Mülheim. Die Mülheimer Feuerwehr hat diverse Rettungsfahrten vom alten Kirmesplatz aus simuliert. Das Ergebnis: Der Einsatz von dort dauert viel zu lang.

Die Stadt Mülheim braucht zwei weitere Rettungswachen, je eine im Süden und eine im Norden, um bei Notfällen die ganze Stadt innerhalb einer bestimmten Frist gut erreichen zu können. Das ist unstrittig und längst politisch beschlossen. Während für den Standort im Norden an der Augustastraße in Styrum Konsens besteht, wird der Standort im Süden immer noch diskutiert. Die Verwaltung hatte den Standort an der Mintarder Straße/Ecke Kölner Straße vorgeschlagen. Warum eine Rettungswache auf dem ehemaligen Kirmesplatz an der Mintarder Straße nicht günstig wäre, hat die Feuerwehr den Politikern im Ausschuss für Bürgerangelegenheiten, Sicherheit und Ordnung (BSO) erläutert.

Damit die Retter möglichst innerhalb einer Hilfsfrist von acht Minuten (davon sechs Minuten reine Fahrzeit) beim Notfall sein können, werden bis zum Bau des neuen Gebäudes im Norden Mülheims weiterhin die Johanniter an den Denkhauser Höfen unterstützen. Im Süden steht als Notbehelf am alten Kirmesplatz ein zusätzlich stationierter Rettungswagen des DRK.

Einsatzfahrten vom Mülheimer Kirmesplatz aus dauern zu lange

Warum kann die neue Rettungswache Süd, die auch Platz für den Löschzug Saarn der Freiwilligen Feuerwehr bieten soll, nicht gleich auf dem Kirmesplatz errichtet werden, diese Frage stellte sich manche schon im vergangenen Sommer und wurde jetzt von CDU und Grünen wieder aufgelegt. Weil Einsatzfahrten von dort aus viel zu viel Zeit kosten würden, erläuterte Feuerwehrchef Sven Werner der Politik im BSO-Ausschuss.

Sie haben das ausprobiert bei der Feuerwehr, mit Fahrzeitmessungen unter Blaulicht wie im Ernstfall: Von der Südspitze des ehemaligen Kirmesplatzes über die Mintarder Straße bis zum Erreichen der Kölner Straße braucht man, je nach Fahrzeug, 50 bis 65 Sekunden. Von der Nordspitze des Platzes - wo jetzt auch der DRK-Wagen steht - über dieselbe Strecke dauert es 70 bis 96 Sekunden.

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Fährt man über den Norden, also über die Straßburger Allee raus bis zu Kölner Straße, dauert es noch länger: 2 Minuten und 30 Sekunden. Vom Standort Mintarder Straße/Ecke Kölner Straße wäre man schon in 35 Sekunden an derselben Stelle. Das bedeutet, dass je nach Startpunkt wertvolle Zeit verloren gehen würde, bis die Retter beim Notfall sind, erklärte Sven Werner. „Die Fahrzeitmessungen sprechen dagegen, den Kirmesplatz auch nur ansatzweise in Betracht zu ziehen“, urteilt der Feuerwehrchef.

Zwei Grundstücke nahe der Kölner Straße kommen als Standort in Frage

Von der Rettungswache Süd aus müssen im Notfall Teile von Saarn, Mintard, Menden und Selbeck in möglichst kurzer Zeit erreichbar sein können. Dies, so erklärte Sven Werner anhand eines eingefärbten Stadtplans, sei vom Kirmesplatz aus nicht in der Hilfsfrist von acht Minuten zu schaffen. Die Feuerwehr sieht im direkten Vergleich das Gelände an der Mintarder Straße gegenüber dem Reiterhof als besser geeignet für einen Neubau an, auch, wenn es dort einen Feuchtbereich gibt. „Fachleute sagen aber, das lasse sich lösen“, so Sven Werner.

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Im Ausschuss nannte Werner ein weiteres in Frage kommendes Gelände an der Remscheider Straße, am Auberg, ebenfalls nahe der Kölner Straße. „Das wäre eine Alternative, die von den Fahrzeiten und von der Lage her auch möglich wäre“, sagt er. Er betonte, dass das Stadtplanungsamt das Gelände aber erst noch prüfen müsse. Beide Grundstücke, so Werner, seien im Besitz der Thyssen-Stiftung; die Stadt erwäge daher einen Erbpachtvertrag.

Möglicherweise ein Gebäude ganz aus Holz

Für die Rettungswache Nord an der Augusta-/Gustavstraße ist laut Feuerwehrchef Sven Werner der dortige Grundstückseigner SWB schon in der Planung.

Rund 1400 qm sind für die Feuerwehr vorgesehen. Es soll ein möglichst ökologisches Gebäude mit Photovoltaikanlage entstehen. Erste Überlegungen des Architekten sehen sogar einen Holzbau vor, sagte Sven Werner.

CDU und Grüne wollten nun auch wissen, ob man das Gerätehaus für die Freiwillige Feuerwehr und die Rettungswache nicht auf zwei verschiedenen Grundstücken errichten könnte. Das mache finanziell keinen Sinn, sagte Werner nach Rücksprache mit den Architekten, denn man benötige hier mehr Grundstücksfläche, und zwei einzelne Gebäude würden auch viel teurer. „Wenn man kompakt bauen kann, ist das immer günstiger.“ Über eine Beschlussvorlage für die neue Rettungswache samt Gerätehaus für die Freiwillige Feuerwehr im Süden sollen die Politiker nun Ende Mai, Anfang Juni entscheiden können.