Herne. Der kleine Theaterstandort Herne kommt mal wieder groß raus: Bei welchem bedeutenden Wettbewerb eine Herner Inszenierung im Finale steht.
Das Herner Theater Kohlenpott macht mal wieder von sich reden: Henner Kallmeyers vor einem Jahr in den Flottmann-Hallen uraufgeführtes Stück „Troja - Blinde Passagiere im trojanischen Pferd“ ist bei den 49. Mülheimer Theatertagen im Rennen um den Preis für das beste deutschsprachige Kindertheaterstück.
„Troja“ konkurriert bei dem renommierten Wettbewerb ab dem 12. Mai mit vier anderen Texten, die in Dresden (zwei Stücke), Heidelberg und Münster uraufgeführt worden sind. Die Kohlenpott-Produktion ist während des Wettbewerbs dreimal im Mülheimer Ringlokschuppen zu sehen, konkret: einmal am 15. Mai (17 Uhr) sowie zweimal am 16. Mai (9 und 11 Uhr). Der Gewinner wird von der Jury am 17. Mai verkündet.
Die Besonderheit dieses Theaterfestivals: Gekürt wird nicht die beste Produktion, sondern der beste Text - in der Regel unabhängig von der Qualität der Inszenierung. Das Herner Ensemble um Regisseur Frank Hörner kann diesen Erfolg aber durchaus auch für sich verbuchen, denn: Das Stück ist gemeinsam in Herne erarbeitet worden, Henner Kallmeyer zeichnete bei der Produktion persönlich für die Dramaturgie verantwortlich. „Es war die ideale Zusammenarbeit“, sagt der 49-jährige Essener. Das Stück habe sich während der Proben mit dem „wunderbaren Ensemble“ noch einmal verändert.
Bei der Nominierung durch eine Expertenjury handelt es sich um eine doppelte Premiere: Sowohl der Autor Kallmeyer als auch das Theater Kohlenpott sind erstmals bei den Mülheimer Theatertagen vertreten. „Es war eine sehr schöne Zusammenarbeit“, blickt Frank Hörner (57) zurück. Es sei immer von Vorteil, wenn der Autor an der Erarbeitung beteiligt sei. Das Stück handele vom Krieg, sei aber kurz vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine entstanden.
„Troja“ ist Kallmeyers erstes Stück für Kohlenpott, die Kombination Hörner & Kallmeyer hat es aber bereits früher gegeben. „Wir haben vor über 30 Jahren das erste Mal zusammengearbeitet“, berichtet Kallmeyer. Bei einem Theaterprojekt in Ungarn sei er Hospitant und Hörner Schauspieler gewesen. Und bei Hörners erster Regiearbeit am Bochumer Schauspielhaus habe er die Regie-Assistenz übernommen. Sie seien zwar befreundet, hätten aber anschließend bis zur „Troja“-Inszenierung kein gemeinsames Projekt mehr gehabt, sagt der Vater von zwei Kindern (13 und 8).
„Troja“ hat noch ein zweites heißes Eisen im Feuer: Das Stück für Menschen ab neun Jahren ist auch fürs NRW-Kindertheaterfestival „Westwind“ nominiert worden. Der Wettbewerb - Kohlenpott hat ihn bereits mehrfach gewonnen - wird diesmal vom Maschinenhaus in Essen ausgerichtet. Der Herner Till Beckmann ist in dem Altenessener Theater an der Zeche Carl nicht nur Mitglied des Leitungsteams, sondern gehört auch der „Westwind“-Jury an.
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Apropos Beckmann: Tills Schwester Lina Beckmann wird bei den Mülheimer Theatertagen ebenfalls dabei sein. Und zwar in dem von Roland Schimmelpfennig geschriebenen und am Hamburger Schauspielhaus uraufgeführten Monolog „Laios“. Die von den Feuilletons gefeierte Inszenierung ist am Dienstag, 7. Mai, um 19.30 Uhr in der Mülheimer Stadthalle zu sehen.
„Faust“-Nominierungen für Hörner und Kirschmeier
- Mit den aktuellen Nominierungen feiert das Theater Kohlenpott eine Art Hattrick.
- 2022 waren die Regisseure Frank Hörner und Christian Eggert mit der Kohlenpott-Inszenierung „Trial & Error“ für den bedeutenden Theaterpreis „Der Faust“ nominiert.
- Und 2023 stand Svea Kirschmeier beim „Faust“ in der Rubrik „Darsteller:in Theater für junges Publikum“ im Finale. Kirschmeier, als Schauspielerin in diversen Kohlenpott-Produktionen aktiv, wurde für ihre Rolle in „Peter Pan“ nominiert. Regie bei dieser Produktion des Kölner Comedia-Theaters führte ... Frank Hörner.
- Fürs „Sahnehäubchen“, sprich: für den Sieg reichte es am Ende in beiden Fällen nicht ganz. Und 2024?