Mülheim. Der Umbau des Forum Mülheim zum „grünen“ Gesundheitszentrum verursacht viel Leerstand. Fest steht: Eine Krankenkasse zieht ein. Was wird mit H&M?
Wer durch das Mülheimer Forum läuft, insbesondere durch das Obergeschoss, bemerkt großflächige Leerstände. Kaschiert sind sie von bunten Bildern, die einen Blick in die Zukunft des Centers erlauben und für das „neue Forum“ werben. Dessen Schwerpunkt soll die Gesundheit sein, daher lauten die Slogans: „Wartezimmer? Ich geht shoppen!“ oder „Mein Augenarzt? Liegt auf dem Weg!“
Das neue Center wirkt auf Entwürfen licht und offen, auf dem flachen Dach sprießt frisches Grün, flankiert die Rotunde am Kurt-Schumacher-Platz. Doch bis diese Vision wahr wird, müssen sich die Mülheimerinnen und Mülheimer noch schätzungsweise zwei Jahre gedulden. Im Moment sehen sie nur, wie im Forum immer mehr verschwindet. Zuletzt machten unter anderem Medimax, Hema und Douglas dicht.
Manager: „Nicht schlimm, dass wir Douglas im Forum Mülheim verloren haben“
Um die Parfümerie wollte das Centermanagement noch kämpfen, als zum Jahresbeginn Schließungspläne bekannt wurden. Nun sagt Mario Schüttauf, Fondsmanager beim Forum-Eigentümer Commerz Real: „Dass wir Douglas verloren haben, ist nicht schlimm.“ Wichtiger sei, dass der Konkurrent Pieper bleibt, als regionale Parfümerie. Auch die offensichtlichen Leerstände sieht er keineswegs als problematisch an, im Gegenteil: „Sie sind Teil der Vorbereitung“ - für ein deutschlandweit einzigartiges Projekt.
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Anfang November 2020, schon unter Corona-Bedingungen, wurden die Planungen für das Mülheimer Center erstmals vorgestellt, das künftig als „Forum Medikum“ firmieren soll. Das Konzept sieht vor, dass bei einer Gesamtfläche von rund 52.000 qm (inklusive Fitnessstudio, Kino, etc.) nur noch 22.500 qm für Einzelhandel oder Gastronomie genutzt werden und 14.500 qm für medizinische Dienstleister. Fast genau ein Jahr später haben die Investoren erneut über den Stand des Umbaus informiert.
Center soll 400 Tonnen CO2 pro Jahr sparen - Parkhaus bekommt neuen Betreiber
Dieser spielt sich aktuell vor allem hinter den Kulissen ab. „Mit aller Kraft“ werde an der technischen Modernisierung des Forums gearbeitet, erklärt Projektmanager Marco Zuber. Das Center soll nachhaltiger werden mit dem Ziel, an die 400 Tonnen CO2 jährlich einzusparen - und Betriebskosten zu senken. Zu diesem Zweck wird die gesamte Klimatechnik umgerüstet, das Dach begrünt, eine Photovoltaikanlage installiert. In Zukunft soll es mehr Ladestationen für E-Autos und auch für Lastenfahrräder geben. Das Parkhaus bekommt einen neuen Betreiber - man stehe „in finalen Verhandlungen“.
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Fleißig verhandelt wird auch mit Gesundheitsdienstleistern, die das Obergeschoss mit neuem Leben füllen sollen. Nach Angaben von Commerz Real seien bislang mehr als 20 Anfragen gekommen. Schon im zweiten Quartal 2021 sollten die ersten Mieter unterschreiben, hieß es im Frühjahr. Doch spruchreif ist - noch nichts. Manager Mario Schüttauf erklärt, man rede mit Ärzten aus den Bereichen Radiologie, Augenheilkunde, Gynäkologie, Zahnmedizin und mit Physiotherapeuten.
