Mülheim. Um Mülheimer Weihnachtshütten werden verstärkt Ordner ziehen, um die 2G-Regel zu kontrollieren. Immerhin: Der Altstadt-Adventsmarkt ist gerettet.
Im klammkalten Novembergrau versuchen Handwerker und Händler, der Schloßstraße eine adventliche Kulisse zu geben. Der mächtige Nadelbaum am Synagogenplatz wird mit dicken Kugeln behängt. Das Kinderkarussell vor dem Einkaufszentrum Forum wartet still und dunkel am angestammten Platz. Der Mülheimer Weihnachtstreff wird aufgebaut.
Doch über der Handvoll Buden schwebt große Ungewissheit. Wird alles so laufen können wie geplant? In der Glühweinhütte auf dem Kurt-Schumacher-Platz sollen schon am Donnerstag die ersten Becher gefüllt werden. Im Zelt wolle er nur Geimpfte und Genesene sehen, sagt der Gastronom.
Eventmanager der Mülheimer MST: „Wir sind auf alles vorbereitet“
Am Dienstag ist die NRW-Landesregierung vorgeprescht. Neu-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) kündigte an, dass im Freizeitbereich flächendeckend 2G eingeführt werden soll. Auch auf Weihnachtsmärkten. Ab der kommenden Woche. „Wir sind auf alles vorbereitet“, signalisiert Jens Weber, Leiter Eventmarketing bei der Mülheimer MST, die mehrere weihnachtliche Märkte organisiert. „Wenn wir 2G kontrollieren müssen, werden wir uns kurzfristig darauf einstellen.“
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Noch aber gibt es keine neuen Verordnungen, und auch Details der geplanten Verschärfung sind bislang nicht bekannt. Und: Niemand weiß, wie sich die Pandemie-Lage in den verbleibenden Wochen bis Weihnachten entwickelt. „Stand heute finden unsere Veranstaltungen planmäßig statt“, sagt Jens Weber. „Aber es kann noch in alle Richtungen gehen. Damit müssen wir rechnen.“
Die Mülheimer City soll auf jeden Fall ab Montag festlich erstrahlen, verspricht er - „als symbolischer Akt, um etwas Licht in die Innenstadt zu bringen“.
2G-Kontrollen bei der Broicher Schlossweihnacht problemlos möglich
Bei der Broicher Schlossweihnacht, dem traditionellen Mittelalterfest am Schloss Broich, sind Einlasskontrollen kein Problem. Dort müssen die Besucherinnen und Besucher ohnehin eine Kasse passieren und Eintritt zahlen. Gleichzeitig können auch die Impf- oder Genesungsnachweise überprüft werden. An drei Wochenenden ab 4. Dezember soll die Schlossweihnacht stattfinden, jeweils samstags und sonntags.
Von der kuscheligen Schiffsweihnacht auf der Weißen Flotte muss Mülheim dieses Mal aus anderen Gründen Abstand nehmen: Schuld sind die massiven Hochwasserschäden auf der Schleuseninsel, wo die Schiffe traditionell vor Anker gehen. Als Ersatzprogramm soll es am ersten und zweiten Adventswochenende, freitags bis sonntags, eine Hafenweihnacht geben: saisonale Deko und Marktstände im Stadthafen.
Hafenweihnacht ersetzt die Schiffsweihnacht – Livemusik geplant
Begleitet wird die Hafenweihnacht von einem kleinen Livemusikprogramm, das jeweils am frühen Abend für besondere Stimmung sorgen soll. Den Auftakt macht am 26. November ab 18 Uhr der gestandene Shanty-Chor der Marinekameradschaft Kormoran. Wenn möglich… Andernfalls müsste man das Liveprogramm „schweren Herzens streichen“, heißt es bei der MST.
Eventmanager Jens Weber gibt aber auch zu bedenken, dass zu den Mülheimer Weihnachtsmärkten keine Reisebusse rollen, keine Menschenmassen strömen. „Wir haben längst nicht so einen Besucherandrang wie in Essen oder Düsseldorf.“ Dennoch sei es weiterhin „eine ganz schwierige Zeit für Veranstalter“, da man ja auch gewisse Verantwortung trage, für Händler und Schausteller.
