Herne. Der Bau der neuen Feuerwache ist gestartet. Das Projekt ist mit einer Investition von rund 140 Millionen Euro historisch für die Stadt Herne.
Einen passenderen Zufall hätte es nicht geben können: Mitten in der Rede von Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda zum Spatenstich für die neue Feuerwache piepten plötzlich die Alarmgeräte der anwesenden Feuerwehrleute. Unverzüglich stiegen sie in zwei Einsatzwagen und rauschten mit Blaulicht und Martinshorn davon - also genau von jenem Ort, von dem sie in rund drei Jahren regulär zu ihren Einsätzen ausrücken.
Dann soll die zentrale Feuerwache fertiggestellt sein und die alte an der Sodinger Straße abgelöst haben. Wer die jemals gesehen habe, so Dudda, wisse nur zu gut, dass es einen dringenden Bedarf für den Neubau gebe. Die Herner WAZ-Redaktion durfte sich 2021 tatsächlich dort umschauen und kann bestätigen: Dieses Gebäude genügt den aktuellen Anforderungen an eine Feuerwehr längst nicht mehr. So sind die Tore der Fahrzeughalle so niedrig, dass ein sogenannter Rüstwagen extra auf kleine Räder gebaut wurde, damit er hindurchpasst. Überhaupt bietet die Halle nicht mehr Platz für alle Wagen. Generell ist das gesamte Gebäude zu klein, verwinkelt - und damit ein Effizienzfresser.
All das ist selbstverständlich seit Jahren bekannt, doch bis am Montag ein kleiner Haufen Gestein symbolisch bewegt werden konnte, sei es ein weiter Weg gewesen. Allein die Suche nach dem Grundstück sei eine „Abenteuerreise“ gewesen, so Dudda. Zehn Jahre gehörte es dem Plettenberger Automobilzulieferer Dura, danach übernahm die Duisburger Safebox GmbH und wollte dort einen Standort für Selbsteinlagerung etablieren - bis die Stadt auf den Plan trat...
140 Millionen Euro - das größte städtische Bauprojekt in der Geschichte Hernes
...und das größte städtische Bauprojekt in der Stadthistorie endlich auf den Weg bringen konnte, denn die Notwendigkeit ist schon vor 20 Jahren erkannt worden. Die Kosten für den Neubau werden zurzeit mit rund 140 Millionen Euro kalkuliert. Dafür werden auf einem Campus die Einheiten der Berufsfeuerwehr mit Leitstelle, Krisenstab und Verwaltung, die Rettungswache, eine Werkstatt sowie ein Haus für die Freiwillige Feuerwehr. Außerdem auf dem Areal geplant: Flächen für Sport und Erholung, für Aus- und Fortbildung sowie ein Übungsturm. Darüber hinaus soll es eine grüne Feuerwache werden - mit Regenwasserspeicherung oder Dach- und Fassadenbergünung sowie Photovoltaikanlage. Die neue Wache werde eine der modernsten im Land werden und die Sicherheit der Bürger verbessern, so Dudda.
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In den nächsten Tagen übernimmt die Mannschaft der MBN Bau GmbH aus Düsseldorf das Kommando am Florianweg (der früheren Werkshallenstraße), die ersten Maschinen stehen bereit, auch erste Pflöcke sind gesetzt. Geschäftsführer Ralf Kotbusch hatte bei der Vertragsunterzeichnung gesagt, dass sein Team „richtig Bock“ auf die Herausforderung habe. „Wir wollen beweisen, dass wir ein verlässlicher Partner sind“, so Kotbusch beim Spatenstich, der das Gebäude in der vereinbarten Zeit und vor allem Qualität erstelle, so Kotbusch.
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Eine Herausforderung bei der Planung sei die Topographie des Areals gewesen, erläuterte Johannes Oude-Steege, Mitglied der Neubau-Projektgruppe, im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Es gebe einen Höhenunterschied von mehr als vier Metern zwischen Castroper Straße und Trimbuschhof. Deshalb sei es auch nicht möglich gewesen, die sogenannte Alarmausfahrt zum Hölkeskampring auszurichten. Doch das beeinträchtige nicht die Maßgabe, acht Minuten nach einem Alarm am Einsatzort einzutreffen. Gerade Richtung Sodingen werde man nach dem Umzug schneller sein.
Nicht nur die Berufsfeuerwehr kann diesen Umzug kaum erwarten, auch bei der „Freiwilligen“ ist die Vorfreude groß. Im Vergleich zum Zustand von vor zehn Jahren werde das ein Quantensprung, so Vorsitzender Arne Begrich. Zur Erinnerung: Vor wenigen Jahren konnte die Freiwillige Feuerwehr ein neues Gebäude an der Koniner Straße in Betrieb nehmen. Mit dem Umzug in die neue Hauptfeuerwache entfalle der Standort an der Realschule Sodingen, der nicht mehr zeitgemäß sei. Unter einem - neuen - Dach mit der Berufsfeuerwehr werde man wesentlich professioneller und schlagkräftiger. Und Begrich wies auf einen anderen Aspekt hin: Zwar habe die Freiwillige Feuerwehr ihre Mitgliederzahl nach Corona steigern können - von 180 auf rund 250. Doch das sei noch nicht genug. Mit einer modernen Wache könne es einfacher werden, Menschen für die Feuerwehr zu begeistern.