Mülheim. Grünen-Kandidatin Franziska Krumwiede-Steiner besuchte das erste Mülheimer Gemeinschaftshaus in Holthausen, das nun 25-jähriges Bestehen feierte.
Wie wohnt es jetzt sich im ersten Mülheimer Gemeinschaftshaus, das seit 25 Jahren besteht? Die Grüne Bundestagskandidatin Franziska Krumwiede-Steiner wollte es wissen und schaute dort an der Liverpoolstraße vorbei. Für sie war es ein Wahlkampf- und ein Nachbarschaftsbesuch.
Krumwiede-Steiner kam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Gemeinschaftshauses an der Liverpoolstraße, mit Vertreterinnen des von der Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft getragenen Gemeinschaftswohnprojektes am Fünter Weg und mit Vertreterinnen und Vertretern des noch im Planungsstadium begriffenen Gemeinschafts Wohnprojektes auf dem ehemaligen Tengelmann-Gelände an der Wissollstraße ins Gespräch.
Ehemalige Grüne Baudezernentin hatte großen Anteil am Wohnprojekt
Die Bundestagskandidatin der Grünen hatte ein Heimspiel, als ihr Helga Spindeck (96), Gründerin des Gemeinschafts Wohnprojektes im Wohnpark Witthausbusch, berichtete, dass die damalige Grüne Baudezernentin Helga Sander 1996 wesentlichen Anteil an der Realisierung des Projektes „Gemeinsam Wohnen im Alter“ gehabt habe.
Heute wohnen im Gemeinschaftshaus im Wohnpark Witthausbusch 44 Wohnungseigentümer und Mieter. Dort gibt es auch Gemeinschaftsräume und einen Gymnastikraum. „Es ist schön, im Alter nicht einsam zu sein, sondern mit Nachbarn unter einem Dach zu wohnen, mit denen man vertraut ist“, sagte Spindeck. Auch jüngere Bewohner von der Liverpoolstraße und vom Fünfter Weg stimmten ihr zu. „Mich hat ein Interessent angesprochen, der mir sagte: ‚Ich habe keine Lust mehr alleine zu leben. Denn ich habe drei Kinder auf drei Kontinenten und jetzt ist auch noch mein Hund gestorben“, berichtete eine Bewohnerin.
Pflege der Gemeinschaftsräume wird solidarisch finanziert
Ziel: Den Wahlkreis direkt gewinnen
Dr. Franziska Krumwiede-Steiner (Jahrgang 1985) ist nicht nur Direktkandidatin ihrer Partei, sondern steht auch auf Listenplatz 29 der Grünen Landesliste. „Wenn die Grünen in NRW zwischen 17 und 20 Prozent der Zweitstimmen erreichen sollten, hätte ich die Chance, über die Liste in den Bundestag einzuziehen. Aber mein Ziel ist es, mit der Mehrheit der Erststimmen den Mülheimer Wahlkreis direkt zu gewinnen“, so Krumwiede-Steiner.
Der erste Mülheimer Bundestagsabgeordnete der Grünen, Dr. Wilhelm Knabe (1923-2021), zog 1987 per Landesliste in den Bundestag ein.
