Mülheim. Ab 29. März starten die Corona-Impfungen in Mülheimer Arztpraxen, zunächst für Vorerkrankte unter 70. Was Patienten jetzt wissen müssen.
Auf diese Nachricht haben Ärzte und Patienten gewartet, nun gibt es grünes Licht: Ab 29. März steigen auch Mülheimer Haus- und Fachärzte in die Corona-Impfkampagne ein. Jede beteiligte Praxis bekommt 100 Dosen des Impfstoffes von Astrazeneca. Das bestätigte am Mittwoch Dr. Stephan von Lackum, einer der leitenden Impfärzte in Mülheim und Beauftragter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein.
In rund 100 Mülheimer Arztpraxen könnte bald geimpft werden
Nur Hausärzte, Onkologen, HNO- und Lungenfachärzte werden zunächst beteiligt. Etwa 100 Praxen gibt es hier in der Stadt, die in Frage kommen. Ob tatsächlich alle mitmachen, soll eine Abfrage zeigen, die die KV am 15. März startet. Voraussetzung sei etwa, so von Lackum, „ein temperaturüberwachter Kühlschrank zur Lagerung des Impfstoffes, den nicht jeder Onkologe oder HNO hat“. Aber noch hätten die Praxen auch Zeit, sich vorzubereiten.
Kinderärzte noch außen vor
Bei der Corona-Impfplanung bislang noch nicht berücksichtigt wurden die Kinderärzte, obwohl sie grundsätzlich große Erfahrung mit dem Impfen haben.
Es sei allerdings auch noch kein Impfstoff für unter 18-Jährige zugelassen, erklärt Impfarzt Dr. Stephan Von Lackum.
Und das ist dringend nötig. Denn ein organisatorischer Kraftakt steht bevor. Nach Auskunft von Lackums beginnt die Impfaktion in den Praxen mit chronisch Kranken der Altersgruppe unter 70 Jahren, also Patienten, die an Diabetes, COPD oder Herzerkrankungen leiden. Vorerkrankte über 70 müssten dagegen weiter den Weg über das städtische Impfzentrum gehen. So jedenfalls der jetzige Stand.
„Behandelnde Ärzte wissen am besten, wer die Impfung am nötigsten hat“
Die niedergelassenen Ärzte bleiben an die Priorisierung gebunden, die die Impfverordnung vorgibt. Dennoch soll ihre spezifische Erfahrung zum Tragen kommen: „Die behandelnden Ärzte wissen am besten, wer die Impfung am nötigsten hat“, so Von Lackum. Was nicht automatisch bedeute, dass die Patienten zur Impfung eingeladen werden. Sie müssen schon selber Kontakt zur Praxis aufnehmen.
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Um den Impfstoff möglichst effizient zu verbrauchen, müssten pro Termin zehn Patienten gleichzeitig erscheinen – außerhalb der Infektionssprechstunde – und nach der Impfung rund 20 Minuten zur Beobachtung verweilen, unter Einhaltung der Corona-Sicherheitsabstände. Gerade kleinere Praxen bringe das an organisatorische Grenzen, glaubt Von Lackum. Vergütet werde die Impfung mit 20 Euro pro Person, was ihm „angemessen“ erscheint.
Zehn Impfpatienten gleichzeitig – in kleineren Praxen könnte es eng werden
Die Gemeinschaftspraxis Hausärzte im Ruhrquartier rüstet sich längst für die kommende Covid-19-Schutzimpfung. „Wir sammeln bereits Patientenerklärungen zur Impfbereitschaft für die ersten Prioritätsgruppen“, sagt Uwe Brock, einer der fünf Mediziner. Er betont, dass die Praxis nach der vorgegebenen Priorisierung vorgehen wird.
Und: Man möchte möglichst effizient arbeiten. „Wir haben extra Scanner angeschafft, damit es schneller geht“, so Brock. Spritzen und Kanülen wurden vorsichtshalber aus der Schweiz geordert, weil noch nicht klar ist, ob diese wichtigen Utensilien auch für die Praxen zum Impfstoff mitgeliefert werden, so der Hausarzt. „Wir sind vorbereitet.“
Spritzen und Kanülen vorsichtshalber in der Schweiz bestellt
Auch in der hausärztlichen Gemeinschaftspraxis von Dr. Peter Ramme und Kollegen haben die Vorbereitungen begonnen. Insgesamt zwei Mediziner und drei Medizinerinnen arbeiten gemeinsam im Ärztehaus an der Schulstraße. „Wir haben vor, spezielle Impftage einzurichten“, kündigt Ramme an, „dies aus dem normalen Betrieb rauszuziehen.“
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Anfragen von Patienten, insbesondere von chronisch kranken Menschen, hätten sie schon jede Menge erhalten. Diese würden jetzt gesammelt und aufgelistet, die Impfkandidaten dann kontaktiert. „Wir werden sicher kein Problem haben, die 100 Dosen an den Mann zu bringen“, meint der Hausarzt. Die Zuweisung erfolgt pro Praxis, ganz gleich, wie viele Ärzte dort tätig sind, wie groß die Patientenkartei ist.
Frage: Wie geht man mit jüngeren Hochrisikopatienten um?
Offene Fragen sieht Peter Ramme noch bei der Impfreihenfolge: Unklar sei, welche Spielräume es gebe, etwa Hochrisikopatienten vorzuziehen, auch wenn sie jünger sind. „Hier warten wir noch auf nähere Informationen.“
Der zuständige Impfkoordinator der KV, Dr. Stephan von Lackum, kündigt immerhin an: „Ab Mitte April sollen deutlich größere Mengen an die Arztpraxen geliefert werden.“ Möglicherweise könnten dann auch weitere Fachärzte einsteigen und die Impfkampagne beschleunigen. Doch das sei noch nicht sicher und auch die Frage, ob Impfungen im Rahmen von Haus- und Heimbesuchen möglich sein werden – noch offen.
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