Mülheim. In der Corona-Pandemie wird sorgenvoll auf die Intensivbetten geschaut. Mülheim hat im Städtevergleich relativ wenige. Ein Problem?

Momentaufnahme vom Montagmittag, 11. Januar: Auf den Intensivstationen der beiden Mülheimer Krankenhäuser gibt es insgesamt 34 Betten. 30 davon sind belegt, in neun werden schwerkranke Covid-19-Patienten behandelt, die damit mehr als ein Viertel aller Intensivbetten in Anspruch nehmen. Drei dieser Coronakranken werden zusätzlich invasiv beatmet.

Die Daten stammen aus dem Divi-Intensivregister, das in Kooperation mit dem Robert-Koch-Institut geführt wird und derzeit stark im Fokus steht. Täglich um 12 Uhr muss jedes Krankenhaus in Deutschland dorthin melden, wie viele Intensivbetten es hat, wie viele frei sind, wie viele Corona-Patienten dort liegen, wie viele invasiv beatmet werden.

Zahl der Intensivbetten schwankt erheblich - je nach verfügbarem Personal

Dass sich die freien Kapazitäten schnell und stark verändern können, leuchtet ein. Aber auch die Gesamtzahl der Intensivbetten schwankt erheblich. In Mülheim waren es vor einer Woche noch 36, aktuell sind es 34 Betten. Noch viel krasser sind die Unterschiede in anderen Städten, zwei Beispiele: In Duisburg hat sich die Zahl der Intensivbetten seit dem 31. Dezember von 216 auf nur noch 168 verringert, in Oberhausen von 79 auf 61.

"Wir erfassen nur die Zahl der betreibbaren Betten", erläutert eine Sprecherin von Divi. Und dazu gehört, dass nicht nur die räumliche und technische Ausstattung da ist, sondern auch genügend Fachpersonal. "Rechnerisch muss für 2,5 Intensivbetten jeweils eine Pflegekraft im Einsatz sein."

Immer mehr Corona-Fälle unter Krankenhaus-Mitarbeitern

Leider haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten auch immer mehr Mitarbeiter mit Corona infiziert oder mussten in Quarantäne. Bundesweit ist die Zahl der Intensivbetten seit dem Sommer erheblich geschrumpft. Die Pandemie bringt eine zusätzliche Belastung mit sich: "Normalweise rotieren die Patienten und werden oft nach kurzer Zeit auf eine normale Station verlegt", erklärt die Sprecherin. "Corona-Patienten liegen jedoch teilweise sieben bis acht Wochen lang auf der Intensivstation."

Mülheim hat nur zwei Krankenhäuser und wenige Intensivbetten

Aber auch wenn man diese Schwankungen im Blick hat, verfügt Mülheim über deutlich weniger Intensivbetten als andere Städte. Um bei den genannten Beispielen zu bleiben: Nach aktuellem Stand stehen in der Stadt Duisburg rund 33,5 betriebsbereite Intensivbetten pro 100.000 Einwohner, in der Nachbarstadt Oberhausen knapp 29, in Mülheimer jedoch nicht einmal 20.

Der Grund liegt wohl einfach darin, dass es in Mülheim nur zwei Krankenhäuser gibt. Die Kapazitäten orientieren sich immer am verfügbaren Personal, sagt auch Carsten Preuß, Geschäftsführer des St. Marien-Hospitals. "Wir können keine Betten vorhalten, wenn wir die Mitarbeiter nicht haben. Wir können aber hochfahren, wenn die Zahlen es erfordern."

Rettungsdienste werden NRW-weit gesteuert

Noch aktueller seien die Zahlen, die die Krankenhäuser drei Mal täglich an das landesweite IG NRW melden (Informationssystem Gefahrenabwehr), die jedoch nicht veröffentlicht werden. "Auf dieser Grundlage werden auch Rettungsdienste und Feuerwehr gesteuert", erläutert Preuß.

Auch Nils B. Krog, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses Mülheim (EKM), betont mit Blick auf die Intensivbetten: "Wir melden nur, was wir regelrecht betreiben können, und nicht, was wir in einem reinen Notfall-Coronabetrieb maximal an Betten aufstellen könnten." Wie viel Personal an Bord sei, könne sich sogar mehrmals täglich ändern. Im November etwa seien acht Intensivpflegekräfte am EKM wegen Krankheit ausgefallen.

Covid-Patienten einzeln isoliert im Dreibettzimmer

Doch nicht nur die Zahl der Intensivbetten, auch die der anderen verfügbaren Betten schwankt in Zeiten der Pandemie. Da Covid-Patienten und Verdachtsfälle isoliert liegen müssen, kann das EKM seine Dreibettzimmer derzeit nur einfach belegen. "Wenn Sie zehn Verdachtsfälle haben", nennt Krog ein Beispiel, "sind schon 30 Betten weg. Das geht derzeit allen Krankenhäusern so." So könne man im EKM aktuell von eigentlich 560 Betten nur 250 bis 260 betreiben.​

Trotz allem hat sich im EKM die Situation momentan etwas entspannt. Und auch im St. Marien-Hospital, wo über Weihnachten und Silvester nur in dringenden Notfällen operiert werden konnte, hofft man, dass der OP-Betrieb wieder hochgefahren werden kann.