Stadt hat entschieden: Adventsmarkt kann stattfinden
Zittern mussten die Mülheimerinnen und Mülheimer um den stimmungsvollen Adventsmarkt in der Altstadt, der am 26. November starten soll. Zwar gab sich Hauptorganisator Rolf Schulze vom Verein Pro Altstadt stets tatkräftig und optimistisch. Doch sein Verein kann nicht alleine entscheiden.
Ein Gespräch mit Stadtdirektor und Krisenstabsleiter Dr. Frank Steinfort und der stellvertretenden Ordnungsamtsleiterin Christa Bargatzky brachte am Mittwoch Klarheit. „Der Markt wird stattfinden“, erklärte Steinfort, „auch wenn sich die Rechtslage nächste Woche noch ändern sollte.“ Der Verein sei in der Lage, alle Voraussetzungen für einen sicheren Adventsmarkt zu erfüllen.
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Aller Voraussicht nach wird auch hier die 2G-Regelung gelten. Rolf Schulze hatte schon im Vorfeld klar gemacht, dass man den Adventsmarkt nicht komplett abgrenzen kann, „denn die Altstadt ist ein frei zugänglicher Ort“. Zugangskontrollen scheiden damit aus.
Stichprobenartige Kontrollen in der Mülheimer Altstadt
Statt dessen wird es auf dem Adventsmarkt stichprobenartige Prüfungen geben. Pro Altstadt engagiert dafür zusätzliche Ordnungskräfte. Wer gegen die 2G-Regel verstößt und dabei erwischt wird, muss den Adventsmarkt verlassen.
Nikolaus kommt diesmal nur per Video
Die traditionelle Adventsaktion der Mülheimer Hilfsorganisationen kann in diesem Jahr nur virtuell stattfinden.
Früher schwebte der Nikolaus in der Innenstadt mit Hilfe einer Drehleiter ein und beschenkte die Kinder.
Dieses Mal sollte er im Rahmen der geplanten Hafenweihnacht eigentlich mit dem Boot kommen, berichtet Feuerwehrsprecher Thorsten Drewes. „Doch davon mussten wir jetzt leider Abstand nehmen, denn zu der Veranstaltung kommen immer massenhaft Kinder und Jugendliche.“
Nun soll gemeinsam mit den Hilfsorganisationen ein Video gedreht werden und pünktlich zu Nikolaus online gehen.
Falls das Ordnungsamt kontrolliert, kann es teuer werden, darauf weist der Krisenstabsleiter hin: „Dann muss man mit einem Bußgeld bis zu 250 Euro rechnen.“ Eine Maskenpflicht wird es nach jetzigem Stand auf dem Adventsmarkt allerdings nicht geben.
Veranstalter Rolf Schulze versichert: „Wir wollen auf jeden Fall eine sichere Veranstaltung machen und werden schon beim Aufbau und der Anordnung dafür sorgen, dass die Menschen nicht eng zusammenstehen.“ Selbst der Nikolaus wird diesmal nicht in seiner Hütte Platz nehmen und Kuscheltiere verschenken, sondern täglich ab 17 Uhr durch die Gassen ziehen. Von einem Engel begleitet. Schulze freut sich jedenfalls, dass es überhaupt losgehen kann, „und dass wir zum ersten Mal von Seiten der Stadt die klare Botschaft bekommen haben: ,Macht bitte den Markt.’“
Rund 300 Tannenbäume werden aus dem Sauerland geliefert
Rund 40 Freiwillige stehen bereit, um am Samstagmorgen mit dem Aufbau der Holzhütten zu beginnen. Mit im Team sind Jugendliche von drei Mülheimer Schulen - Otto-Pankok-Gymnasium, Karl-Ziegler-Gymnasium, Gustav-Heinemann-Gesamtschule - die sich hier Geld für die Abifeiern verdienen. Auch Ehrenamtliche und Wohnungslose aus der Initiative „Aufwind“ packen mit an.
Schon am Donnerstag erwartet Schulze die Lieferung von rund 300 Tannenbäumchen aus dem Sauerland, mit denen die Mülheimer Altstadt adventlich begrünt wird.