Hattingen. Im Bereich Schleusenstraße in Hattingen hat das Hochwasser schlimm gewütet. Hier mussten Anwohner mit einem Boot der DLRG evakuiert werden.
„Eine Tragödie“ – so nennt Dieter Wischnewski das, was das Hochwasser am Donnerstag (15. Juli) mit seinem Haus an der Schleusenstraße gemacht hat. Keller und Erdgeschoss des Mehrparteienhauses sind seit dem frühen Morgen geflutet und das Wasser steigt weiterhin, kriecht bis zur Straße Am Wallbaum hoch. Nach der Räumung des Erdgeschosses folgen im Verlauf des Vormittags die weiteren Etagen.
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Strom und Heizung ausgefallen, Autos fast halbhoch im Wasser
Seit 13 Jahren wohnt Wischnewski hier. Das Haus, sagt er, sei in einer weißen Wanne gebaut: „Da fühlte ich mich immer in Sicherheit.“ Doch an diesem Morgen müssen mehr als 30 Menschen mit einem Boot der DLRG aus dem Haus evakuiert werden. Strom und Heizung sind ausgefallen.
Glück im Unglück hatten indes die Bewohner der Birschel-Mühle nebenan – sie musste vorerst nicht evakuiert werden. „Zum Glück nicht“, sagen die Einsatzkräfte.
„Hochwasser hat’s immer gegeben“, erzählt Anwohner Friedrich Tiggemann, der schon seit 20 Jahren hier lebt. „Aber jetzt steht’s bis hier“, zeigt er sich immer noch fassungslos und blickt auf den großen Parkplatz vor dem Haus, auf dem einige Autos mittlerweile fast halbhoch im Wasser stehen.
Anwohner kommen vorerst bei Verwandten unter
Er selbst hatte das Haus bereits früh am Morgen zur Arbeit verlassen, gegen 10.30 Uhr kommt er zurück – weil seine Frau evakuiert wird. „Wir wohnen in der ersten Etage“, führt er aus. „Wir dachten, wir könnten drin bleiben.“ Doch dann musste es doch ganz schnell gehen. Gerade einmal das Nötigste für zwei Tage konnte die Ehefrau einpacken, für alles andere blieb keine Zeit. „Ich habe kartonweise Fotoalben im Keller“, erzählt Friedrich Tiggemann wehmütig. Sie stammen noch aus der vor-digitalen Zeit und sind vermutlich verloren.
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Wie viele ihrer Nachbarn wird das Paar vorerst bei Verwandten unterkommen. Wie lange sie nicht in ihre Wohnung dürfen – noch unklar, am Donnerstagvormittag ist von drei Wochen die Rede.
Königsteiner Straße komplett unter Wasser
Auch auf der gegenüberliegenden Uferseite haben sich die Wassermassen ihren unaufhaltsamen Weg gebahnt. Die Königsteiner Straße ist gesperrt, das Wasser spült unaufhörlich aus dem Fluss bis an die Häuser, die aber noch bewohnt sind. Ein verärgerter Anwohner streitet vom Balkon aus mit einem Passanten, der Bilder von der Situation macht.
Er ist nicht der Einzige, viele Hattinger zieht es an diesem Morgen an die Ruhr, um das Ausmaß des Hochwassers zu begutachten. „So hoch war’s noch nie“, ist immer wieder zu hören. Aber auch Sorgen treiben manchen um. Eine Dame ist extra gekommen, weil sie sich um die Rinder in den Ruhrauen sorgte, eine andere, weil sie Pflegepatienten an der Königsteiner Straße betreut.
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