Mülheim. In Mülheims Krankenhäusern liegen keine Covid-Patienten mehr. Wenn es nur wenige freie Intensivbetten gibt, hat das andere Gründe: schwere OPs.

Unbarmherzige Monate liegen hinter den Mülheimer Krankenhäusern, hinter den Menschen, die dort arbeiten. Seit dem Herbst war dort alles auf die Bewältigung der Corona-Pandemie ausgerichtet, jetzt spürt man eine deutliche Entspannung.

Mülheimer Krankenhäuser melden momentan keinen einzigen Corona-Patienten

Momentan wird hier in der Stadt kein einziger Covid-Patient stationär behandelt, weder im Evangelischen Krankenhaus (EKM) noch im St. Marien-Hospital (SMH). Welch eine Entwicklung.

Im EKM mussten zu schlimmsten Zeiten mehr als 60 Coronakranke betreut werden, viele kämpften auf der Intensivstation um ihr Leben. Das Marien-Hospital zählte während der „Spitzen“ in der zweiten und dritten Pandemiewelle teilweise über 40 schwerkranke Covid-Patienten. Der vorerst letzte Corona-Patient konnte dort am 26. Juni nach Hause entlassen werden, das ist jetzt drei Wochen her. Im EKM mussten seit Anfang Juli keine Covid-Infizierten mehr stationär behandelt werden.

Hospitalisierung bald wichtiger als Inzidenz?

In Politik und Wissenschaft gibt es aktuell Überlegungen, die Inzidenzwerte - also die Neuinfektionen pro 100.000 Personen - nicht mehr über alles zu stellen, wenn es um die Anpassung der Corona-Maßnahmen geht.

Auch im Robert-Koch-Institut wird erwogen, künftig vor allem auf die sogenannte Hospitalisierung zu schauen: den Anteil der Covid-Infizierten, die so schwer erkranken, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen.

In beiden Häusern waren während der Pandemie Stationen umgewidmet worden. Aus dem Evangelischen Krankenhaus heißt es nun: „Wir haben unseren Covid-19-Bereich stark reduziert und nutzen die Stationen wieder für alle anderen Patienten.“ Bei Bedarf könnten diese Kapazitäten erneut „ganz schnell“ ausgebaut werden, versichert eine EKM-Sprecherin. „Aktuell befinden wir uns wieder im Normalbetrieb.“ Diese Aussage gilt auch für das Marien-Hospital, doch mit großer Vorsicht und „unter weiterhin strengen Hygienemaßnahmen“, heißt es.

Momentaufnahme: Sechs von 34 Intensivbetten in Mülheim frei

In kritischen Pandemiezeiten wurde immer besonders sorgenvoll auf das Fassungsvermögen der Intensivstationen geschaut. Wie viele Betten sind noch frei? Wie viele Beatmungsplätze? Hier hatte das St. Marien-Hospital noch Anfang Mai von einer maximalen Auslastung und angespannten Lage berichtet. Laufend erfasst werden diese Daten im Divi-Intensivregister, dem alle deutschen Krankenhäuser täglich ihre Kapazitäten melden müssen. Am Dienstagmittag wies die Übersicht für die Stadt Mülheim insgesamt 34 Intensivbetten aus, sechs davon waren frei, Covid-Fälle gab es nicht.

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Am Sonntag waren sogar nur vier Intensivbetten in Mülheim leer – „ein normaler Zustand in Zeiten, in denen es nicht notwendig ist, zusätzliche Kapazitäten für Corona-Patienten frei zu halten“, erläutert die Sprecherin des EKM. Vor der Pandemie habe sich bloß kaum jemand für diese Zahlen interessiert. Generell werden Betten immer nur als verfügbar gemeldet, wenn auch genügend Fachpersonal bereit steht. Daher schwankt ihre Zahl.

Wieder mehr schwerwiegende Operationen

Obwohl Corona-Patienten derzeit keine Kapazitäten beanspruchen, herrscht auf den Intensivstationen keineswegs Leerstand, was für die Kliniken auch extrem unwirtschaftlich wäre. Nicht nur Notfälle werden dort versorgt, sondern zunehmend auch wieder Patienten, die sich von schweren Operationen erholen. „Mittlerweile werden wieder größere elektive Eingriffe durchgeführt“, heißt es aus dem Marien-Hospital, also verschiebbare OPs, die schwerwiegend sein können, aber wegen Corona dennoch warten mussten.

Auch das Evangelische Krankenhaus hat sämtliche Operationssäle wieder hochgefahren. In jeder Welle habe man planbare Eingriffe verschieben müssen, erklärt die Sprecherin, „besonders solche, bei denen klar ist, dass die Patienten direkt auf die Intensivstation kommen“. Nun ist Abwarten nicht mehr nötig.

Besuchsregelungen wurden gelockert

Beide Mülheimer Krankenhäuser haben Ende Juni ihre Besuchsregelungen gelockert. Das Marien-Hospital erlaubt Patientenbesuche jetzt ab dem ersten stationären Tag. Eine Person pro Tag darf kommen, eine Stunde lang bleiben, nur in der Zeit zwischen 15 und 20 Uhr. Im Evangelischen Krankenhaus sind Besuche erst am Folgetag nach der Aufnahme möglich, von 15 bis 18 Uhr, ansonsten gelten die gleichen Regeln wie im SMH. Allerdings ist immer nur ein Gast pro Zimmer zugelassen. Falls mehrere gleichzeitig anklopfen, wird auf den Patientengarten verwiesen.

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Weiterhin gilt für Besuche im Krankenhaus, dass nur getestete, geimpfte oder genesene Personen Zutritt haben und überall medizinische Masken getragen werden müssen, im Marien-Hospital ausdrücklich FFP2-Masken. Auch wenn draußen vor der Tür die Inzidenzstufe null ausgerufen wurde, betont die Sprecherin des SMH: „Die Lockerungen im Alltag sind im Krankenhaus noch nicht denkbar.“