Mülheim. Ehrenamtliche sind zu Corona-Coaches ausgebildet worden und leisten psychische Hilfe in der Pandemie. Was die Initiatoren für das Projekt planen.

Zehn Corona-Coaches gibt es inzwischen in Mülheim – Menschen, die sich ehrenamtlich einsetzen und in ihrem direkten Umfeld Unterstützung vermitteln an diejenigen, denen die Pandemie besonders zu schaffen machen. Gesucht werden weitere Ehrenamtliche – auch aus unterschiedlichen Kulturkreisen.

Niederschwellig soll der Kontakt mit den Corona-Coaches sein, die auf Hilfsangebote hinweisen, die es in der Stadt bereits gibt, die aber oft noch nicht bekannt sind, erklärt Mit-Initiator Harald Karutz, der als ständiges Mitglied des kommunalen Krisenstabes das psychosoziale Krisenmanagement der Stadt koordiniert. „Wir kennen die Zahlen der Corona-Erkrankten aus der Statistik, aber wir sehen auf dem Dashboard nicht: Wie viele Menschen sind traurig, wie viele verzweifelt?“, skizziert Karutz. Es sei viel über Inzidenzen geredet worden, das aber spiegele nicht wider, wie es den Menschen in der Stadt wirklich gehe.

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Corona-Coaches in Mülheim bieten offenes Ohr und vermitteln Unterstützung

Dort setzen die Corona-Coaches an, die sich für jemanden Zeit nehmen, aufmerksam mit ihren Mitmenschen umgehen, ein offenes Ohr anbieten, sozusagen psychische Erste Hilfe leisten und schließlich zielgerichtet professionelle Unterstützung vermitteln, um etwas Druck von der individuellen Belastung zu nehmen. Eines stellt Harald Karutz indes klar: „Die Corona-Coaches sind keine Schmalspur-Therapeuten, sie sind weder Notfallseelsorger noch Psychotherapeuten und kennen auch die Grenzen ihrer Fähigkeiten.“

Die Hauptaufgabe ist daher die Vernetzung und Weitervermittlung zu professionellen Hilfeanbietern. Die Ehrenamtlichen können dabei auf das bestehende Netzwerk in der Stadt zurückgreifen, das etwa durch die Mülheimer Lotsen oder die diversen Nachbarschafts- und Seniorennetzwerke längst besteht“, erläutert der Professor für Notfall- und Rettungsmanagement, und sagt: „Wir füllen das corona-spezifisch an.“

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„Wir wissen inzwischen, dass viele Menschen Schwierigkeiten haben mit dieser besonderen Pandemie-Situation, die sich wie Mehltau über alles legt, doch es melden sich vergleichsweise wenig bei den Beratungsstellen, auch wenn manche Hilfsangebote inzwischen zunehmend in Anspruch genommen werden.“ Für das Jahr 2020 verzeichnete das psychosoziale Krisenmanagement der Stadt laut Karutz rund 6300 Hilfeanfragen, der Verein zur Nachbarschaftshilfe „4330hilft“ beispielsweise erhalte im Durchschnitt rund 100 Anfragen im Monat. „Der Bedarf hat seit Beginn der Pandemie zugenommen“, bilanziert Harald Karutz.

Weitere Ehrenamtliche werden gesucht für die Corona-Coaches in Mülheim

Dabei stehe Mülheim, was das Angebot an Hilfsangeboten angehe, recht gut da, so Karutz: „Wir haben hier bereits wahnsinnig viel etabliert.“ Allein die Informationen dazu müssten zu den Menschen kommen. An dieser Stelle kommen die Corona-Coaches ins Spiel, denn sie geben etwa ihrem alten, alleinstehenden Nachbarn den Tipp, wo er Hilfe beim Einkaufen bekommt, oder erzählen den Alleinerziehenden, die sie vom Spielplatz kennen, welche Unterstützung sie erhalten können, um besser mit der Mehrfachbelastung klarzukommen.

Auch in die Diskussion über die zeitweise hohen Inzidenzen in bestimmten Stadtteilen spiele die Initiative der Corona-Coaches mit hinein, sagt der Krisenmanager, und nennt ein Beispiel: „Wenn es in der Moschee jemanden gibt, der die Infos zu den vorhandenen Hilfsangeboten weitergibt, kann das direkt einer Vielzahl von Menschen helfen.“ Und auch hier gilt: Kommt der Ratschlag aus dem direkten Umfeld, von jemand Vertrautem, wird der Tipp im Zweifel eher angenommen, als wenn „die Stadt“ als anonyme Instanz dafür wirbt. Zwei Menschen mit Migrationshintergrund haben sich inzwischen gemeldet, um bei den Corona-Coaches mitzumachen, berichtet Karutz. Gesucht werden noch weitere ehrenamtliche Helfer, die Hilfen vermitteln möchten – ganz gleich, aus welchem Kulturkreis.

Interessenten können sich per Mail beim Team des psychosozialen Krisenmanagements der Stadt melden unter