Marlies Schnabel, Vorsitzende das Trägervereins und der Eigentümergemeinschaft im Gemeinschaftshaus an der Liverpoolstraße, erläuterte das Grundkonzept. Alle Bewohner seien Mitglied des Trägervereins und Wohnungseigentümer, sie zahlten außerdem ein Hausgeld, um die Pflege und Instandhaltung der Gemeinschaftsräume solidarisch zu finanzieren. Schnabel gab der Bundestagskandidatin mit auf den Weg: „Setzen Sie sich dafür ein, dass Wohnungen, die in der Sozialbindung sind, nicht nach 15, 20 oder 30 Jahren aus dieser herausfallen. Genau das ist bei Wohnungen in unserem Haus 2019 passiert. Genau das trägt dazu bei, dass wir zu weniger Sozialwohnungen haben.“
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Krumwiede-Steiner stimmte Schnabel zu und notierte sich ihre vielleicht erste politische Aufgabe als Mülheimer Bundestagsabgeordnete. Es war schon vor 25 Jahren ein großer Kampf, überhaupt Wohnungen mit Sozialbindung in das Projekt zu integrieren“, erinnerte sich Helga Spindeck. Die Gründerin des Wohnprojektes ließ keinen Zweifel daran, dass der demografische Wandel auch Folgen auf das Zusammenleben im Gemeinschaftshaus habe. „Wir haben viele Aktivitäten entfaltet. Aber zur Wahrheit gehört, dass mit dem Alter die Kräfte schwinden und einige Mitbewohner inzwischen auf einen ambulanten Pflegedienst angewiesen sind.“
Gemeinschaftliches Wohnen auf dem ehemaligen Tengelmann-Gelände geplant
Im Austausch zwischen den Nachbarn im gemeinschaftlichen Wohnen am Fünter Weg und an der Liverpoolstraße wurde deutlich, dass die Eigentümerstruktur im Wohnpark Witthausbusch den Bewohnern mehr Gewicht bei der Auswahl der neuen Hausgenossen gibt, als die Mietstruktur am Fünter Weg.
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Beate Uhr, eine Parteifreundin Krumwiede-Steiners, berichtete von ihren ersten Gesprächen mit den Investoren des Tengelmann-Geländes, das vor einem städtebaulichen Wettbewerb steht. Uhr und ihr Mann Peter Blenkers möchten mit anderen am gemeinschaftlichen Wohnen interessierten Nachbarn ein vergleichbares Wohnprojekt auf dem ehemaligen Tengelmann-Areal an der Wissollstraße starten. „Wir haben bei den Investoren eine große Aufgeschlossenheit und ein grünes Denken festgestellt“, sagte Uhr.
Idee: Wochenmarkt im Wohnpark soll Nahversorgung verbessern
„Ich bewundere ihr Engagement und ich selbst kann mir vorstellen, im Alter in einem Gemeinschaftswohnhaus zu leben. Das wäre 200-prozentig etwas, was zu meinem Lebenskonzept passt. Denn was nützen Haus und Garten, wenn man alt und alleine darin sitzt und das zu groß gewordene Familienheim nicht mehr bewirtschaften kann“, formulierte Krumwiede-Steiner ihre Begeisterung für das gemeinschaftliche Wohnen, wie es auch an der Friedhofstraße in Speldorf (AWIS) und am Saarner Klostermarkt (Lina) praktiziert wird.
Großen Anklang fand die Holthauser Stadträtin mit ihrer Idee eines Wochenmarktes im Wohnpark Witthausbusch, der die Nahversorgung verbessern solle. Es gebe, so Krumwiede-Steiner, interessierte Markthändler, die aber unter dem Eindruck von Corona zurzeit keinen weiteren Markt starten wollten. Doch aufgeschoben ist für sie nicht aufgehoben. Das gilt auch für den von Krumwiede-Steiner mit initiierten Generationendialog zwischen den Senioren im ersten Mülheimer Gemeinschaftswohnprojekt an der Liverpoolstraße und den Kindern aus der benachbarten Kindertagesstätte der Krabbelkäfer und Krabbelmäuse.
Photovoltaikanlage soll Beitrag zur erneuerbaren Energieversorgung leisten
Die Grüne freute sich darüber, dass sich die Bewohner des Gemeinschaftshauses an der Liverpoolstraße die Installation einer Photovoltaikanlage vorstellen können, um einen lokalen Beitrag zur erneuerbaren Energieversorgung leisten könnte.
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Beate Uhr wies auf die Mülheimer Energiegenossenschaft hin, deren Gemessen mit ihren Anteilen den Ausbau der erneuerbaren Energie-Infrastruktur förderten. Für Krumwiede-Steiner steht fest, dass das gemeinschaftliche Wohnen sozial und ökologisch Sinn macht und deshalb auch von einer Grünen Regierungspartei gefördert würde, weil es mit mehr Solidarität und weniger Flächenverbrauch verbunden sei, als Einfamilienhäuser.