluglegende.

Luftschiff Theo ist nicht länger der einzige Hingucker auf dem Flughafen Essen-Mülheim. Die Halle beherbergt seit Kurzem eine Legende der Luftfahrt: eine Ju 52, auch als Tante Ju bekannt, wird restauriert und anschließend der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

„So einen Mythos gibt es nur einmal“, sagt WDL-Geschäftsführer Frank Peylo und er hat ein Leuchten in den Augen wie ein Kind, das ein ersehntes Spielzeug zu Weihnachten geschenkt bekommen hat. Peylo begleitete den Flieger bereits als Mitglied im Mönchengladbacher Verein „Freunde historischer Luftfahrzeuge“. Dort war aber nur noch Platz für ein Exemplar. „Also haben wir Kontakt mit der Bundeswehr aufgenommen“, erklärt der WDL-Chef. Diese hatte die Ju 52 lange an ihrem Militärflugplatz ihn Hohn stationiert und stellt sie den Mülheimern nun als Dauerleihgabe zur Verfügung.

Neuer Verein gegründet: WDL Oldtimer-Freunde

Die beiden Vorsitzenden des neuen Vereins „WDL Oldtimer Freunde“: Frank Peylo (li.) und Daniel Dreier.
Die beiden Vorsitzenden des neuen Vereins „WDL Oldtimer Freunde“: Frank Peylo (li.) und Daniel Dreier. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Um das Verkehrs- und Transportflugzeug nach Mülheim zu holen, gründete Peylo kurzerhand den Verein „WDL Oldtimer-Freunde“. Er ist der Vorsitzende, WDL-Sprecher Daniel Dreier sein Stellvertreter. Neben der „Tante Ju“ bilden zwei historische Lastwagen den Grundstock für eine spätere Ausstellung in der geplanten Eventhalle auf dem Flughafen-Areal. „Wir haben uns verpflichtet, die Restaurierung fortzusetzen und die Ju anschließend dem Publikum zugänglich zu machen“, erklärt Frank Peylo.

Obwohl die vom Luftfahrtpionier Hugo Junkers geschaffene Variante mit drei Motoren in den 1930er-Jahren zu den meistverbreiteten Verkehrsmaschinen weltweit zählte, gab es nur gut 6000 Exemplare. Rund zehn davon stehen heute in deutschen Museen. „Da entsteht schon eine unfassbare Anziehungskraft und der Funke springt auf Leute jeden Alters über“, findet Daniel Dreier.

Fünf Transporter waren für die Umsiedlung notwendig

Das Mülheimer Modell wurde 1944 an die Luftwaffe des französischen Vichy-Regimes ausgeliefert und Ende 1960 an die Portugiesen weitergegeben. Von 1975 bis 2019 stand die „Tante Ju“ in Hohn, anschließend in Mönchengladbach. Von dort aus wurde sie mit fünf Transportern nach Mülheim verfrachtet. Zwei weitere Wagen waren zum Verladen notwendig. Trotz der für die damalige Zeit beachtlichen Leistung kommt das Flugzeug nur auf ein Gewicht von knapp vier Tonnen.

Blick ins Cockpit der Junkers Ju 52, die 1944 in Paris gebaut wurde.
Blick ins Cockpit der Junkers Ju 52, die 1944 in Paris gebaut wurde. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

„Sie ist insgesamt in einem sehr ansehnlichen Zustand, weil in Mönchengladbach schon eine Menge an Vorarbeiten geleistet wurde“, berichtet Frank Peylo. WDL-Crew und Mitglieder des neuen Vereins kümmern sich nun darum, dass die Ju bis August komplett restauriert und für Besucher begehbar sein wird. „Wir wollen Führungen anbieten und die Geschichte dieses Flugzeugs erzählen“, verspricht Frank Peylo.

Bis zu zehn Personen kümmern sich um die Restaurierung

Ju 52 wird nicht mehr fliegen

Für etwaige Rundflüge wird die Ju 52 nicht mehr rund um Mülheim und Umgebung abheben. Grund dafür ist ein tragischer Unfall in den Schweizer Alpen am 4. August 2018, bei dem sämtliche 20 Passagiere und Besatzungsmitglieder ums Leben kamen.

Obwohl eine abschließende Untersuchung eine riskante Flugweise des Piloten als Unfallursache herausstellte, wurde der Ju 52 die Genehmigung für kommerzielle Passagierflüge entzogen.

Fünf bis zehn Personen werden sich zunächst um eine Rekonstruktion der Versorgungsklappe kümmern. Anschließend wird das Heck zusammengebaut. Zum Schluss wird die Ju 52 aus der Halle herausgefahren, wo dann schließlich die Flügel und die Motoren installiert werden.

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„Der Motor wiegt 400 Kilogram und wird nur an vier Stellen fixiert“, ist Betriebsleiter Andreas Baier immer wieder erstaunt über die damalige Technik. Die einzelnen Bauteile lagern aktuell in einem Hangar. Ein Mülheimer Möbelhaus hat alte Matratzen zur Verfügung gestellt, auf denen zum Beispiel Flügelteile abgelegt wurden.