Mülheim. Fast 400 Mülheimer wollen schneller geimpft werden als bislang geplant. Ein Mann wartet dringend auf Antwort für sich und seine krebskranke Frau.
Die niederschmetternde Diagnose erhielten Ralf Thon* und seine Frau vor zwei Wochen: Die 57-Jährige ist an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt. Der Tumor ist nicht operabel. Seitdem bemüht sich Thon um eine höhere Impfpriorisierung – vergebens. Seine Mails an die Stadt bleiben unbeantwortet. Dort haben in den vergangenen Tagen an die 400 Mülheimer um eine Neubewertung ihrer Impfgruppe gebeten. Das Gesundheitsamt kommt kaum hinterher.
Für seine Frau kommt die Impfung zu spät, sie würde ihr ohnehin schon angegriffenes Immunsystem zu sehr belasten. Doch Ralf Thon möchte sich schnellstmöglich gegen Corona impfen lassen, um keine Gefahr für seine Frau darzustellen. Vor zehn Tagen schrieb er die erste Mail an den Krisenstab, reichte das entsprechende Attest des Arztes ein. Sie blieb ebenso wie die zweite und dritte unbeantwortet.
Keine Antwort vom Mülheimer Krisenstab: „Wir sind hilflos“
Ralf Thon wandte sich an das Bürgerbüro. Dort sei man sehr bemüht gewesen, letztlich erhielt er aber nur die Aussage, dass „ein Arzt im Gesundheitsamt über die gesammelten Mails schauen“ würde. „Seit zehn Tagen stehe ich da und bekomme keine Antwort“, sagt der Mülheimer. „Wir sind hilflos.“ Er wolle keinen Radau machen, er wünsche sich einfach nur eine Reaktion.
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Stadtsprecher Thomas Nienhaus sagt, dass zwischen 350 und 400 Anfragen bei der Stadt eingegangen sind, weil Menschen ihre Impfpriorisierung verbessern wollen. Grund ist, dass nach dem neuesten Erlass des Landes Vorerkrankte, die bislang noch nicht bessergestellt waren, nun die Möglichkeit haben aufzurücken. Allerdings betrifft das nur eine kleine Gruppe. Sie können sich in den nächsten Tagen über ein Online-Formular registrieren lassen. Die meisten Vorerkrankten waren ohnehin bereits in der zweiten Impfgruppe eingeordnet. Die Stadt wolle in den nächsten Tagen alle Anfragen beantworten.
Unklarheiten, wie die zweite Impfgruppe ihren Anspruch geltend macht
Unklar ist bislang weiterhin, wie diese zweite Gruppe informiert werden soll. Ab Ende März soll ihnen ein Impfangebot gemacht werden, doch noch nicht geklärt ist, wie sie ihren Anspruch geltend machen, schließlich hat die Stadt keine Informationen über die Vorerkrankungen ihrer Bürger.
Dass jeder ein entsprechendes Attest beim Gesundheitsamt vorlegen muss, um dann die Impffreigabe zu bekommen, scheint sehr aufwändig. Thomas Nienhaus sagt, man hoffe, dass bis dahin die Hausärzte selbst impfen können. So bliebe der Weg über die Kommune erspart.
*Name geändert