Mülheim. Die Mülheimer Schauenburg Tunnel-Ventilation stellt ihren Betrieb ein. Die Kündigung erreichte die 30 Mitarbeiter kurz vor Weihnachten.

Keine schöne Bescherung für die Beschäftigten der Schauenburg-Tochterfirma Tunnel-Ventilation: Am Tag vor Heiligabend flatterten für die rund 30 Mitarbeiter statt Weihnachtswünsche betriebsbedingte Kündigungen in den Briefkasten. Das Unternehmen wird aufgelöst.

"Im Leben gibt es gute und weniger gute Zeiten", steht am Anfang des Briefes an die Belegschaft geschrieben, unterzeichnet von GmbH-Geschäftsführer Stefan Neumann und Joachim Simon als Vertreter aus
der Führungsriege der Unternehmensgruppe Schauenburg. Im Schreiben an die Mitarbeiter, das dieser Redaktion vorliegt, heißt es, dass das Aus der Tunnel-Ventilation-Gesellschaft bereits am 8. Dezember von den Gruppengesellschaftern beschlossen worden war.

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Geschäftsführer: "Es gibt weltweit einfach nicht genug Kunden"

Es gibt weltweit einfach nicht genug Kunden, die unsere Produkte zu einem fairen Preis kaufen wollen, und unsere Auftragslage wird sich auch in Zukunft nicht bessern", heißt es seitens der Geschäftsführung. Die
Schauenburg-Tochter produziert an der Weseler Straße unter anderem Flach- und Spirallutten aus Kunststoff - luftdichte Röhren, die etwa im Bergbau, in Tunneln oder Schächten zum Einsatz kommen.

Auch Warmluftschläuche und Agility-Tunnel für den Hundesport gibt es aus dem Hause Schauenburg. Lutten, blicken die Verantwortlichen auf den Wettbewerbsdruck am Markt, würden in China und anderen asiatischen Ländern "viel billiger" produziert, wenn auch nicht in der Mülheimer Qualität. Doch sei Kunden die Mülheimer Qualität der Lutten nicht genug wert.

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Schauenburg Tunnel-Ventilation will alle bestehenden Aufträge noch abwickeln und Kündigungsfristen einhalten. So wird der Betrieb wohl bis Mitte 2021 fortgeführt. Dies sei eine gute Lösung für die Beschäftigten,
heißt es in dem Schreiben der Geschäftsführung mit Verweis darauf, dass auch eine Abwicklung gemäß Insolvenz infrage gekommen sei. Mit der Folge, die Beschäftigten "sofort nach Hause zu schicken". Die
Entscheidung zur Betriebsliquidation sei nicht leicht gefallen. "Aber wird sind uns sicher, dass wir (...) so sozialverträglich wie möglich handeln und das Beste für Sie erreichen konnten", so die Geschäftsführung.

Kein Betriebsrat bei Schauenburg-Tochter: Sozialplan ausgeschlossen

Die bittere Nachricht zum Weihnachtsfest, absehbar ihre Arbeitsplätze räumen zu müssen, kommt für die Schauenburg-Mitarbeiter ohne Aussicht auf Weiterbeschäftigung in einem anderen Job bei der international
tätigen Schauenburg-Gruppe. IG-Metall-Gewerkschaftssekretär Dirk Horstkamp äußerte noch an Heiligabend sein Unverständnis dafür, dass Schauenburg seinen Mitarbeitern erst kurzfristig vor dem Weihnachtsfest die bittere Botschaft überbracht habe. Er sprach davon, dass Mitarbeiter den Brief erst einen Tag vor dem Fest erhalten hätten. "Das ist an unsozialer Arbeitnehmerführung nicht zu überbieten. Das ist vor Weihnachten eine Höchststrafe."

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Das Aus für das Unternehmen komme für die Gewerkschaft "aus heiterem Himmel". Hätte es im Vorfeld Anzeichen gegeben, so Horstkamp, hätte es noch Bemühungen geben können, einen Betriebsrat zu installieren, um Verhandlungen über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan für die rund 30 Beschäftigten möglich zu machen. Etwa mit dem Ziel, eine Weiterbeschäftigung in anderen Schauenburg-Bereichen zu ermöglichen. Nun bleibe den Mitarbeitern nichts außer einer Kündigungsschutzklage.

IG Metall: Zweiter Schlag ins Kontor der Schauenburg-Beschäftigten

"Ich weiß nicht, was in dem Unternehmen los ist", zeigt sich Horstkamp enttäuscht von der Unternehmenspolitik der Schauenburg-Gruppe. Nach dem Ausstieg der Tochter Ruhrkunststoff aus dem Manteltarif seien die betriebsbedingten Kündigungen bei der Tochter Tunnel-Ventilation jetzt "der zweite Schlag ins Kontor der Beschäftigten".