Herne. . Bis zum offiziellen Auftakt der Cranger Kirmes dauert es noch ein paar Tage. Für Platzmeisterin Sabine Marek hat der Rummel jedoch längst begonnen. Sie vermisst die Stellplätze für Karussells, Losbuden - und Wohnwagen. Eine knifflige Aufgabe, bei der es um Zentimeter geht.
...und gestern schon wieder ein dicker Schauer. Noch mal ein paar Liter Wasser von oben, die passen Sabine Marek so gar nicht in den Kram. Nicht, weil der (Dauer)-Regen ihr einen Freizeitspaß wegspülen würde, das miese Wetter behindert ihre Arbeit. Der offizielle Auftakt der Cranger Kirmes mag erst in zwei Wochen sein, für die Platzmeisterin hat sie längst begonnen. Seit Tagen marschiert sie über das Gelände, um abzumessen und auszutüfteln, wo Karussells, Losbuden, Bier- und Fressstände hinkommen - aber auch die Wohnwagen.
Da steht Marek vor dem ersten Problem: Weil in den vergangenen Jahren Stellflächen verschwanden - unter anderem der Schweinemarkt an der Claudiusstraße - musste sie neue suchen. Gefunden hat sie einen in Nachbarschaft der Kartbahn an der Dorstener Straße, doch nach den Güssen der vergangenen Wochen wäre der eher was für Hausboote - Land unter.
Auf dem Kirmesplatz sieht es nicht besser aus. Wo die ersten Zugmaschinen herumgekurvt sind, haben sich Furchen gebildet, die so tief sind, dass Kleinkinder die Pfützen darin als Planschbecken nutzen könnten. In dieser Matsche müssen die Schausteller, die schon eingetroffen sind, ihre Geräte auf die richtige Stelle bugsieren. Nur einen Versuch habe man, weiß der Christian, der mit dem Breakdancer vertreten ist. Wer rangiere, mache sich den Untergrund erst recht kaputt, der Mittelbau des Karussells wiegt wuchtige 45 Tonnen.
Das Du gehört zum guten Ton
Als nächsten begrüßt Marek den Emil. Der heißt mit Nachnamen Lehmann, kommt aus Worms und hat seine 36 Meter lange Geisterbahn dabei. Aber Nachnamen spielen auf Crange und für Marek keine Rolle. Seit 1996 ist sie Platzmeisterin, das Du gehört zum guten Ton.
Was für die Platzmeisterin eine Rolle spielt: Zentimeter. Und da hat der Emil die Stahlträger für die Geisterbahn zehn Zentimeter neben den vorgesehenen Platz gelegt. Nach der Prüfung per Maßband steht fest: Die Träger müssen verrückt werden. Sonst setzt sich der Zehn-Zentimeter-Fehler auf der gesamten Front fort - und irgendwann passt es nicht mehr. Deshalb misst Marek in diesen Tagen die Kirmes durch und setzt mit Kreide Markierungen, an denen sich die Schausteller orientieren. Auch deshalb macht ihr der Regen sorgen. Das Wasser spült die Markierungen weg oder Reifen begraben sie unter Schlamm.
Buden-Puzzle und Wohnwagen-Tetris
Wo normale Menschen noch nichts sehen, da sieht Marek die Kirmes schon vor ihrem geistigen Auge. Das Puzzle aus Buden und Fahrgeschäften beherrscht sie blind. Knifflig wird es bei den Wohnwagen. Die müssen so in die Lücken geschoben werden, dass der rare Platz am besten ausgenutzt wird. Marek rechnet mit den Schaustellern und spielt eine Art Wohnwagen-Tetris (siehe Infokasten), wobei die Platzmeisterin mit weitgehenden Kenntnissen der verschiedenen Modell-Maße verblüfft. Ruckzuck ist eine Lücke gedanklich gefüllt, „dann haben wir auch Platz für den großen Hans-Otto und den kleinen Hans-Otto“, so Marek. Der große kommt mit dem Shake‘n’Roll, der kleine mit dem neuen Voodoo-Jumper.
Alle wollen gleichzeitig weg
Entscheidend auf’m Kirmesplatz sind der kommenden Montag und der Dienstag, wenn ein Großteil der Schausteller aus Düsseldorf anrollt. Dann wird es voll, doch beim Einreihen in die große Kirmes-Kulisse kommen sie sich nicht ins Gehege, weiß Marek.
Das ist am Abschluss-Sonntag anders. Jeder will möglichst schnell abbauen, deshalb legt die Platzmeisterin in einem Plan fest, wer wann mit den Zugmaschinen auf den Platz darf - aber soweit wollen wir eigentlich noch gar nicht denken...