Mülheim. Mülheims Kämmerer Frank Mendack will ein Holzhaus verkaufen, um den Marktwert zu testen. Eine Einlagerung der ungenutzten Unterkünfte ist teuer.

Um ihren Marktwert zu testen, will Mülheims Kämmerer Frank Mendack eines der Holzhäuser verkaufen, die 2015 und 2016 für die Unterbringung von Flüchtlingen angeschafft wurden. Das hatte er Ende vergangenen Jahres wegen drohender Vorfälligkeitszinsen noch abgelehnt, nun scheint es doch eine lohnenswerte Variante zu sein.

Bereits im November hatte der Stadtrat beschlossen, das Flüchtlingsdorf auf dem Saarner Kirmesplatz abzubauen und den Platz „in absehbarer Zeit“ wieder herzurichten. Allerdings hat der Rat nach einem Antrag der BAMH-Fraktion in der Dezembersitzung für eine vorherige Wirtschaftlichkeitsprüfung gestimmt. Die liegt nun vor und könnte dafür sorgen, dass sich der Abbau aus finanziellen Gründen in die Länge zieht.

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17 Mülheimer Flüchtlings-Holzhäuser sind leergezogen

An der Mintarder Straße in Saarn liegen zehn große Unterkünfte, ein großes Haus für die Verwaltung und zwei weitere kleine mit Sanitäranlagen. Ebenfalls bereits leergezogen sind die vier Häuser an der Holzstraße. Zur Verfügung stehen also derzeit 17 Häuser, die nur teilweise anderweitig genutzt werden können.

Es ist laut Mendack das attraktivste Szenario: Die Holzhäuser mit ihrer soliden Bauweise in anderen bereits geplanten Projekten zu verbauen. Mehr als 200.000 Euro Ersparnis bringe das pro Haus gegenüber der konventionellen Bauweise. So sollen in diesem Jahr drei Häuser an der Gustav-Heinemann-Schule verbaut werden, zwei an der Willy-Brandt-Schule und eines an der Rettungswache. In den nächsten zwei Jahren sollen an drei Standorten sechs weitere Häuser zum Einsatz kommen – bleiben aber noch einige ungenutzt übrig.

Einlagerung und Lagerhaltung der Holzhäuser kostet 1,5 Millionen Euro

Insgesamt 36 Holzhäuser besitzt die Stadt, 25 sollen bis 2022 leergezogen werden, zwölf von ihnen sind für die genannten Bauprojekte eingeplant. Für die 13 anderen hat die Verwaltung verschiedene Szenarien durchgerechnet – eine Einlagerung ist demnach mit Abstand die teuerste Variante. Allein die Kosten von Einlagerung und Lagerhaltung summieren sich – gerechnet auf zehn Jahre – auf rund 1,5 Millionen Euro. Hinzu kommen die Ausgaben für den Abbau.

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Deutlich günstiger käme die Verwaltung ein Verbleib an den bisherigen Standorten. Zwar stünden dann Leerstandskosten von über 600.000 Euro an. Aber alle anderen Ausgaben fielen weg. Die Variante widerspräche allerdings dem politischen Versprechen, die Unterkünfte nach Abebben der Flüchtlingswelle wieder abzubauen.

Mendack: Verkauf der Häuser wäre die lohnenswerte Variante

Rentabler noch wäre laut Mendack der Verkauf der Häuser – wie rentabel, ist abhängig vom erzielten Erlös. Der Kämmerer hatte den Verkauf zunächst abgelehnt, weil er zusätzliche Zinsen fürchtete. Die Häuser waren mit einem zinslosen Darlehen angeschafft worden. „Wir haben mit den Förderbanken gesprochen und müssen keine Vorfälligkeitszinsen zahlen“, sagt Mendack.

Was die wirtschaftliche Betrachtung der Szenarien aber auch noch mal deutlich zeigt: Holzhäuser abzubauen, um sie dann zwischenzulagern, macht finanziell keinen Sinn. Deswegen wird die Stadt zunächst die Häuser in Saarn abbauen lassen, die direkt wieder verbaut werden können. Die Vergabeverfahren sind beendet, die Firmen werden nun beauftragt.

Flüchtlinge aus der Türkei könnten Situation verändern

Das bedeutet, dass zunächst einmal nur sechs der insgesamt 13 Holzhäuser am Saarner Kirmesplatz in absehbarer Zeit verschwinden werden. Glückt der Test-Verkauf und gibt es genügend Nachfrage für die restlichen Häuser, könnte sich der Abbau an der Mintarder Straße beschleunigen.

Dem muss nun aber erst mal der Finanzausschuss in seiner nächsten Sitzung zustimmen. Nachdem die Türkei am Freitag ihre Grenzen geöffnet hat und tausende Flüchtlinge in die EU strömen, könnte sich allerdings die politische Stoßrichtung noch einmal verändern, um gegebenenfalls doch mehr Unterkünfte vorzuhalten.