Mülheim. Die Test-Bereitschaft bei Mülheimer Angestellten wächst, wie etwa der Blick in die Schauenburg Gruppe zeigt. Einem Verband reicht das noch nicht.
Die Arbeitswelt hat sich in der Pandemie radikal verändert. Zum einen ist Homeoffice mittlerweile Pflicht. Wo immer es möglich ist, muss vom heimischen Schreibtisch aus gearbeitet werden. Zum anderen hat der Arbeitgeber seit Mitte April all jenen, die im Betrieb unabkömmlich sind, zwei Tests pro Woche anzubieten. Eine Auflage, die in Mülheim immer besser angenommen wird, aber längst nicht alle vollends überzeugt. Kritik kommt etwa vom hiesigen Unternehmerverband.
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„Die Angebotspflicht für Corona-Tests hat einen schwerwiegenden Konstruktionsfehler“, sagt Hauptgeschäftsführer Wolfgang Schmitz. „Sie ist sinnlos, solange die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht verpflichtet werden, die Testangebote auch anzunehmen.“ Die Akzeptanz in den Mülheimer Betrieben sei unterschiedlich hoch, in manchen seien 20 Prozent der Beschäftigten zum Testen bereit, in anderen 100 Prozent. „Der Trend immerhin geht nach oben. Das ist ein gutes Signal“, so Schmitz.
Bei der Schauenburg Gruppe muss keiner mehr Überzeugungsarbeit leisten
Bei der Schauenburg Gruppe mit Sitz an der Weseler Straße muss keiner mehr Überzeugungsarbeit leisten. Laut Nadine Hagemus-Becker, Sprecherin der Schauenburg International, ist die Bereitschaft hoch. Wer sich wann wie teste, halte man zwar nicht nach, doch klar sei: „Die allermeisten machen es.“ Eine wöchentliche Mail zu dem Thema erinnere jeden aus der Belegschaft ans Ziel: „Wir wollen alle dazu beitragen, dass die Pandemie schell überwunden wird.“
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Das sei für das Unternehmen „ein Kraftakt“, betont Hagemus-Becker. Zum einen sei es wenig planbar, weil ständig neue Regeln hinzukommen. Zum anderen sei die Mannschaft klein und hätte ohnehin genug zu tun. „Sich darauf einzulassen, bedeutet einen beträchtlichen organisatorischen Mehraufwand.“ Auch die Kosten seien nicht zu verachten – „man kriegt die Tests ja nicht geschenkt“.
Glücklicherweise schon drei Wochen vor dem Stichtag 5000 Tests bestellt
Es sei im Übrigen nur weiser Voraussicht zu verdanken, dass man rechtzeitig zur Einführung der Testpflicht ausreichend Sets vorrätig hatte. „Wir hatten glücklicherweise schon drei Wochen vorher 5000 Tests bestellt. Der Markt war später leer gefegt.“ Mittlerweile verfüge Schauenburg über 10.000 Tests.
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Dass die Beschaffung schwierig und kostenintensiv sein kann, darauf hatte zuletzt auch die für Mülheim zuständige Industrie- und Handelskammer hingewiesen. Dennoch hätten schon vor Einführung der neuen Pflicht knapp 70 Prozent der Unternehmen Testangebote aufgebaut oder angedacht. Mittlerweile höre man auch kaum noch kritische Stimmen. Im Gegenteil: Laut Guido Zakrzewski (Abteilung Handel und Dienstleistung) laufen die Selbsttests gut. „Alle wollen schnell aus der schwierigen Situation raus.“ Dabei werde sicher auch das Impfen helfen, betont Wolfgang Schmitz: „Betriebsärzte und Betriebsarztzentren stehen bereit und werden die Geschwindigkeit deutlich steigern, sobald es genug Impfdosen gibt.“