Mülheim. Die Bereiche der Campingplätze Haus Kron und Staader Loch jenseits des Damms sind überflutet. Camper brachten ihr Eigentum eilig in Sicherheit.
Einige der Camper sind noch da, blicken am Donnerstag fassungslos auf das, was gestern noch ihr Ferienrefugium war: Die Ruhr ist angestiegen bis zum Deich an der Mintarder Straße, ist dort ein reißender Strom geworden. Am „Haus Kron“ haben sie am Mittwoch schon alles ins Trockene bringen können, am „Staader Loch“ lugen noch einige Pavillons zwischen den Bäumen aus dem Wasser.
Ihre Campingwagen und Wohnmobile haben die Camper alle schon bis zum Vorabend in Sicherheit auf die andere Seite des Deichs gezogen. Sperrige Reste wie Boote, Möbel, Planen lagern sie auf dem trockenen Deich. Man war ja früh genug gewarnt worden. Menschen und Haustiere sind gottlob nicht zu Schaden gekommen, berichten die Leute. Aber den Campern steht der Schreck noch ins Gesicht geschrieben: „Das es so schnell geht, das haben wir nicht gedacht“, sagt einer. Und von den wenigen Leute, die am Donnerstagvormittag auf dem Deichweg zum Gucken gekommen sind, hört man nur: „Unglaublich.“ oder „Das hätte ich mir nicht vorstellen können.“
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„So schlimm war es noch nie“ sagen die Hochwasser-erfahrenen Camper in Mülheim
Haus Kron: Die Infotafel für die Camper lugt gerade noch aus dem Wasser, sonst ist hier alles voll die Ruhr. Breit wie nie wälzt sich der Fluss in Richtung Innenstadt. Beim ehemaligen Restaurant „Dicken am Damm“ stabilisiert die Feuerwehr den Saarner Damm mit Sandsäcken. Ein Camper aus Mettmann, der seit vielen Jahrzehnten an der Ruhr campt, kennt das Hochwasser am Haus Kron. Er erinnert sich, in einem Jahr dreimal den Wohnwagen aus dem Wasser gezogen zu haben. Die ganze Deichkrone hätte damals voll gelegen mit geretteten Gegenständen. „So schlimm war es aber noch nie“, sagte auch er. „Um 14 Uhr ging das Wasser hier schon bis zur Deichkante.“ Sein Wohnwagen, erzählt der 78-Jährige, trocknet seit Mittwoch auf dem Schotterparkplatz ein paar Meter weiter, auch die Tochter und der Schwiegersohn konnten ihr Eigentum retten, und die anderen Mitcamper auch.
Staader Loch: „Des Campers Fluch ist Regen und Besuch – Regen geht noch!!!“ steht am Eingang zum Platz, der nicht mehr da ist. In Sichtweite der Ruhrtalbrücke gucken am Campingplatz Staader Loch nur noch ein paar Pavillons, Vorzelte und Spielgeräte aus dem Wasser. Alles konnten die Leute so schnell nicht mehr wegschaffen. „Manche waren hier am Mittwoch noch bis halb zehn zugange“, berichtet Rita Gornig aus Mülheim, die mit ihrer Enkeltochter eigentlich ein paar schöne Ferientage an der Ruhr verbringen wollte.
Die Ferien an der Ruhr sind erst einmal zu Ende
„Dass es so krass wird, das hätten wir nicht gedacht“, hört man auch hier von den Campern. „Dass es so schnell geht“, sagt ein Mitcamper von Rita Gornig. „Das hätte ich nie geglaubt. Wahnsinn. Sonst hatte man immer acht bis zwölf Stunden Zeit.“ Mit Hochwasser kennen sich auch die Camper am Staader Loch aus. Dieses Mal mussten sie aber sehr schnell räumen, sie waren teils noch unterwegs oder saßen auf der Arbeit, als die Hiobsbotschaft kam.
Rita Gornig kann schon wieder lächeln, sie nimmt ihre Enkelin in den Arm: „Jetzt geht es eben in den Ferien auf die Terrasse.“ Anderswo geht es ans Putzen. „Wir haben ja alles nass eingepackt“, sagt der freundliche Camper (78) aus Mettmann. Aber das sei doch alles nicht so wirklich schlimm, meint er noch zum Abschied. „Die eigentliche Katastrophe sind doch die sechs eingestürzten Häuser in der Eifel.“