Mülheim. Technisches Hilfswerk und Freiwillige Feuerwehr in Mülheim haben nach der Flut mehr interessierte Anfragen. Die Pflicht zum Einsatz im Notfall.

Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung nach dem Hochwasser war überwältigend – auch in Mülheim. Viele Bürgerinnen und Bürger hat die Katastrophe auch dazu inspiriert, sich dauerhaft ehrenamtlich für andere zu engagieren. Das Technische Hilfswerk (THW) und die Freiwillige Feuerwehr (FF) in Mülheim haben in den letzten vier Wochen viel mehr Anfragen nach einer Mitgliedschaft als sonst gehabt.

Ein Informationsabend allein für die Interessierten an der Freiwilligen Feuerwehr

Mülheimer Notfallseelsorger im Flut-KatastrophengebietWährend die Freiwillige Feuerwehr im Schnitt eine Anfrage pro Monat hat, wollten zwei Wochen nach dem Hochwasser acht junge Männer und auch Frauen Informationen über eine Mitgliedschaft haben, berichtet Stefan Bremer, Löschzugführer der FF Mülheim in Broich. Die Interessierten kommen zwei-, dreimal mit zum Übungsdienst mit, so Bremer, dann können sie beitreten, wenn sie möchten und wenn der Wohnort zur Nähe der Wache in Broich passt. Sonst können sie Mitglied beim Löschzug der FF in Heißen werden. Diesmal aber habe sich ein Informationsabend allein für die Interessierten gelohnt. Ob nun alle dabei bleiben werden, sei jetzt noch nicht zu sagen. „Ich hoffe es aber“, so Stefan Bremer. Man muss sich ja darüber klar werden, ob man das Ehrenamt auch zeitlich schafft.

Wer sich für die Mitgliedschaft bei der FF entscheidet, muss einen Grundlehrgang durchlaufen und bekommt die passende Einsatz-Bekleidung. Auf vier Dienste alle zwei Monate müsse man sich einstellen, und natürlich auch auf den Ernstfall: So war die FF Mülheim mit 22 Leuten in Solingen im Hochwassereinsatz, hat bei der Evakuierung von Menschen aus den Häusern geholfen und Tiefgaragen und Keller wurden leergepumpt.

Sandsäcke für die Mülheimer Innenstadt: Auf dem Mülheimer THW-Gelände wurden 18 Lkw-Ladungen Sand in Säcke gepackt.
Sandsäcke für die Mülheimer Innenstadt: Auf dem Mülheimer THW-Gelände wurden 18 Lkw-Ladungen Sand in Säcke gepackt. © THW Mülheim

Freiwillige aus Mülheim halfen in Flamersheim und in Schweinheim

„Danach ging es dann in Mülheim nahtlos weiter“, berichtet Bremer. Rund um die Schleuseninsel haben die Ehrenamtlichen versucht, zu retten, was zu retten ist. Danach fuhren FF-Mitglieder für drei Tage nach Euskirchen, in den Stadtteil Flamersheim, um dort den Menschen zu helfen, unter anderem mit dem Auspumpen der Keller. Auch in Schweinheim haben die Mülheimer Freiwilligen aufgeräumt. Sie haben sich abgewechselt, damit niemand zu lange vom Arbeitsplatz weg war – denn die Freiwilligen stehen ja mitten im Job, müssen für den ehrenamtlichen Einsatz freigestellt werden.

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Auch beim Technischen Hilfswerk (THW) in Mülheim merkt man das gestiegene Interesse. 20 Anfragen hatte der Mülheimer Ortsverband zuletzt, erst kürzlich gab es eine Vorstellungsrunde. „Das ist bei jedem Schadensereignis so“, weiß Claus Craghs, der THW-Ortsbeauftragte für Mülheim. Denn die blauen THW-Fahrzeuge sind ja bei jedem Hilfseinsatz in den Medien gut zu sehen. Künftige THW-ler müssten „eine hohe Verlässlichkeit mitbringen“, betont Craghs. Und Geduld. Denn es könne schon mal ein bis zwei Jahre bis zum ersten Einsatz dauern, weil man sich zuvor qualifizieren muss. Zu Beginn steht die sechsmonatige Grundausbildung; eine einjährige Fachausbildung kann folgen. Man muss den umfangreichen THW-Maschinenpark mit seinen Geräten im Notfall schließlich auch bedienen können.

Das THW erwartet von seinen Leuten Zuverlässigkeit und Einsatzbereitschaft

Es gibt Dienstpläne für ein Jahr im voraus und das regelmäßige Erscheinen wird erwartet, zu den Bereitschaftsdiensten und zu den Ausbildungsveranstaltungen. „Wir können nicht auf Leute bauen“, so THW-Mann Craghs, „die kommen, wann sie wollen.“ Man müsse auch offen reden, um alles unter einen Hut zu bekommen. Einsatzbereitschaft bei spontan auftretenden Einsatzlagen wird erwartet, die blaue THW-Uniform wird gestellt.

Das Mülheimer THW hat für Sandsäcke in der Mülheimer Innenstadt gesorgt.
Das Mülheimer THW hat für Sandsäcke in der Mülheimer Innenstadt gesorgt. © THW-Mülheim

Auf dem Mülheimer THW-Gelände wurden 18 Lkw-Ladungen Sand in Säcke gepackt

Rund 200 THW-Männer und -Frauen aus NRW haben für das Hochwasser auf dem Mülheimer Dienstgelände an der Düsseldorfer Straße gut 510 Tonnen Sand – 18 Lkw-Ladungen – in Säcke gepackt, berichtet Claus Craghs. Rund 20.000 wurden in Mülheim verbaut, etwa am Saarner Damm und an der Schleuseninsel. 15.000 Säcke wurden anderswo benötigt. Die THW-ler haben in Euskirchen Sandsäcke geschleppt und in Bad Münstereifel beim Brückenbau geholfen, haben Versorgungsfahrten für den THW-Bereitstellungsraum am Nürburgring gemacht.

In Planung: Dritter Löschzug der FF für Saarn

Ab 2024 wird der dritte Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr für Saarn etabliert, sagt FF-Löschzugführer Stefan Bremer. Er würde sich freuen, wenn sich dafür viele Saarner Bürger melden.

Die Freiwillige Feuerwehr hat in Mülheim 120 Mitglieder, die Jugendfeuerwehr (vor der Pandemie) 40 Jungen und Mädchen.

Das THW hat in Mülheim 120 erwachsene Mitglieder (ein Drittel ist weiblich) und 20 Jugendliche.

Der Arbeitgeber muss den Arbeitnehmer für die THW-Einsätze freistellen. „Die Gesetzeslage ist da eindeutig“, sagt der THW-Ortsbeauftragte Claus Craghs. Der THW-ler habe eine Verpflichtung unterschrieben und dürfe aufgrund seines Ehrenamtes keine Nachteile im Job haben. „Da muss auch nicht gefragt werden, wenn es in den Einsatz geht“, sagt Craghs. Aber wie immer im Leben sei es ein Geben und Nehmen, oft sei es eben auch ein Abwägen der Möglichkeiten.

„Bei der Freistellung haben wir noch nie Probleme mit einem Arbeitgeber gehabt“, sagt Stefan Bremer, Löschzugführer der Freiwilligen Feuerwehr in Broich. Er empfiehlt aber, zuvor mit dem Arbeitgeber zu sprechen und weiß: „Es gibt ja auch Berufe, wo man nicht jederzeit weg kann.“ Aber vom Gesetz her sei jedes FF-Mitglied im Bedarfsfall sofort freizustellen.