Mülheim. Nach der Gruppenvergewaltigung einer jungen Frau gab es erneut eine kleine Demo am Mülheimer Rathaus. Ein Gespräch mit sieben wütenden Frauen.
Nach der von rechtspopulistischen Bündnissen organisierten Mahnwache am Sonntagmittag für das Opfer der Massenvergewaltigung hat sich auch am Montagabend eine kleine Gruppe mit Gelbwesten bekleideter Frauen auf dem Rathausmarkt versammelt. Sie brachten ihren Unmut über den Umgang mit den zwölf und 14 Jahre alten bulgarischen Tätern zum Ausdruck.
Via Facebook hatte es einen Aufruf zu der Demo gegeben, die bei der Polizei nicht angemeldet war und von ihr auch nicht begleitet wurde. Zu tun hätte die Polizei auch nichts gehabt: Sieben Frauen und ein Mann waren zusammengekommen. Weder die Organisatorin noch weitere Teilnehmer waren bereit, ihre Namen zu benennen.
Ablehnung gegenüber der „Lügenpresse“
Berichterstattung zur mutmaßlichen Vergewaltigung in Mülheim
Eine junge Frau soll am Freitag (5.7.) in Mülheim von Jugendlichen und Kindern missbraucht worden sein. Das ist unsere bisherige Berichterstattung:
Familien nehmen Hilfe vom Jugendamt doch an [€]
Täter mit 12, strafmündig mit 14: Ist das richtig so? [€]
Jugendzentrum in Tatort-Nähe: „Keine Probleme mit Gewalt“ [€]
Mülheim: Inhaftierter (14) nahm an Präventiv-Programm teil
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Sexualdelikt: Staatsanwaltschaft dementiert Haftentlassung [€]
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Kommentar: Trotz Drohungen und Anfeindungen: Wir bleiben standhaft! [€]
Vergewaltigung: Polizei stoppt rechten Aufmarsch in Mülheim [€]
Schon gar nicht gegenüber einem Vertreter der „Lügenpresse“, machten mehrere Frauen teilweise ihre Ablehnung deutlich. Sie waren wütend, dass diese Zeitung zur Mahnwache mit 100 Teilnehmern am Vortag geschrieben hatte, dass die dahinterstehenden Bündnisse „NRW stellt sich quer“ und „NRW schaut nicht weg“ mindestens dem rechtspopulistischen Lager zuzuordnen sind.
Die Frauen sagten, sie kämen aus Heißen, Saarn und Styrum. Mehrere betonten, sich nicht in die rechte Ecke schieben lassen zu wollen, nur weil sie nun forderten, dass straffällig gewordene Migranten mitsamt ihrer Familien abgeschoben werden sollten. Zu viele Straftaten gebe es. Die Zeit sei gekommen, „den Leuten die Leviten zu lesen, die es zu verantworten haben: den Politikern.“
„Ich geh’ um halb fünf morgens raus, da hab ich Angst“
„Wir sind stinknormale Bürger“, sagt eine Frau. Sie wohne in Styrum, schräg gegenüber von dem 14-jährigen Hauptverdächtigen der Gruppenvergewaltigung am 5. Juli. Alleinerziehend sei sie, habe Sorge um ihren Jungen, auch um sich. „Ich geh’ um halb fünf morgens raus, da hab ich Angst.“
Eine andere Styrumerin, die an der Ecke Feld-/Oberhausener Straße wohnt, pflichtet ihr bei: „Wir wohnen mitten im Brennpunkt, viele von uns alleine. Nach 22 Uhr muss man Angst haben, wenn man mit dem Hund vor die Tür geht.“ Sie berichtet von Pöbeleien, frauenfeindlichen Sprüchen. Die Gruppe ist sich einig, warum sie hier vor dem Rathaus zusammengekommen ist: „Wir Hausfrauen wollen einfach zeigen: Mit uns könnt ihr so nicht umgehen.“
Frau aus Eppinghofen: Bin von Jugendlichen mit Steinen beworfen worden
„Ich möchte, dass wir uns in Mülheim ändern“, sagt eine Frau mittleren Alters. Sie wolle nicht mehr nur in der Gruppe joggen gehen oder abends nur noch in Turnschuhen das Haus verlassen müssen, um im Zweifel einer möglichen Gefahr entkommen zu können.
Eine Frau aus der Schreinerstraße kommt beim Gassigehen vorbei, schnell ist sie im Thema. Sie erzählt davon, dass sie jüngst von vier ausländischen Heranwachsenden im Park an der Charlottenstraße mit Kies beworfen worden sei. Als sie die Jungs zur Rede gestellt habe, hätten die nur erwidert: „Du bist Rassist“.
Vorwurf an Stadtverwaltung: Die unternimmt seit Jahren nichts
Die Frau hat noch manch Geschichte parat, keine davon schmeichelhaft. Sie habe an den OB und seinen Referenten geschrieben - ohne Antwort. Sie werde nicht lockerlassen. Die Verwaltung tue seit Jahren nichts gegen die beklagenswerten Umstände in ihrem Wohnumfeld.
Die meisten Frauen in Gelbwesten weisen von sich, pauschal etwas gegen Migranten zu haben. Sie betonen, selbst enge Kontakte zu pflegen. „Alle, die sich benehmen, können auch hier bleiben“, sagt eine Frau – und dann: „Ich werde jetzt montags immer hier sein, wenn sich nichts ändert.“ Die anderen pflichten ihr bei.