Mülheim. Die Verkehrsführung im Wohnpark Witthausbusch ist Streitthema in der Nachbarschaft. 78 Anlieger wollen sie ändern, andere wehren sich dagegen.

William Shakespeare hätte aus dem Stoff wahrscheinlich ein Theaterstück mit dem ihm eignen Humor gemacht: Durchfahren oder nicht durchfahren? Anlieger des nach ihm benannten Rings und der Straßen im Wohnpark Witthausbusch betrachten das Verhalten ihrer Nachbarn aber mit vollem Ernst: Die einen wünschen sich Poller am Beginn ihrer Straße, damit Autos nicht mehr durchfahren und Kinder in Gefahr bringen. Die Bewohner zwei Blocks weiter, wollen, dass alles bleibt wie bisher, weil sonst „die Autos um unsere Häuser kreisen“. Eine Einigung aller Nachbarn scheint da schwierig.

Dies ist das Ergebnis einer längeren Debatte mit Wohnungseigentümern, Ortspolitikern und Verwaltungsmitarbeitern in der Bezirksvertretung 1. Ein Teil der Bewohner hatte dort einen Antrag gestellt, die Verkehrsführung im Quartier zu ändern, damit Kinder und Senioren auf den breiten Fußwegen über dem Mittelplatz nicht von Autofahrern gefährdet würden. „Sie fahren auch zu schnell oder parken auf Feuerwehrzufahrten“, begründeten sie im Stadtteilparlament ihre Änderungsvorschläge für die Verkehrsführung. Wie sich herausstellte, hatten den Antrag 78, aber damit nicht alle Bewohner des Wohnparks unterschrieben.

Bewohner müssten sich einigen

Sie seien gar nicht gefragt worden. „Dort spielen keine Kinder, können also nicht gefährdet werden“, konterten Bewohner aus dem ersten Haus an der Liverpoolstraße. Bezirksbürgermeister Arnold Fessen versuchte, die Wogen zu glätten, wollte alles auf einer Bürgerversammlung zum Thema „Verkehrsführung im Wohnpark Witthausbusch“ regeln.

Aber Klaus Beisiegel, Leiter des Referates Umwelt, Planen und Bauen, musste ihm und den Anliegern eindeutig absagen. „Wir haben die Verkehrsführung nach den Vorgaben des Bebauungsplans eingerichtet – und die gilt. Nur wenn wirklich alle Bewohner sich einig sind, werden wir etwas ändern“, stellte er unmissverständlich klar.

Führt Rücksicht allein zu Harmonie?

Er selbst habe während des kompletten Entwicklungsprozesses des Quartiers „an etwa 70 Versammlungen teilgenommen“. Irgendwann seien die Kapazitäten der Stadtplaner erschöpft. „Die müssen auch für viele andere Stellen in der Stadt arbeiten.“ Das Gestaltungskonzept für den zentralen Platz sei „schließlich auch mit Zustimmung aller Anwesenden auf einer Versammlung“ entwickelt worden. Nähmen alle mehr Rücksicht aufeinander, sollte ein harmonische Zusammenleben im Wohnpark Witthausbusch möglich sein.

Nur die Polizei kann helfen

Mehrere Zufahrten führen in den Wohnpark Witthausbusch. Alle Fahr- und Fußwege sind im Bebauungsplan festgeschrieben. Weil viele Laufwege Autobreite haben, wurden einige mit Pollern abgesperrt, andere nicht.

Einige Autofahrer halten sich nicht an geltende Regeln, nehmen die Abkürzungen. Andere fahren zu schnell, parken falsch.

Da kann nur die Polizei helfen, lautet der Tipp aus dem Rathaus. Die Beschilderung im Wohnpark sei eindeutig. Mehr Rücksichtnahme brächte alle weiter.

„Heute bringen wir nichts auf den Weg“, resümierte Arnold Fessen enttäuscht. „Wer ist im Gebiet abstimmungsberechtigt?“, fragt er. Wie die Bewohner nun reagieren, bleibt abzuwarten.