Herne. Weniger Diebstähle, mehr Sicherheit: In Wanne-Mitte soll sich was tun. Zu den ersten Maßnahmen gehören mehr Streifen durch die Polizei.

Wanne-Mitte soll schöner werden: Die Stadt Herne will mit einem Bündel an Maßnahmen Wanne-Mitte mit Buschmannshof, Hauptbahnhof und Postpark sicherer machen. Die Drogenszene, aber auch pöbelnde Jugendliche sorgen dort bei vielen Menschen seit Jahren für Frust, Ärger und Ängste. Zu dem Paket, das die Verwaltung geschnürt hat, gehören auch Zielvorgaben. Diese, sagt Ordnungsdezernent Frank Burbulla zur WAZ, seien zum Teil sehr ambitioniert, aber durchaus erreichbar.

Drogenkonsum, Streitereien, Diebstähle sowie Lärm und Müll störten die Menschen in Wanne-Mitte massiv, sagte der Ordnungsdezernent im Sommer 2023. Deshalb gebe es an vielen Stellen einen „dringenden Handlungsbedarf“. Damals fiel der Startschuss für ein neues Projekt von Stadt und Polizei, um Wanne-Mitte sicherer und sauberer zu machen. Dafür banden die Initiatoren alle Fachbereiche im Rathaus ein und holten weitere Partner ins Boot, darunter HCR, Entsorgung Herne, Caritas und Deutsche Bahn. Die Akteure bildeten vier Gruppen zu den Themen Sicherheit, Sauberkeit, Gestaltung des öffentlichen Raums sowie Soziale Arbeit und Streetwork - und entwickelten Maßnahmen und Ziele, die bis Sommer 2024 eingestielt und bis Sommer 2025 erfüllt werden sollen. Das Gesamtpaket stellt das Rathaus jetzt der Politik vor. Wichtig ist Ordnungsdezernent Frank Burbulla dabei, dass den Drogenabhängigen auch geholfen wird: „Sie nur zu verdrängen, das wäre zu plump.“

Herne: 30 Prozent weniger Taschen- und Ladendiebstähle

Zur öffentlichen Sicherheit: Das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste im ÖPNV, so heißt es in einem Bericht an die Politik, soll rund um den Buschmannshof „merklich“ steigen. So soll die Zahl der Polizeinotrufe durch Fahrgäste sowie Fahrerinnen und Fahrer von Bus und Bahn um 50 Prozent sinken. Ebenfalls um 50 Prozent reduziert werden soll die Zahl der gefährlichen Verkehrssituationen am Buschmannshof, die den Fahrerinnen und Fahrern im ÖPNV zu schaffen machen. Weitere Ziele der Projektpartner: Die Zahl der Polizeieinsätze, ausgelöst durch Notrufe von Bürgerinnen und Bürgern, soll um 25 Prozent sinken, die Zahl der Taschen- und Ladendiebstähle um 30 Prozent. Um das zu erreichen, seien unter anderem gemeinsame Präsenzeinsätze von HCR, Polizei und Ordnungsbehörde geplant, eine mobile KOD-Wache sowie möglicherweise ein Glas- und Alkoholverbot.

Fahrgäste sollen sich wieder sicherer fühlen.
Fahrgäste sollen sich wieder sicherer fühlen. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Zur Sauberkeit: Wanne-Mitte, so heißt es in der Verwaltungsvorlage weiter, soll dauerhaft sauber werden, insbesondere an den Haltestellen. Dazu gehöre auch, dass die Zahl der losen Spritzen auf den Böden reduziert wird. Um das zu erreichen, sollen sechs neue Abfalleimer aufgestellt und vorhandene Abfalleimer vergrößert werden. Zudem sollen die Wartebereiche am Buschmannshof häufiger gereinigt werden, durch Maschinen, aber auch Kolonnen von „Quartiershelfern“, die von der Agentur für Arbeit finanziert werden. Nicht zuletzt werde in Kürze eine elektrische Straßenreinigungsmaschine angeschafft.

Zur Gestaltung des öffentlichen Raums: Wanne-Mitte soll attraktiver werden. Bürgerinnen und Bürger sollen sich häufiger dort aufhalten, Menschen aus der Drogenszene dagegen weniger. Buschmannshof und Postpark sollen dafür stärker beleuchtet werden, mehr Grün soll angeschafft und besser gepflegt werden, im Postpark sollen durch stärkeren Grünschnitt Sichtachsen geschaffen und „Versteckmöglichkeiten“ minimiert werden. Weitere Ziele unter anderem: Das Boulefeld, das kaum genutzt werde, soll umgestaltet werden, neue Veranstaltungen sollen kommen. Nicht zuletzt sollen Möglichkeiten geschaffen werden, damit sich die Szene nicht gerne am Buschmannshof aufhält, darunter die Anbringung von Pflanzen, Plexiglaselementen oder „Spikes“.

Zur Sozialen Arbeit: Institutionen, die den Drogenabhängigen in Wanne-Mitte helfen, sollen sich vernetzen und ihre Angebote aufeinander abstimmen, außerdem sollen sie kontinuierliche Präsenzzeiten anbieten, einmal täglich auch vor Ort. Dadurch sollen mehr Abhängige in Hilfesysteme vermittelt werden. Insgesamt soll die Präsenz der Hilfsorganisationen, aber auch die Kontakt- und Beratungsangebote ausgebaut werden, so die Projektpartner weiter. Abhängige sollen eingebunden werden und auch eine Interessensvertretung aufbauen.

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Erste Maßnahmen, so die Stadt, seien bereits umgesetzt oder kurz vor dem Start. So seien die Reinigungsintervalle am Buschmannshof schon ausgeweitet worden, und Reinigungskolonnen seien überall in Wanne-Mitte unterwegs. In den kommenden Wochen sollen dann bis zum Sommer alle Maßnahmen an den Start gehen. Möglich sei, dass auch weitere Maßnahmen hinzukommen oder das andere ergänzt oder sogar gestrichen werden - je nach Wirkung. Dass einige Ziele konkret definiert sind - so etwa die Reduzierung der Ladendiebstähle um 30 Prozent - sei genau so gewollt: „Wir wollen uns messbar machen“, sagt Ordnungsdezernent Burbulla zur WAZ. Er ahnt: „Manche Ziele werden wir erfüllen, manche sogar übererfüllen.“ Wo Ziele nicht erfüllt werden, kündigt er an, „werden wir nachjustieren“.

 „Wir wollen uns messbar machen“: Hernes Ordnungsdezernent Frank Burbulla.
 „Wir wollen uns messbar machen“: Hernes Ordnungsdezernent Frank Burbulla. © WAZ | Frank Dieper

>>> Stadt präsentiert Maßnahmen und Ziele

Sachstandsbericht „Projekt Buschmannshof“: Unter diesem Titel präsentiert die Stadt der Bezirksvertretung Wanne ihre Maßnahmen und Ziele in Wanne Mitte. Ort und Zeit: Mensa der Gesamtschule Wanne (Stöckstraße 41), Dienstag, 19. März; Beginn der öffentlichen Sitzung ist um 17 Uhr.

Anschließend diskutiert auch der Ausschuss für Bürgerbeteiligung, Sicherheit und Ordnung über den Zwischenbericht. Das Gremium tagt am Tag darauf, am Mittwoch, 20. März, im großen Sitzungssaal im Rathaus Herne. Beginn der öffentlichen Sitzung ist um 16 Uhr.