Herne. Stühle rücken in Hernes Stadtspitze: Der Rat hat einen neuen Kämmerer und einen neuen Stadtdirektor gewählt. Auch der Baudezernent ist neu.
Herne hat einen neuen Kämmerer. Der Rat hat Marc Ulrich (44) zum Nachfolger von Hans Werner Klee gewählt, der Ende April in den Ruhestand tritt. Der Herner Ulrich, bislang Kämmerer in Bergkamen, tritt seinen neuen Job am 1. Mai an. An diesem Tag gibt es in der Spitze der Stadtverwaltung weitere Veränderungen: Ordnungsdezernent Frank Burbulla wird Stadtdirektor, also Stellvertreter des Oberbürgermeisters, und mit Stefan Thabe (56) nimmt auch ein neuer Baudezernent seine Arbeit auf.
Die Wahlen des Kämmerers, also des städtischen Finanzchefs, sowie des Stadtdirektors standen im Mittelpunkt der Ratssitzung am Dienstag, 12. März. Beide Posten mussten neu vergeben werden, weil der scheidende Kämmerer Hans Werner Klee (65), seit 2013 im Amt, auch Stadtdirektor ist. Marc Ulrich ging gleich zu Beginn der Ratssitzung als einziger Kämmerer-Kandidat ins Rennen. Nachdem die Stadt den Job zum Jahreswechsel ausgeschrieben hatte, bleib nur er übrig, weil er als einziger alle Voraussetzungen erfüllte. Gesucht wurde ein Mann oder eine Frau, der oder die bereits Kämmerer und zugleich Jurist ist. Die größte Fraktion SPD, die in der rot-schwarzen Ratskoalition das Vorschlagsrecht für diesen Dezernenten-Posten hat, zeigte sich nach Marc Ulrichs Vorstellungsrunde im Februar in der Fraktion „restlos überzeugt“ von dem 44-Jährigen. Ulrich, auch SPD-Mitglied, besitze eine langjährige Erfahrung als Kämmerer, aber auch in der Politik, zudem überzeuge er nicht nur fachlich, sondern auch menschlich, lobte SPD-Fraktionschef Udo Sobieski gegenüber der WAZ. Der Kooperationspartner CDU kündigte an, dass er die Personalie unterstütze.
Herne: Geheime Wahl beantragt
Die Wahl Ulrichs war wegen der breiten Mehrheit von SPD und CDU am Dienstag deshalb Formsache. Die Grünen beantragten geheime Wahl, in der Hoffnung, dass es Abweichler in der Ratskoalition gibt. Grünen-Fraktionschef Thomas Reinke hatte gegenüber der WAZ vor der Sitzung angekündigt, dass seine Fraktion gegen Ulrich stimmen werde. Zwar sei der bisherige Kämmerer von Bergkamen „fachlich qualifiziert“, die Grünen forderten aber selbst einen Dezernenten-Posten. In mehreren anderen Städten sei es üblich, dass die größte Opposition in der Stadtspitze vertreten sei, in Herne werde ihr das von der Ratskoalition verwehrt, kritisierte Reinke. Die Stadtspitze im Rathaus bilden der Oberbürgermeister und die Dezernenten, auch Beigeordnete genannt. Sie zusammen sind der sogenannte Verwaltungsvorstand. In Herne gibt es unter OB Frank Dudda vier Dezernenten und eine Dezernentin.
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Ulrich wurde in geheimer Wahl mit 44 Ja-Stimmen gewählt. 37 Ratsvertreterinnen und -vertreter von SPD und CDU nahmen an der Sitzung teil, damit dürfte der künftige Finanzchef im Rathaus auch Stimmen aus der Opposition bekommen haben. Mit Nein stimmten zehn Stadtverordnete, drei enthielten sich. Ulrich, der zur Sitzung ins Rathaus gekommen war, kam nach seiner Wahl in den Ratssaal, dankte für das Vertrauen und nahm die Wahl an. Oberbürgermeister Frank Dudda (60) überreichte ihm einen Blumenstrauß. Marc Ulrich wird somit zum 1. Mai Kämmerer, aber auch - wie sein Vorgänger Hans Werner Klee - Dezernent für Finanzsteuerung, Immobilien und Wahlen, Steuern und Zahlungsabwicklung sowie Gebäudemanagement.
Im Anschluss an die Kämmerer-Wahl wurde der Stadtdirektor, also der OB-Stellvertreter, bestellt. Infrage kamen für den Posten alle vier Dezernenten und die Dezernentin. Im Koalitionsvertrag hatte sich die CDU das Vorschlagsrecht gesichert, und sie schlug - wenig überraschend - den einzigen CDU-Vertreter in dem Gremium vor, also Frank Burbulla. Der 55-Jährige ist seit 2014 Dezernent und zuständig für Öffentliche Ordnung, Recht, Bauordnung, Bürgerdienste und Feuerwehr, erst im vergangenen Jahr wurde er vom Rat in seine zweite, achtjährige Amtszeit gewählt. Auch für die Bestellung des Stadtdirektors wurde geheime Wahl beantragt, diesmal von den Linken. Burbulla erhielt eine breite Rückendeckung: Er wurde mit 53 Ja-Stimmen zum Stadtdirektor gewählt, zwei Stadtverordnete sagten Nein, zwei enthielten sich. Auch die Grünen hatten angekündigt, für Burbulla zu stimmen. Es sei folgerichtig, dass die zweitgrößte Ratsfraktion CDU neben dem Oberbürgermeister den Stellvertreter stelle, begründete Reinke das Votum seiner Fraktion gegenüber der WAZ. Bislang gehören OB und sein Stellvertreter beide der SPD an. Auch der künftige Stadtdirektor Burbulla bekam nach seiner Wahl den obligatorischen Blumenstrauß.
Auch Baudezernent tritt seinen Job am 1. Mai an
Dass am 1. Mai gleich zwei Neue in der fünfköpfigen Dezernenten-Riege sitzen, liegt an dem Umstand, dass Ende April auch Dezernent Karlheinz-Friedrichs (65), seit 2011 im Amt, in den Ruhestand tritt. Sein Nachfolger Stefan Thabe wurde bereits Ende 2023 vom Rat gewählt. Die Stadt wollte die Neubesetzungsverfahren trennen. Der 57-jährige Thabe, bislang Leiter des Dortmunder Stadtplanungs- und Bauordnungsamtes, wird Dezernent für Umwelt und Stadtplanung, Kataster und Geoinformation, Tiefbau und Verkehr, Bauordnung sowie Stadtgrün.