Mülheim. Bis zum Sommer 2021 wollen Verwaltung und Ruhrbahn erste Ideen zum neuen Mülheimer Nahverkehrsnetz vorlegen. So sieht der Zwischenstand aus.
Noch lässt ein zukunftsfähiger Nahverkehrsplan auf sich warten. Was ursprünglich einmal sieben Millionen Euro einsparen sollte und die Politik vor zwei Jahren nach heißer Debatte einkassierte, geht in Trippelschritten voran. Im vergangenen Mobilitätsausschuss insistierte daher die CDU auf einen diskussionswerten Entwurf noch vor den Sommerferien 2021.
Bustakte müsse an 15-Minuten-Takt der Straßenbahnen angepasst werden
Aktuell aber gibt es einen Zwischenstand mit Ausblicken. Über das Gröbste scheint man sich zumindest einig: Es soll keinen Parallelverkehr von Linien geben und Stadt- und Straßenbahn bilden zukünftig das Rückgrat des Nahverkehrsangebots. Die Straßenbahn soll dafür im Tagesverkehr grundsätzlich im 15-Minuten-Takt unterwegs sein.
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Das jedoch führt schnurstracks zum aktuellen Dilemma: Die Mülheimer Busse fahren derzeit ohne klare Linie. Die einen sind im Zehn-Minuten-Takt unterwegs, die anderen kommen alle 20 oder alle 30 Minuten. Manchen läuft man auch nur ein Mal in der Stunde über den Weg. Damit man beim Anschlusssuchen nicht mit dem Rechenschieber unterwegs sein muss, bedarf es einer einfachen Taktung der verbleibenden Buslinien. Erste Erkenntnis hier: „Der 20-Minuten-Takt passt nicht zur Straßenbahnanbindung.“
Mit einem Metrobus im 15-Minuten-Takt will man deshalb diejenigen Siedlungen verbinden, die den Nahverkehr stark nutzen und nicht schon von der Straßenbahn erschlossen werden. Weniger stark genutzte Linien sollen als „Quartierslinien“ alle 30 oder sogar nur alle 60 Minuten abfahren und so auf die Straßenbahnanschlüsse abgestimmt sein.
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Warnung vor „On-Demand-Bussen“: Sie dürfen kein Feigenblatt für ÖPNV-Abbau werden
Schritt drei aber muss die Antwort auf die Frage sein, ob schwache Buslinien am Ende bleiben werden: „Insbesondere im östlichen Stadtgebiet, im Hafengebiet, im Bereich Styrum und auf der südwestlichen Seite des Ruhrtals sind die Buslinien sehr schwach ausgelastet. Die Tagesauslastung liegt vielfach unter 10 Prozent bezogen auf die angebotenen Sitz- und Stehplätze“, heißt es im Entwurf. Sie werden künftig vielleicht von „On-Demand-Bussen“ oder Sammeltaxen abgedeckt.
SPD-Sprecher vermisst attraktive Konzepte
Daniel Mühlenfeld (SPD) sieht den in der eigenen Partei durchaus strittigen Punkt mit Skepsis: Es widerspräche nicht nur dem Zeitgeist, Elektromobilität durch Dieselbusse zu ersetzen, sagt er im Gespräch mit der Redaktion.
Er vermisse auch proaktive Konzepte bei der Ruhrbahn, wie man den Nahverkehr attraktiver machen könnte: „Am Kahlenberg gibt es Potenzial: Man könnte Sportvereinen, Firmen und Einrichtungen wie dem Max-Planck-Institut ein Angebot für den Nahverkehr machen.“ So wäre möglicherweise auch diese Linie stärker ausgelastet.
Die SPD forderte deshalb im Mobilitätsausschuss, in einer kommenden Sitzung Vertreter der Bezirksregierung einzuladen, um über die Stilllegung oder den Erhalt zu diskutieren.
Doch gibt es zu diesem Punkt bereits kritische Stimmen: On-Demand dürfe kein Feigenblatt sein für einen Abbau des ÖPNV, mahnt Thomas Kirchner, Sprecher der Bürgerinitiative TramVia. Versuche in der Stadt Bocholt zeigten, dass dieses System – wenn es teurer als die Standardtarife ist – kaum genutzt werde. Auch Gerd-Wilhelm Scholl von der MBI befürchtet, dass der Mülheimer lieber mit dem Auto fahre, als ein Sammeltaxi zu bestellen.
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Mülheimer Süden bleibt bei Straßenbahnen außen vor
Augenfällig ist beim Blick auf das künftige Straßenbahnnetz schon jetzt: Der Mülheimer Süden ist nur schlecht angebunden. Links der Ruhr, also Dorf Saarn, Oemberg und weiterführend Selbeck, hat keine Straßenbahnlinie. Eine immer wieder politisch diskutierte Straßenbahn ins Dorf Saarn ist zumindest unter schwarz-grüner Ratskoalition kein Thema mehr. Und fällt künftig der Kahlenberg-Asten weg, ist auch der unmittelbare Süden rechts der Ruhr abgeschnitten. Hier müssten schon schnell getaktete Metrobusse greifen.
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Eigentlich ist über den Kahlenberg-Ast noch nicht entschieden, denn bei Stilllegung wären Rückzahlungen von Landesfördermitteln erforderlich. Im Mobilitätsausschuss deutete Roland Jansen, Abteilungsleiter der Verkehrsplanung, jedoch an, dass er „ein gutes Gefühl“ habe, man könne sich mit der Bezirksregierung darüber einigen.