Mülheim. Seit mehreren Jahren bearbeitet der Mülheimer Alpenverein ein Gebiet in den Kärntner Alpen. Coronabedingt mussten nun Prioritäten gesetzt werden.

Amtliche Messungen sagen zwar etwas anderes, fragt man aber die Mitglieder der hiesigen Sektion des deutschen Alpenvereins (DAV), befindet sich das höchste Gebäude Mülheims auf 2594 Metern Höhe. Seit einigen Jahren betreuen die Mülheimer die Böseckhütte im Kärntner Nationalpark Hohe Tauern. Coronabedingt musste der diesjährige Arbeitseinsatz in den Alpen auf die notwendigsten Arbeiten beschränkt werden.

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„Das Bestreben, ein alpines Arbeitsgebiet zu übernehmen, war schon lange gereift und ich hatte es auch als eines meiner persönlichen Ziele ausgegeben“, erklärt Michael Cremer, Vorsitzender der Mülheimer DAV-Sektion. 2016 übernahmen die Mülheimer dann einen Bereich, der einst von der Sektion Hagen angelegt worden war. „Die Ruhrgebietssektionen sind dort schon seit 100 Jahren aktiv“, berichtet Cremer.

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Normalerweise sind die Mülheimer in jedem Jahr mit bis zu 20 Leuten in der Region. Der ein oder andere verbindet den Arbeitseinsatz mit seinem Sommerurlaub, andere fahren nur zum Arbeiten nach Österreich. „Der Ort ist problemlos und nonstop mit der Bahn anzusteuern und das war für uns auch ein wesentlicher Punkt“, betont Cremer. Schließlich würde ein Einsatz für den Klimaschutz ein Stück weit dadurch torpediert, „wenn wir mit 10 bis 15 Autos dort runterballern würden“, wie Cremer es formuliert.

Installation des in diesem Jahr beschädigten Solarsystems an der Böseckhütte.
Installation des in diesem Jahr beschädigten Solarsystems an der Böseckhütte. © DAV Sektion Mülheim | Holger Klink

In diesem Jahr musste sich die achtköpfige Gruppe auf die wichtigsten Aufgaben beschränken. Langweilig wurde es dennoch nicht, denn der letzte Winter wie auch die Unwetter im Sommer haben genügend Spuren hinterlassen, die es zu beseitigen gilt.

Schäden an Dach und Fassade der Alpenhütte

So erlitt die Böseckhütte einige Schäden an Fassade und Dach. Auch das 2019 installierte solarbetriebene Lüftungssystem muss instandgesetzt werden. Trotz der geringen Zahl an Teilnehmern ist das Team „international“ aufgestellt. Neben Mitstreitern aus der Duisburger Nachbarsektion ist auch ein Bergfreund aus Tschechien mit dabei. Er unterstützt die Sektion schon seit einigen Jahren bei ihren Arbeiten.

„Für die Arbeiten an der Solaranlage der Hütte habe ich zusätzlich noch einen Spezialisten ,einfliegen’ lassen“, schmunzelt Einsatzleiter Holger Klink und begrüßt Sektionsmitglied Hermann Baumeister am Mallnitzer Bahnhof. Baumeister hatte vor zwei Jahren die Installation der Anlage an der Hütte geleitet und wird das Team nun bei den Reparaturen unterstützen.

Arbeiten werden für Ehrenamtliche immer herausfordernder

Klettersteig soll im Herbst entstehen

Das größte Projekt der DAV-Sektion in Mülheim selbst ist der Klettersteig, der an den drei Bahnbögen in der Müga entstehen soll. „Wir haben die Materialien mittlerweile da“, erklärt Vorsitzender Michael Cremer. Dabei handelt sich unter anderem um Trittstangen, Griffe und Drahtseile.

Im September oder Oktober soll das seit langem geplante Projekt in Kooperation mit dem Mülheimer Sportservice realisiert werden. Der Bau verzögerte sich unter anderem, weil zunächst ein Gutachten über den Bestand an Fledermäusen erstellt werden musste.

Der Steig soll sich über etwa 65 Meter an den drei Bögen der Vorlandbrücke erstrecken. Insgesamt werden 20.000 Euro investiert.

„Wenn wir hier fertig sind, werden Hütte und Weg wieder in einem guten Zustand sein“, ist sich Klink sicher. Durch den immer schneller fortschreitenden Klimawandel werden die Aufgaben aber von Jahr zu Jahr größer. „Permafrostrückgang, zunehmende Starkwetterereignisse und auch ungewohnt lange Trockenphasen schädigen die Infrastruktur im Hochgebirge und erschweren auch die Arbeiten im alpinen Bereich“, weiß Michael Cremer.

Ehrenamtlich wird diese Arbeit irgendwann kaum noch leistbar sein, da ist sich Cremer sicher. „An der einen oder anderen Stelle wird sich der Mensch auch wieder aus dem Hochgebirge zurückziehen müssen“, lautet seine Prognose. Bis dahin werden die Mülheimerinnen und Mülheimer aber weiter alles tun, um Bergbegeisterten Touren auf dem Westerfrölkeweg zu ermöglichen.

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Dazu werden sie in erster Linie die Infrastruktur ihrer Hütte verbessern, die bislang über keinerlei Wasserver- und Entsorgung verfügt. Der Bau einer Trockentoilette ist das Ziel. Außerdem kümmert sich die Sektion um die Sicherung von Wegen. Teilstücke, die aktuell durch anfällige Geröllfelder verlaufen, sollen in höhere und wesentlich flachere Passagen verlegt werden. Damit Mülheims höchstes Gebäude weiterhin erreichbar bleibt.