Herne. . Herne stöhnt immer stärker unter dem Mangel an Gewerbeflächen. Kaum eine der weit über 100 Anfragen kann bedient werden. Das hat mehrere Gründe.

  • Laut Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr sank seit 2008 das Flächenpotenzial um 30 Prozent
  • Manche Grundstückseigentümer wollen nicht verkaufen, andere haben überzogene Preisvorstellungen
  • WFG hofft darauf, dass sich Eigentümer, die ein Grundstück zur Verfügung haben, melden

Die neue Landesregierung will die Gewerbeflächennot im Ruhrgebiet bekämpfen und dabei helfen, Flächen schneller zu ertüchtigen und Planungszeiten zu verkürzen. Dies hat der neue Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart in der vergangenen Woche angekündigt (die WAZ berichtete). Herne gehört zu jenen Städten, in denen die Not am größten ist. Schon vor mehr als einem Jahr hatte Joachim Grollmann, Chef der Herner Wirtschaftsförderungsgesellschaft, gewarnt: „Uns gehen die Flächen aus.“

Eine Erhebung der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr GmbH verdeutlicht diese Not. Lag das Flächenpotenzial in Herne im Jahr 2008 noch bei rund 78 Hektar, so lag es im vergangenen Jahr bei 47,90 Hektar. Ein Rückgang von rund 30 Prozent. Hinzu kommt ein weiteres Problem: Ein Großteil der Flächen ist Restriktionen unterworfen, kann also nicht schnell entwickelt werden. Diese Restriktionen können z.B. Altlasten sein.

Mancher Besitzer will nicht verkaufen

Dabei existieren auf den ersten Blick eine Reihe von Flächen, die sich für Ansiedlungen eignen, doch dies relativiere sich bei genauerem Hinsehen, erläutert die Herner WFG im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. Beispiel Hibernia: Dort tun sich neben Jobcenter sowie den Verteilzentren von Dennree und Noba noch stattliche Lücken auf, doch diese Flächen sind durch Optionen quasi schon „vorgemerkt“. Anders gelagert ist der Fall einer anscheinend leer stehenden Fabrikhalle an der Werkshallenstraße (Nähe Trimbuschof). Gerne würde die WFG mit dem Besitzer Dura – einem Automobilzulieferer aus Plettenberg – über einen Kauf des Grundstücks sprechen, doch laut Grollmann gibt es beim Eigentümer keinerlei Bewegung.

Reichlich Fläche hat eigentlich die Deutsche Bahn zur Verfügung. Im Bereich des Güterbahnhofs gibt es laut Grollmann einige Brachen. Doch das Unternehmen lehne einen Verkauf ab.

WFG „scannt“ regelmäßig Flächen

Durch den Verkauf des Gewerbeparks Grimberg (dort baut Duvenbeck sein Logistikzentrum) hat die WFG eigentlich finanziellen Spielraum, um neue Flächen zu erwerben, doch die Preisvorstellungen der Besitzer wichen teilweise deutlich von denen der WFG ab. Das offenbart ein weiteres Hemmnis: In vielen Fällen hat die WFG weder Zugriff noch Einfluss auf Flächen, weil es sich um private Eigentümer handelt.

Die WFG „scannt“ regelmäßig Gewerbeflächen im Stadtgebiet – um schnell reagieren zu können, wenn sich eine Gelegenheit bietet. Dabei richtet sich auch der Blick auf Liegenschaften in einer Größe von bis zu 3000 Quadratmeter, die sich für das Handwerk eignen.

Wie weit Angebot und Nachfrage in Herne – aber auch im Ruhrgebiet – auseinanderklaffen, offenbart eine andere Zahl: Die WFG hatte im vorigen Jahr allein 150 Anfragen nach unbebauten Gewerbeflächen, darunter viele von Interessenten, die vergeblich in anderen Städten gesucht hatten. Den geringsten Teil konnte die WFG bedienen. Grollmann sieht folgende Gefahr: „Wenn wir lange nichts bieten können, sind wir irgendwann weg vom Fenster der Interessenten.“ Und fast flehentlich fügt er hinzu: „Eigentümer, die ein Gewerbegrundstück haben, können sich gerne bei der WFG melden.“

>> GEWERBEGEBIETE SIND JOB-MOTOREN

Nach den Daten der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr sind Gewerbegebiete Job-Motoren. Zwischen 2012 und 2014 seien in Gewerbegebieten im Ruhrgebiet rund 40 000 neue Beschäftigungsverhältnisse entstanden.

Dies lässt sich teilweise auf Herne übertragen. Durch die Ansiedlung von Duvenbeck und Nordfrost (Unser Fritz) sowie Stadler (General Blumenthal) und Remondis (Baukau) könnten in Herne rund 300 neue Arbeitsplätze entstehen.