Herne. Drogenabhängige und Pöbler nerven, ja ängstigen viele Menschen in Wanne-Mitte. Dagegen geht die Stadt Herne nun mit Partnern vor. Mit Erfolg.

Die Polizei hat ihre Präsenz in Wanne-Mitte deutlich verstärkt. Das zeigt offensichtlich Wirkung. „Bürger sagen, dass sie sich deutlich sicherer fühlen“, berichtet der Polizeibeamte Ruven Riegner. Gemeinsam mit seiner Kollegin Denise Zierow ist der Polizeioberkommissar nun regelmäßig rund um den Buschmannshof auf Streife unterwegs.

Die Stadt Herne will, wie berichtet, mit einem Bündel an Maßnahmen Wanne-Mitte mit Hauptbahnhof, Postpark und eben auch Buschmannshof bis Sommer 2025 sicherer, sauberer und schöner machen. Die Drogenszene, aber auch pöbelnde Jugendliche sorgen dort bei vielen Menschen seit Jahren für Frust, Ärger und Ängste. Zum „Projekt Buschmannshof“, das im Sommer 2023 startete und an dem sich neben mehreren Abteilungen der Stadtverwaltung auch Partner wie Polizei, HCR, Entsorgung Herne, Caritas und Deutsche Bahn beteiligen, gehören auch konkrete Zielvorgaben. So soll die Zahl der Polizeieinsätze, ausgelöst durch Notrufe von Bürgerinnen und Bürgern, um 25 Prozent sinken, die Zahl der Taschen- und Ladendiebstähle um 30 Prozent.

Herner Polizei: Kriminalität bereits gesunken

Sie ist vielen Menschen ein Dorn im Auge: die „Szene“ am Buschmannshof.
Sie ist vielen Menschen ein Dorn im Auge: die „Szene“ am Buschmannshof. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Ein wichtiger Baustein des Projekts sind besagte Polizeiestreifen. Die Polizei versuche, „jede freie Minute hier vor Ort zu verbringen“, sagte Simone Wohlrath, Leiterin der Polizei-Führungsstelle, nun bei einem Vor-Ort-Termin auf dem Buschmannshof, bei dem die Beteiligten eine erste Bilanz zogen. Und die fällt positiv aus. Allein die Präsenz der Beamten führe in Wanne-Mitte bereits zu einem Rückgang der Kriminalität. Außerdem erreichten die Polizisten bereits vermehrt Rückmeldungen von Bürgerinnen und Bürgern, die sich positiv über die Polizisten vor Ort geäußert hätten und von einem verstärkten Sicherheitsgefühl rund um den Platz gesprochen hätten.

Auch Ordnungsdezernent Frank Burbulla berichtete von ersten positiven Rückmeldungen. Einige Maßnahmen seien bereits umgesetzt, darunter eine stärkere Reinigung der Wege und Plätze, andere folgten, so etwa eine Neugestaltung etwa des Boulefeldes, andere würden geprüft, beispielsweise ein Glas- und Alkoholverbot sowie eine Neugestaltung der Mauern rund um den Buschmannshof, die die Szene-Mitglieder zum Verweilen nutzen. Eines ist dem Dezernenten wichtig: Die Abhängigen sollen nicht verdrängt werden, dann schlügen sie eh woanders auf: „Wir möchten auch helfen und sie mitnehmen.“ Dafür sollen neue Hilfe- und Beratungskonzepte geschaffen werden.

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Auch der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) der Stadt will stärker Präsenz zeigen, sagt Werner Friedhoff, Chef des Ordnungsamts. Und nicht nur das: Ein ganz wichtiger Schwerpunkt sei die Zusammenarbeit mit Polizei und HCR-Sicherheitsdienst. Die Arbeit der drei „Streifen“ soll besser abgestimmt werden und in eine gemeinsame Zusammenarbeit auf der Straße münden. Weitere Erfolge erhofft sich Ordnungsdezernent Burbulla auch vom „KOD-Mobil“, das die Stadt anschaffen will. Diese „mobile Wache“ der Stadt soll dort eingesetzt werden, wo es „hakt“ - nicht nur in Brennpunkten wie in Wanne-Mitte, sondern etwa auch auf der Cranger Kirmes.

Auch er ist verstärkt in Wanne-Mitte auf Streife unterwegs: der KOD.
Auch er ist verstärkt in Wanne-Mitte auf Streife unterwegs: der KOD. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Allein: Ein entsprechendes Fahrzeug, so sagte der Dezernent der Politik im Ausschuss für Bürgerbeteiligung, Sicherheit und Ordnung, sei aber nicht so schnell zu beschaffen, weil die Parteien ein E-Fahrzeug forderten. Das aber habe längere Lieferzeiten. Ein „KOD“-Mobil noch in diesem Jahr, möglicherweise bereits zur Cranger Kirmes, gebe es aber wohl nur dann, wenn es einen Verbrenner-Motor habe. Die CDU signalisierte dem künftigen Stadtdirektor, dass eine mobile Wache dann auch einen Verbrennermotor haben könne.

Anwohner Sibbel lobt: „So eine Präsenz gab es noch nie“

Lob und Tadel: Robert Sibbel, Inhaber der Ruhr Apotheke in Wanne-Mitte.
Lob und Tadel: Robert Sibbel, Inhaber der Ruhr Apotheke in Wanne-Mitte. © Herne | Ralph Bodemer

Und was sagen Anwohner? Einer von ihnen ist Robert Sibbel, der zwei Apotheken in Wanne-Mitte betreibt, eine direkt am Buschmannshof. Er ärgert sich seit Jahren über die Drogensüchtigen und Pöbler. Man merke deutlich, dass die Polizei verstärkt auf Streife sei: „So eine Präsenz gab es noch nie“, lobt Sibbel gegenüber der WAZ. Allein: „Die Situation ist nach wie vor alles andere als schön.“ Kundinnen und Kunden, gerade ältere, berichteten, dass sie Angst in Wanne-Mitte hätten. Das sei für den Standort insgesamt, aber auch für seinen Geschäftsbetrieb „extrem schädlich“. Der Apotheker hofft nun, dass das Projekt erfolgreich ist - damit Wanne-Mitte wieder in die Spur komme. Nötig sei vor allem mehr Leben rund um den Buschmannshof, etwa mehr Veranstaltungen wie zum Beispiel ein zweiter Markttag. Dann, so der Geschäftsmann, verschwinde auch die Szene. Die meide Menschenansammlungen.

>>> Ideen der Bürgerinnen und Bürger sind gefragt

Die Stadt wünscht sich weitere Ideen, um Wanne-Mitte attraktiver und sicherer zu machen - und bittet dafür um die Hilfe der Bürgerinnen und Bürger. Dazu veranstaltet das Rathaus ein „Quartiersforum Wanne“.

Dabei können sich Interessierte mit Ihren Wünschen, Anregungen, aber auch ihrer Kritik einbringen. Das Forum findet statt am Donnerstag, 11. April, bei Plan B an der Hauptstraße 221. Beginn ist um 16 Uhr.