Mülheim. Weil das Reisen über die Grenze pandemiebedingt noch schwierig ist, verbringen Urlauber schöne Tage in Mülheim. Womit die Ruhrstadt dabei punktet.

Sommer, Sonne, Urlaub – das wünschen sich viele momentan. Endlich einmal abschalten, den Alltagsstress hinter sich lassen und auf andere Gedanken kommen. Doch die Pandemie hat uns all das lange erschwert, Urlaube im Ausland sind teils immer noch schwierig. Warum also nicht zur sicheren Variante greifen und einen Kurzurlaub nach Mülheim buchen?

Genau das haben Besucher des Campingplatzes am Entenfangsee und Gäste des Bauwagenhotels an der Mintarder Straße gemacht. Das zweite Wochenende nun schon durften Kurzurlauber sich in den idyllischen roten Bauwagen eine Auszeit gönnen. „Alle fünf Bauwagen sind voll“, freut sich Ute Henkel, die gemeinsam mit Claudia Hagemann das Bauwagenhotel am Ruhrufer leitet. Beide waren froh, vergangenes Wochenende nach einer coronabedingt verlängerten Winterpause endlich wieder für Negativ-Getestete öffnen zu dürfen. „Normalerweise beginnt die Saison schon am ersten April“, erzählt Claudia Hagemann. Sie beherbergt Gäste aus der Region und auch aus ganz Deutschland: Bochum und Dortmund, aber auch Friesland sind nur ein paar Beispiele der verschiedenen Orte, aus denen Reiselustige in das Bauwagenhotel kommen.

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Mülheim finden die Besucher vielfältig: Radtouren, Kanufahrten und Ausflüge

Doch was zieht die Leute für einen Kurzurlaub ausgerechnet nach Mülheim? „Viele wollen einfach mal das Ruhrgebiet erkunden“, weiß Hermann. „Sie denken oft, alles hier sei trist und grau und sind dann ganz überrascht von der grünen Umgebung.“ Vom Campingplatz aus ist es schließlich auch nicht weit zu den verschiedensten Attraktionen: Zeche Zollverein, Duisburger Zoo, Baldeneysee oder die Regattabahn sind beliebte Ziele der Kurzurlauber. Außerdem punktet Mülheim mit verschiedensten Radtour-Routen und der Möglichkeit, auf der Ruhr Kanu zu fahren oder schwimmen zu gehen. „Gerade momentan merkt man, wie gut es den Menschen tut, einfach mal rauszukommen“, so Hermann.

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Im Bauwagenhotel an der Ruhr kommen Urlaubsgefühle auf

Wie zum Beispiel bei Familie Schnee: Ursprünglich wollte diese schon an Fronleichnam letztes Jahr in das Bauwagenhotel kommen. Damals hat Corona ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt aber, ein Jahr später, hat es geklappt: „Wir haben lange drauf gewartet“, erinnert sich Familienvater Mario Schnee. Gemeinsam mit seiner Frau und den zwei Söhnen wohnt er eigentlich in der Nachbarstadt Essen: „Wir sind mit dem Fahrrad hierhin gefahren.“

Am Freitag wurde Duisburg-Wedau besucht, am Samstag kamen sogar die Eltern zu Besuch, alle sitzen auf der Terrasse des roten Bauwagens. Trotz des etwas trüben Wetters wirkt es sehr idyllisch, die Ruhr strahlt Urlaubsflair und Ruhe aus und die bunten Blumenkübel machen die Atmosphäre perfekt. „Es ist schön, endlich mal wieder die Gelegenheit für ein paar Tage Urlaub zu haben“, findet Schnee. Der Osterurlaub an die Nordsee musste nämlich wegen der Pandemie abgesagt werden. Aber: „Wenn man die Ruhr hat, dann braucht man keine Nordsee“, lacht Jürgen Toups, Vater von Mario Schnee. Das findet auch der neunjährige Armin, der trotz der etwas kühlem Temperaturen munter in die Ruhr springt. „Wenn man im Wasser in Bewegung bleibt, geht das“, erklärt er.

