Mülheim. Um WLAN-Lücken zu überbrücken, können die Mülheimer Schulen jetzt mobile Router bestellen - jeweils zehn Stück. Was es nützt, und wer es bezahlt.

Wenige Tage vor den Osterferien haben die Mülheimer Schulleitungen noch einmal Post vom Oberbürgermeister bekommen. Um die digitale Anbindung zu verbessern, können sie mobile Router bestellen, maximal zehn Stück pro Schule. Die SIM-Karten - mit unbegrenztem Volumen - finanziert die Leonhard-Stinnes-Stiftung. Die Kosten für die Hardware trägt die Stadt. Vorbereitete Förderanträge liegen schon bei - viele Schulen dürften da zugreifen.

Glasfaserausbau zieht sich - Mülheimer OB verspricht „pragmatische Lösungen“

Denn die Stadt will das schnelle Glasfasernetz zwar gemeinsam mit der Medl flächendeckend ausbauen - ein 24-Millionen-Projekt mit massiver Landesförderung. Doch das Vorhaben wird sich noch über vier, fünf Jahre ziehen. „Für die Übergangszeit brauchen wir pragmatische Lösungen“, so der OB. Leider hat die Stadt Mülheim kein Geld dafür, umso dankbarer nimmt man die Unterstützung der Leonard-Stinnes-Stiftung an.

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Die Ausschreibung für die mobilen Router, die man als Boxen beliebig platzieren kann, laufe noch, erklärt Stadtsprecher Thomas Nienhaus. Da noch nicht sicher ist, welcher Hersteller letztendlich liefert, sind auch einige Details noch offen. Etwa, wie viele Endgeräte angeschlossen werden können. „Wir sind aber sehr zuversichtlich, dass die Router zum Ende der Osterferien zur Verfügung stehen“, so Nienhaus.

Gebraucht werden sie sicher, denn eine Rückkehr zum Regelunterricht ist nicht in Sicht. Digitales Lernen bleibt angesagt. „Doch ein großes Problem an den Schulen ist das weiterhin fehlende WLAN“, sagt auch Julia Orthlinghaus-Wulhorst, die kürzlich zur Vorsitzenden der neu gegründeten Stadtschulpflegschaft in Mülheim gewählt wurde. Einige Schulen hätten schon selbst für Übergangslösungen gesorgt, finanziert zum Beispiel vom Förderverein. Ob die mobilen Router als Kompromisslösung nun ausreichen, müsse sicher erst zeigen.

Realschul-Realität: Digitaler Unterricht über private Hotspots auf eigene Kosten

Zu den Schulen, die dringend technische Unterstützung benötigen, gehört die Realschule Stadtmitte. „Wir haben hier gar kein WLAN“, berichtet Schulleiterin Sabine Dilbat. Entsprechend schwierig gestaltet sich der digitale Unterricht: „Die meisten Kollegen machen Videokonferenzen von zu Hause aus oder legen sich einen privaten Hotspot.“

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Wie Jan Hansen, zweiter Konrektor der Realschule Stadtmitte. Um Unterrichtsstunden streamen zu können, habe er sein privates Datenvolumen auf 60 GB setzen lassen, erreiche die Schüler über einen persönlichen Hotspot „auf eigene Kosten“. Die Realschule will jetzt zehn mobile Router bestellen. Jan Hansen ist gespannt. „Wenn man wirklich mobile Würfel bekommt, finde ich, das ist eine ganze gute Brückenlösung.“

Gymnasium Heißen hat sofort zehn mobile Router beantragt

Auch im Gymnasium Heißen ist das Angebot angekommen. Dort hat man nicht lange gezögert und den Förderantrag für zehn mobile Router postwendend gestellt, berichtet der stellvertretende Schulleiter Robert Dißelmeyer. Seine Schule liege nur wenige hundert Meter vom schnellen Glasfasernetz entfernt.

In der Nachbarschaft gebe es Privathaushalte, die über sehr leistungsfähige Anschlüsse verfügen. Die Schule komme maximal auf 100 MBit. „Wenn hier mehrere Lehrfilme laufen, dann geht das Netz in die Knie. An Unterricht-Streams nach Hause ist überhaupt nicht zu denken. Die WLAN-Router, die bei uns in Betrieb sind, wurden durch den Förderkreis angeschafft und von Informatik-Lehrern installiert.“ Das Problem sei vor allem die fehlende Bandbreite, so Dißelmeyer.

„Wir brauchen schnelles Glasfasernetz. Daran führt kein Weg vorbei“

Vor diesem Hintergrund seien die zehn mobilen Router, die jetzt kurz vor den Osterferien beantragt wurden, besser als nichts. „Sicherlich hilft es ein bisschen“, meint der stellvertretende Schulleiter, „aber es ist nicht die Lösung. Zumal wir hier auch in vielen Räumen Empfangsprobleme haben.“ Ob Technik tatsächlich funktioniert, zeige immer erst die Praxis. „Wir brauchen schnelles Glasfasernetz. Daran führt kein Weg vorbei.“

Doch der Weg dorthin zieht sich. „Die Goldlösung wäre perfektes WLAN in allen Gebäudeteilen“, sagt auch Matthias Lincke, Leiter des Amtes für Geodatenmanagement, das neu aufgestellt werden soll als Amt für Digitalisierung. Eines Tages wird es so weit sein, werden alle Schulen ans schnelle Glasfasernetz angeschlossen sein. Und dann, Lincke denkt vorausschauend, „sind die mobilen Router nicht nutzlos. Man kann sie anders verwenden.“ Lehrer sind erfinderisch geworden. Wie wäre es mit Unterricht an der frischen Luft?