Herne. Die Cranger Kirmes startet 2013 wieder einen Tag später. Das ist das Ergebnis eines Vergleichs zwischen der Stadt und einem Anwohner vor dem Verwaltungsgericht. Im Interview äußert Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes (DSB), seinen Unmut über diese Entscheidung.

Wie bewerten Sie den Vergleich?

Ritter: Der ist nicht nachzuvollziehen. Ich bin hochgradig enttäuscht. Es ist extrem verwunderlich, dass uns per Gerichtsbeschluss verboten wird, unseren Beruf auszuüben. Wir sind scheinbar ein rechtloses Gewerbe.

Haben Sie kein Verständnis für den Anwohner, der keinen zusätzlichen Lärm dulden will?

Da halte ich es mit Franz-Josef Strauss. Geräusche, die von einer Kirmes ausgehen, sind kein Lärm, sondern Ausdruck von Lebensfreude, sagte er wörtlich. Außerdem haben Tausende mit den Füßen abgestimmt, dass die Kirmes-Eröffnung am Abend vor dem offiziellen Start eine gute Idee ist. Rücksicht nimmt man nun auf eine einzelne Stimme. Im Übrigen: Der Anwohner sollte auch als Rentner darüber nachdenken, dass auch seine Rente erwirtschaftet werden muss. Mit dem Urteil werden Arbeitsplätze nicht nur der Schausteller in Gefahr gebracht. Die ganze Stadt hat eine gewaltige wirtschaftliche Wertschöpfung durch die Kirmes. Alle Kosten werden aber nur durch die Schausteller aufgebracht.

Und Sie haben nun das Nachsehen?

Richtig. Wir werden die wirtschaftlichen Folgen zu spüren bekommen, wenn wir erst einen Tag später öffnen: Weniger Einnahmen sind die Folge.

Leidet auch die Sicherheit, wenn die Kirmes wieder später startet?

Ja. Das neue Sicherheitskonzept sah ja unter anderem vor, dass die Publikumsströme durch den zusätzlichen Abend entzerrt werden. Das hat auch geklappt. Nicht zuletzt ist 2011 am Bürgerabend alles friedlicher abgelaufen als in den Jahren zuvor. Getreu dem Motto „Im Dunkeln ist gut munkeln“ gab es früher rund um den Bürgerabend viel mehr Polizeieinsätze, weil ja der ganze Kirmesplatz geschlossen war. Im vergangenen Jahr waren die Fahrgeschäfte dann auf, und alles lief glatt. Übrigens: Dass auch alle Toiletten geöffnet waren, muss man ebenfalls als positiv bewerten.

Nehmen Sie den Vergleich so hin?

Nein. Wir wollen mit der neuen Landesregierung über das Landesimmissionsschutzgesetz ins Gespräch kommen. Und dabei klar stellen: Lärmschutz ist schön und gut, aber nicht dann, wenn er Arbeitsplätze vernichtet.

Was, wenn der Vergleich aber Schule macht?

Das genau ist unsere Befürchtung. Wir hoffen, dass der Anwohner in anderen Städten keine Nachahmer findet. Das wäre ein Angriff auf unser Gewerbe. Und auf die weltweit einzigartige Volksfestkultur in Deutschland. Wir appellieren an die Gerichte, dass das eine Einzelfallentscheidung sein muss. Sonst droht der Kirmes-Tod.

Zum Abschluss: Was erwarten Sie von der neuen Kirmes-Saison?

Dort, wo die Rahmenbedingungen stimmen und die Traditionsveranstaltungen positiv begleitet werden, funktionieren die Volksfeste. Siehe bis dato Crange. . .