Herne. Die Emschergenossenschaft hat Wort gehalten: Die großen Baugruben auf dem Kirmesplatz sind rechtzeitig vor Beginn der Cranger Kirmes (2. - 12. August) in Herne verschwunden. Die Schausteller können also bald anrücken. Sobald „Crange“ jedoch beendet ist, rücken die Bagger wieder an.
Weg ist sie, die große Baustelle an der Kreuzung von Dorstener Straße und Heerstraße. Die Emschergenossenschaft hat Wort gehalten. Das riesige Loch, das dort gähnte, ist verschwunden, die Fläche freigeräumt und frisch asphaltiert.
Der Grund: Der Umbau des Emschersystems ist zwar ein Milliardenprojekt, das Jahrzehnte in Anspruch nimmt – doch für die Cranger Kirmes räumt es den Platz und macht eine Pause. Auch das Loch auf der Dorstener Straße wird in diesen Tagen verfüllt.
Allerdings: Sobald Mitte August das letzte Karussell und die letzte Losbude verschwunden sind, rücken Bagger und Kräne an und heben die Grube wieder aus, um den Bau eines neuen Abwasserkanals voranzutreiben.
Zwei Pumpwerke werden überflüssig
Was man „über Tage“ nicht sehen kann: Die Ausmaße dieses Projekts, das im September vergangenen Jahres begann, sind äußerst stattlich. Allein die Gruben messen ungefähr zehn Meter im Durchmesser und sind bis zu 13 Meter tief. Von dort aus wird der Abwasserkanal im sogenannten bergmännischen Vortrieb ins Erdreich vorangetrieben. Ist er fertiggestellt, wird die städtische Kanalisation an ihn angeschlossen. Die Rohre liegen in acht bis 18 Metern Tiefe und haben einen Durchmesser von 80 Zentimetern bis 1,80 Metern.
Die fünfte Cranger Jahreszeit
1300 Meter haben sich die Maschinen bereits Richtung Rhein-Herne-Kanal vorangearbeitet und den Kanal fertiggestellt, nach der Kirmes buddeln sich die Maschinen zu den Pumpwerken Crange und Cranger Heide. Diese gehören bislang zum großen Netz von Pumpwerken, die große Teile der Emscherregion entwässern, weil dies wegen des fehlenden Gefälles nicht auf natürlichem Weg möglich ist. Da die Emschergenossenschaft in diesen großen Tiefen baut, werden die beiden Pumpstationen in Zukunft überflüssig.
Künstler ziehen in Pumpstation
Was mit ihnen geschieht, ist offen. Auf jeden Fall werde die Technik aus den Gebäuden entfernt, so Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft. In eine ehemalige Pumpstation in Dortmund seien Künstler eingezogen. Die Industriekultur des Ruhrgebiets könnte also um ein paar neue Vertreter ergänzt werden.
Das Baumaßnahme in Crange, die allein 16 Millionen Euro kostet und etwa drei Jahre in Anspruch nimmt, wobei die Cranger Kirmes im kommenden Jahr nicht mehr betroffen sein wird, gehört zum Herzstück des Emscherumbaus: Bau des Abwasserkanals Emscher (AKE). 2009 war erster Spatenstich, 2017 soll das Werk vollendet sein. Ist er in Betrieb genommen, trennt der Kanal, was nicht zusammengehört. Sauberes Fluss- und Regenwasser wird offen durch die Emscher und ihre Seitenarme fließen (der Dorneburger Mühlenbach bietet bereits einen Eindruck, wie es aussehen wird), das Abwasser wird unterirdisch im Kanal abtransportiert.
4,5 Milliarden Euro wird der Emscherumbau kosten, 2,2 Milliarden wurden bereits verbaut.
Kirmesfeuerwerk
