Essen. Das Ruhrgebiet soll grünste Industrieregion werden. In einer 100 Seiten starken Strategie des RVR steckt jahrelange Arbeit. Kann sie Wort halten?

Mehr Radwege, mehr Straßenbäume, mehr Wasser in den Städten: Das Ruhrgebiet soll grüner werden und trotzdem seinen wirtschaftlichen Kern erhalten. Das ist das Ziel einer rund 100 Seiten langen neuen Strategie des Regionalverbands Ruhr, mit der die Städte und der RVR das Revier zur grünsten Industrieregion der Welt entwickeln wollen.

Der Vorsitzende des Ruhrparlaments, Frank Dudda, sprach bei der Vorstellung am Mittwoch, 10. April von einem Durchbruch nach achtjähriger Vorarbeit. Deutschlandweit erstmals sei es gelungen, eine regionale Strategie zu entwickeln, die Antworten auf die Fragen der Zukunft in Zeiten des Klimawandels gebe und zugleich die unterschiedlichsten Interessen vereine, so der Herner Stadtchef und Sozialdemokrat. „Jetzt hat die gesamte Region ein Leitbild. Nun gibt es kein Zurück mehr.“

Ruhrgebiet soll in 27 Schritten die grünste Industrieregion werden

Der neue Regionaldirektor des RVR, Garrelt Duin, sieht in der Strategie und einzelnen Vorhaben auch die Chance, den Mittelstand vor Ort und die Industrie in der Region zu stärken. „Wer Industriepolitik nicht mit Grün zusammen denkt, erleidet Schiffbruch“, sagte der frühere NRW-Wirtschaftsminister bei seinem ersten öffentlichen Termin als neuer Behördenchef. „Wir wollen ökologische Nachhaltigkeit und ökonomische Wettbewerbsfähigkeit miteinander verbinden, um attraktiv für Investoren und Fachkräfte zu sein.“

Der frühere NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin ist der neue Chef des Regionalverbands Ruhr.
Der frühere NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin ist der neue Chef des Regionalverbands Ruhr. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Konkret setzt sich die Strategie, an der 250 Fachleute gearbeitet haben, aus 27 einzelnen Ziele zusammen. Im Ruhrgebiet sollen beispielsweise mehr Dächer und Fassaden begrünt, mehr Gewässer renaturiert oder mehr Flächen entsiegelt werden. Die Strategie sei eine umfassende Klammer, so NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne), der bei der Vorstellung die hohe Bedeutung grüner Flächen gerade in Ballungsgebieten hervorhob.

Die einzelnen Projekte hinter der Strategie sollen Milliardeninvestitionen auslösen

Das Papier bündelt neue Ideen und bekannte Ansätze in den Städten und beim RVR, die insgesamt zu Milliardeninvestitionen führen sollen. Regionale Projektbeispiele sind die bereits aufgemöbelten Revierparks, die Pflanzung von fünf Millionen Bäumen in den RVR-Wäldern und die Internationale Gartenausstellung 2027, mit der die Region auch Antworten auf die Frage geben will, wie man als Ballungsraum dem Klimawandel begegnet.

Schert eine Stadt aus, bleibt das unbestraft: Sanktionsmöglichkeiten bietet die RVR-Strategie nicht. Dudda betonte aber, dass sich alle Rathausspitzen in ihrem Ziel einig seien. Eine Charta, auf der das neue Papier nun fußt, ist von den Räten und Kreistagen des Reviers unterstützt worden.

Die einzelnen Ziele sollen überwacht und überprüft werden. So richtig fertig sei man mit der Arbeit aber eigentlich nie, ergänzte Nina Frense, RVR-Beigeordnete für Umwelt. Das Gesamtvorhaben beschreiben die Verantwortlichen als Dekadenprojekt. Bis 2035 soll das Revier die grünste Industrieregion der Welt sein.