Große Krankenkasse soll im Forum einziehen
Und er kündigt an: „Wir werden einen Mietvertrag mit einer großen Krankenkasse schließen.“ So etwas in einem Center sei „einmalig in ganz Deutschland“. Doch selbst der Vertrag mit dem DRK ist noch nicht unterschrieben, das im Erdgeschoss des Forum eine große neue Kita mit 70 bis 80 Plätzen eröffnen will. Wo hakt es? Schüttauf bleibt vage: „Alles muss passen, da geht es um Laufzeiten, Koordination.“ Doch die Kita sei nach wie vor „ein wichtiger Baustein im Rahmen des Konzeptes“.
Umbau bei laufendem Betrieb
Es bleibt dabei: Das Forum - laut Projektleiter Marco Zuber „immer noch ein gut belegtes Haus“ - soll während des gesamten Umbaus geöffnet bleiben.
Eine besondere Herausforderung ist dabei die Stromversorgung: Sie muss durchweg sichergestellt sein.
Zugleich wird auf dem Dach eine rund 3000 qm große Photovoltaikanlage installiert. Sie soll künftig Strom liefern für den technischen Betrieb des Centers.
Das Erdgeschoss des Forums soll Shoppingzone bleiben, einige Geschäfts ziehen um. Dem Haus erhalten bleiben: Ernsting’s Family, Deichmann und Tedi, die bisher im Obergeschoss zu finden sind. Der Drogeriemarkt dm im Parterre vergrößert sich, nimmt die frühere Tom-Tailor-Fläche dazu.
„H&M möchte gerne bleiben“
Auch mit TK Maxx sei man einig geworden, teilen die Manager mit. Der Shop, der sich bislang über zwei Etagen erstreckt, bleibt auf der unteren Ebene. Ebenso Aldi und Edeka im Untergeschoss - wichtige Nahversorger in der Innenstadt.
Ein großes Fragezeichen steht dagegen noch hinter dem Verbleib von H&M, einem der größten Geschäfte im Forum. Der Modeladen müsste sich deutlich kleiner setzen. „H&M möchte gerne bleiben“, sagt Manager Mario Schüttauf, „und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir uns verständigen werden.“ Vorläufiges Fazit: Der Forum-Umbau ähnelt einem Puzzlespiel. Alle Beteiligten hoffen, dass es so schön wird wie auf der Vorlage.
Bislang keine Umzüge in die Mülheimer Innenstadt
Während die Umbau-Pläne für das Forum vor einem Jahr von Oberbürgermeister, Planungsdezernent und auch von der Citymanagerin spontan begrüßt wurden, gab es in der Stadt auch skeptische oder spöttische Reaktionen. Sorgen wurden laut, die Innenstadt könnte noch weiter veröden, Händler verlieren, noch unattraktiver werden.
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Die Investoren argumentieren umgekehrt: Die Verkleinerung von Einzelhandels- und Gastronomiefläche im Forum sei auch eine Chance. Geschäfte, die im Center nicht mehr unterkommen, verlagerten sich womöglich in die City. Bislang ist dieser Effekt jedoch nicht erkennbar.
Kinobetreiber: „Ghost Town“ in der oberen Etage
Meinolf Thies, Betreiber der Filmpassage im Forum, begrüßt grundsätzlich, dass die Eigentümer rund 40 Millionen Euro in das Center investieren wollen. Allerdings ist der Rechtsstreit um frühere Mietminderungen nach einem Wasserschaden noch nicht ausgestanden, das Verhältnis zwischen beiden Seiten weiter gespannt.
Das Kino soll nach Vorstellung der Investoren erhalten bleiben, doch der aktuelle Umbau fordert ihm offenbar einiges ab. Thies nimmt wahr, dass es im ersten Obergeschoss, wo der Eingang zur Filmpassage liegt, „mächtig leer geworden ist“. Diese Etage sei „Ghost Town“ - gleiche einer Geisterstadt. Und das Kino leide massiv darunter. Wie lange der Mietvertrag im Forum läuft, möchte der Unternehmer nicht öffentlich machen. Ob er eine Verlängerung anstrebt, lässt er offen.