Mülheim. Mülheimer Eltern könnten bald eine kräftigere Stimme bekommen, über Schulgrenzen hinweg. Die Stadt macht den Weg frei für mehr Mitwirkung.
Vor fast genau einem Jahr, im November 2019, hatten die Mülheimer Grünen das Thema angestoßen, mit einem Antrag im Bildungsausschuss: Die Verwaltung möge bei den Mülheimer Schulen anfragen, ob Interesse an einer Stadtschulpflegschaft besteht. Falls ja, sollte die Stadt zu einer Gründungsversammlung einladen.
Die Grünen versprechen sich davon mehrere Vorteile. So bekämen Elternvertreter tiefere Einblicke in die schulpolitischen Prozesse und die Verwaltung gezieltere Informationen über die Notwendigkeiten aus Elternsicht. Außerdem hätten Behörden und Stadtrat dann kompetente Ansprechpartner, wenn es um Bildungsentwicklungsplanung geht .
Corona-bedingt rückt das Thema jetzt erst wieder auf die Tagesordnung
In seiner Funktion als Bildungsdezernent hatte Marc Buchholz zugesagt, das Interesse bei den Schulen abzufragen. Bis Anfang 2020 sollte dies geschehen, doch das Thema ist liegengeblieben: „Die Verwaltung wollte sich schon zum Schuljahr 2020/2021 auf den Weg machen“, heißt es aus dem Büro des OB. „Aber Corona-bedingt konnten wir das erst jetzt wieder aufrufen.“ In einer Vorlage für den Bildungsausschuss am 7. Dezember steht nun: „Die Verwaltung würde die Bildung einer Stadtschulpflegschaft als weiteres wichtiges Element der Bürgerbeteiligung sehr begrüßen.“
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Laut NRW-Schulgesetz können solche schulübergreifenden Gremien auf freiwilliger Basis gegründet werden. Es gibt sie beispielsweise in Essen, Duisburg und Oberhausen. Sie müssen „ausschließlich von den Eltern und ihrem persönlichen Engagement getragen werden“, heißt es in der Ausschussvorlage. Daher soll zunächst über die Schulleitungen abgefragt werden, ob die Elternvertreter Interesse haben. Im nunmehr zweiten Anlauf.
Vorschlag: zwei getrennte Stadtschulpflegschaften
Einen „Mehrwert für das Schulleben der gesamten Stadt“ verspricht sich Buchholz von dieser Kooperation. Auch ein mögliches Modell für Mülheim wird skizziert, dabei plädiert er für zwei separate Stadtschulpflegschaften: eine für die 22 Grundschulen, eine für 14 weiterführende Schulen und die beiden Förderschulen. „Denn die Interessen können durchaus unterschiedlich sein“, erläutert der OB. So dürften – um ein Beispiel herauszugreifen – Grundschuleltern Diskussionsbedarf rund um den Ausbau der OGS haben, die anderen wohl weniger.
Nachbarstädte sind schon weiter
Die Stadtschulpflegschaft Oberhausen besteht laut Berichtsvorlage seit Oktober 2019, die Elternpflegschaft Essen etwa einen Monat länger.
In Duisburg heißt das entsprechende Gremium Elternschaft der Duisburger Schulen und hat sich 2016 gegründet.
In allen drei Nachbarstädten wird dabei nicht nach Schulformen getrennt .
Sollte sich in Mülheim eine Stadtschulpflegschaft gründen, könnte sie auch als beratendes Mitglied in den Bildungsausschuss rücken. Darüber müsste allerdings der Stadtrat entscheiden.