Am Freitag startete "Reichtum des Alters", ein Projekt vom Theater Mülheimer Spätlese
Hat Wohnen im Alter immer etwas mit großen Haltegriffen zu tun? Mit dieser und anderen Fragen beschäftigten sich Publikum und geladene Experten bei der Auftaktveranstaltung der Diskussionsreihe "Reichtum des Alters".
"Die Ergebnisse werden in die nächste Produktion des Theaters Mülheimer Spätlese mit einfließen", sagte dessen Leiter Eckhard Friedl. "Wir möchten einen neuen Weg bei der Entwicklung eines Stückes gehen." So wolle man dem Anspruch des Theaters, einen kritischen Dialog zwischen den Generationen anzustoßen, gerecht werden.
Bei der ersten von vier Veranstaltungen am vergangenen Freitag in der Stadthalle moderierte Helmut Rehmsen (WDR) den Gedankenaustausch zwischen Fachleuten und interessierten Besuchern. Während Sabine Matzke von der Wohn-Bund-Beratung NRW die Wohnwünsche vieler Senioren aufzeigte, berichtete Helga Spindeck vom Verein für gemeinschaftliches Wohnen und Leben im Alter e.V. in Mülheim von ihren Erfahrungen als Mitglied einer Hausgemeinschaft. Manfred Hielen vom Institut für Sozial- und Kulturforschung in Duisburg, der sich seit Jahren mit dem Altern in unserer Gesellschaft beschäftigt, und Frank Esser, Vorsitzender des Mülheimer Wohnungsbaus e.G., wiesen auf Probleme und Chancen des Wohnens im Alter hin.
"Hauptsache nicht allein und im Heim", fasste Helmut Rehmsen das sich schnell heraus kristallisierende Anliegen vieler Senioren zusammen. "Es genügt schon, dass man in einem Heim zu einer bestimmten Uhrzeit essen muss", sagte Helga Spindeck. Gegenstand der Diskussion waren Vor- und Nachteile anderer Wohnformen, wie einer Hausgemeinschaft oder des Generationenhauses. Doch auch hier wurde klar: Eine Idealform gibt es nicht.
Manfred Hielen machte dies deutlich: "Nehmen wir einmal zwei Briten, beide 1948 geboren. Der eine ist Ozzy Osbourne, der andere ist Prinz Charles. Ich bin mir sicher, dass die beiden verschiedene Wünsche haben." Sabine Matzke sprach in diesem Zusammenhang von drei Typen: So gebe es die Senioren, die einen Neuanfang wagten und umzögen, diejenigen, die in ihrer langjährigen Wohnung blieben und diese ihren geänderten Bedürfnissen anpassten, und eine dritte Gruppe, bei der irgendwann das böse Erwachen käme.
Mit dem Umgestalten von Wohnungen beschäftigt sich der Mülheimer Wohnungsbau. "Wir versuchen, unsere Wohnungen barrierefrei zu machen, so dass langjährigen Mietern ein Umzug erspart bleibt", sagte Esser. Egal, für welche Wohnlösung man sich am Ende entscheide, wichtig sei es, so betonte Helga Spindeck, sich rechtzeitig darum zu kümmern.