Mülheim. Das Mülheimer Wohnprojekt „Lebens(t)räume“ will gemeinsames Wohnen verwirklichen. 20 Frauen und Männer sind sie schon. Mitstreiter willkommen.

Wie wollen wir im Alter leben? Immer mehr Menschen jenseits der 50 beschäftigt dieses Thema, werden selbst initiativ. Das Mülheimer Wohnprojekt „Lebens(t)räume“ ist seit diesem Jahr dabei, gemeinsames Wohnen in einer lebendigen Nachbarschaft miteinander und im Stadtviertel zu verwirklichen. 20 Frauen und Männer sind sie schon, die sich regelmäßig treffen und bereits konkrete Vorstellungen formuliert haben. Weitere Mitstreiter sind herzlich willkommen.

Das nachbarschaftliche Miteinander ist der große gemeinsame Nenner, Alter und Lebensform zweitrangig. Junge Familien und Paare sind willkommen, ein Mehrgenerationenprojekt wünschenswert, doch die aktuelle Altersstruktur liegt zwischen 50 und 70plus, erzählt Beate Uhr, eine der Vertreterinnen des Wohnprojekts. „Bunt gemischt, das würde uns schon gut gefallen“, sagt sie.

Stadt unterstützt die Initiative der Mülheimer Bürger

Hilfe hat sich die Gruppe, die sich schon seit Januar 2019 regelmäßig trifft, bei Jörg Marx vom Mülheimer Sozialamt geholt. Marx ist Sozialplaner und Projektentwickler bei der Stadt und unterstützt die Gruppe bei Planung, Organisation und Moderation. „Wir mussten“, so Beate Uhr, „uns ja erst einmal alle kennenlernen.“ Und festklopfen, was allen wichtig ist beim gemeinsamen Wohnen.

Inzwischen ist man längst viel weiter, hat die ersten Pflöcke eingeschlagen. Alle Mitglieder der Gruppe – eine Vereinsgründung wird derzeit erwogen – sollen im Projekt eine neue Heimat finden könne, unabhängig davon, wie hoch das Einkommen ist, ob man Familie hat oder alleine lebt. Aktuell sind die meisten Mitglieder noch berufstätig. Für das angestrebte Wohnprojekt sind Eigentumseinheiten und Mietobjekte geplant, auch welche, die öffentlich gefördert und damit auch für geringere Einkommen bezahlbar sind.

Ziel: Gute Anbindung an den ÖPNV, kurze Wege zu Geschäften

Einig ist sich die neue Wohninitiative darüber, dass das neue, barrierefreie Zuhause eine gute Infrastruktur bieten muss. Eine gute Anbindung an den ÖPNV, kurze Wege zu Geschäften. Der Neu- oder Umbau soll nach nachhaltigen, ökologischen Aspekten erfolgen. Für die Mobilität ist an Car-Sharing und Elektromobilität gedacht, das Fahrrad soll eine große Rolle spielen.

Die Grünflächen sollen nicht nur grün sein. „Wir wollen schon zusammen gärtnern,“ sagte Hélène Wellfonder vom Wohnprojekt. Klar grenzt sich das Wohnprojekt davon ab, Altersassistenz zu wollen – zumindest, was über die normale Nachbarschaftshilfe hinaus geht. „Gegenseitige Pflege haben wir ausgeschlossen“, betont Frank Hohendahl vom Wohnprojekt.

Projekt sucht noch einen Bauträger

Kontakt für Interessierte

Wer Interesse an dem Wohnprojekt Lebens(t)räume hat, kann sich persönlich vorab informieren bei Jörg Marx und Vertretern der Projektgruppe. Der nächste Termin dafür ist am Mittwoch, 20. November, 16 Uhr. Anmeldungen bei Jörg Marx, 0208-455 5012, oder per E-Mail an joerg.marx@muelheim-ruhr. de.

Zu diesem Verfahren hat sich die Gruppe entschlossen, damit beim offiziellen Treffen vor allem über inhaltliche Dinge gesprochen werden kann und nicht zu viel Zeit mit einer Vorstellungsrunde ins Land geht. Das nächste offizielle Treffen der ganzen Gruppe ist am Dienstag, 26. November. Das Treffen ist nicht öffentlich, sondern nur für Mitglieder und Gäste.

Die Stadt unterstützt Wohnideen wie diese, weil sich bei einer Realisierung auch das Umfeld, die Nachbarschaft positiv entwickelt. So ist beim Wohnprojekt „Lebens(t)räume“ etwa an eine kleine Radwerkstatt gedacht, die auch die Nachbarn nutzen könnten. Und Gemeinschaftsräume könnten auch Veranstaltungen im Quartier zur Verfügung stehen. „Wir brauchen einen Partner als Bauträger, um das Projekt zu realisieren“, weiß Beate Uhr. Maximal 30 Wohneinheiten soll das Gebäude einmal umfassen. Das Projekt kann, das ist allen Mitgliedern klar, bis zu acht Jahren Zeit bis zur Realisierung benötigen.

Bisher trifft sich die Gruppe einmal im Monat offiziell unter der Moderation von Jörg Marx, dazwischen gibt es immer auch kleinere Treffen zum besseren gegenseitigen Kennenlernen, wobei auch andere, ähnliche Wohnprojekte besucht werden. In Mülheim gibt es schon einige, darunter „LiNA – Leben in Nachbarschaft - alternativ“ in Saarn, AwiS – Anders wohnen in Speldorf oder den Wohnhof Fünte in Heißen, wo das Generationenwohnen gelebt werden soll.