Bauwagen für Wochenendaufenthalt oder Zwischenübernachtung

Ob Stammgäste, Wochenendurlauber oder Radfahrer – das Publikum im Bauwagenhotel ist bunt gemischt, zudem harmonisch und familiär: „Wer abends grillt, findet sich oftmals anschließend auf ein Gläschen Wein bei den Bauwagen-Nachbarn wieder“, erzählt Claudia Hermann. Man fühlt sich direkt wie Urlaub. Es muss also nicht immer Spanien oder Italien sein.

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Lea, Irene, Julian, Max und Bastian Mende (v.l.) finden es prima auf dem Campingplatz am Entenfang in Mülheim. Eigentlich wären sie über das lange Wochenende nach Holland gefahren, doch das machen die Corona-Beschränkungen noch schwierig.
Lea, Irene, Julian, Max und Bastian Mende (v.l.) finden es prima auf dem Campingplatz am Entenfang in Mülheim. Eigentlich wären sie über das lange Wochenende nach Holland gefahren, doch das machen die Corona-Beschränkungen noch schwierig. © K. Bauer

Nicht nach Spanien oder Italien, sondern nach Holland sollte es eigentlich für Bastian Mende und seine Familie über das Fronleichnamswochenende gehen. Jetzt aber sitzt der 44-Jährige mit Lea (12), Max (9), Julian (9) und Irene (9) vor seinem Wohnwagen auf dem Campingplatz am Entenfang. „Das ist unser erster Urlaub seit Corona“, seufzt Bastian Mende, lehnt sich im Klappstuhl zurück und genießt sichtlich die Sonnenstrahlen. Als er für den Kurzurlaub eine Alternative zu den Niederlanden suchte, habe er zunächst mit Xanten geliebäugelt. Dort aber waren alle Campingplätze schon ausgebucht. „Hier haben wir Glück gehabt“, sagt der Krefelder. „Wir sind hier am Entenfang sehr nett begrüßt worden, der Platz ist gemütlich.“

Nun also sind sie in Mülheim gelandet, auf einem Campingplatz, der eigentlich weniger touristisch sei, wie Dietmar Harsveldt, der Campinggesellschaft am Entenfangsee sagt. Nur etwa zehn bis 15 Stellplätze für Tagestouristen oder Kurzurlauber habe er, alles andere seien Dauerstellplätze. Von seinen anderen Plätzen, die Harsveldt etwa in Hattingen an der Ruhr, in der Eifel oder am Biggesee im Sauerland betreibt, berichtet er: „Wir waren zu 100 Prozent ausgebaucht.“ Und das gehe wohl auch die kommenden Wochen so weiter, schätzt er, denn die Leute hätten durch Corona ihre Liebe zum Camping entdeckt.

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Am Entenfang ist es fast genauso schön wie in Frankreich

Kaum angekommen, haben die fünf Krefelder auch schon die Umgebung erkundet: Die Sechs-Seen-Platte in Duisburg. Die Kinder waren sogar schwimmen. War das Wasser nicht kalt? Julian schüttelt den Kopf. Cool sei das gewesen. Der Ausflug mit seinem Onkel, den Cousinen und seinem Cousin war ein Geschenk für ihn. Zu seinem neunten Geburtstag Anfang des Jahres haben sie sich gegenseitig fest versprochen, dass sie gemeinsam wegfahren über das lange Wochenende. Ob das klappen würde, stand damals noch in den Sternen. Umso glücklicher sind die kleinen Krefelder nun, dass sie am Entenfang gelandet sind.

Auch wenn Bastian Mende nach dem Kurzurlaub in Mülheim sagt: „Man muss gar nicht immer so weit wegfahren, um es schön zu haben“, soll es in den Sommerferien doch endlich mal wieder weiter weg gehen. „Nach Frankreich!“, erzählt Lea. Na dann: Wir drücken die Daumen, dass das klappt. Und falls nicht: Ihr wisst ja jetzt, wo es mindestens genauso schön ist.