Herne/Gelsenkirchen. Der Kanaluferweg an der Stadtgrenze Herne/Gelsenkirchen ist schon wieder gesperrt worden. Der Zeitpunkt löst Kritik aus - aus mehreren Gründen.
Kein Weiterkommen am Rhein-Herne-Kanal: Der Uferweg an der Stadtgrenze Herne/Gelsenkirchen ist wieder gesperrt worden. Grund sind Bauarbeiten, teilt das zuständige Wasser- und Schifffahrtsamt mit. Betroffen sind damit einmal mehr Tausende Spaziergängerinnen und Spaziergänger sowie Radfahrerinnen und Radfahrer, die dann kehrt machen oder einen Umweg in Kauf nehmen müssen. Eigentlich sollten die Arbeiten längst begonnen haben. Durch die Verzögerung ist der beliebte Weg nun ausgerechnet in den warmen Monaten dicht, wenn viele Ausflügler unterwegs sind. Auch zur Cranger Kirmes heißt es dann: kein Durchkommen!
Am Montag, 18. März, ist der Kanaluferweg in Höhe der Herner Künstlerzeche Unser Fritz wieder gesperrt worden, teilte das Wasser- und Schifffahrtsamt im Vorfeld mit. Anschließend würden auch die Arbeiten wiederaufgenommen. „Wiederaufgenommen“ ist gut: Bis Juni 2023 war der Weg auf einer Länge von gerade mal 150 Meter schon einmal rund zwei Jahre lang dicht. Passiert ist in dieser Zeit aber wenig bis gar nichts. Der gesperrte Weg zwischen den Bauzäunen war völlig frei, von Bautätigkeiten nichts zu sehen. Anwohnerinnen und Anwohner sowie Ausflügler waren deshalb wütend und sprachen von einem „Drama“. Auch die Politik war entsetzt: „Das ist unglaublich“, kommentierte etwa Wannes Bezirksbürgermeister Uwe Purwin (SPD). Nach dem kollektiven Aufschrei und einer Intervention der Stadt Herne, die das ganze Desaster hilflos mitansehen musste, hatte das Wasser- und Schifffahrtsamt schließlich ein Einsehen und öffnete den Weg. Voraussichtlich im Oktober 2023, so das Amt im Sommer 2023, sollen die Arbeiten wieder aufgenommen werden - bis dahin könne der Weg frei bleiben.
Herne: Sperrung bis voraussichtlich Ende des Jahres
Aus Oktober 2023 wurde nichts, zwischenzeitlich hieß es, dass es im Januar 2024 losgehen soll. Nun ist es also der März. Saniert werden müsse am Kanal die Spundwand-Verankerung, teilt das Wasser- und Schifffahrtsamt mit. Für die Sicherung der Spundwände am Ufer würden etwa 100 Stahlanker eingebaut. Je nach Ankerlage müssten dafür Baugruben mit einer Länge von bis zu zwölf Metern angelegt werden. Deshalb müsse der Uferweg von Kilometer 28,800 bis Kilometer 29,400 - also bis zur Siedlung am Grimberger Feld - aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Voraussichtlich Ende des Jahres, also in neun Monaten, könne die Sperrung wieder aufgehoben werden.
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Für diejenigen, die nicht an den Bauzäunen kehrt machen möchten, für die richtet die Behörde wieder eine alternative Route ein, damit Ausflügler ihren Spaziergang oder ihre Radtour am Kanal fortsetzen können: „Die Umleitungsstrecken verlaufen durch den Resser Wald, entlang des Emscher Radwegs und der Wiedehopfstraße“, so das Amt. Die Umleitung sei „ca. 800 Meter länger und entsprechend ausgeschildert“.
„Unglücklich“ nennt Hernes SPD-Ratsherr und Anwohner Michael Zyweck den Start der Bauarbeiten ausgerechnet jetzt, da der Frühling vor der Tür steht und die Menschen raus an den Kanal gehen. Er war einer der Ersten, der den Stillstand auf der „Baustelle“ kritisiert und eine Öffnung des Kanalwegs gefordert hatte. Hätten die Bauarbeiten, wie angekündigt, im Oktober begonnen, „dann wären wir jetzt schon ein halbes Jahr weiter“, sagt er zur WAZ. Bei einer eingeplanten neunmonatigen Bauphase hätte die Sperrung somit im Sommer aufgehoben werden können - rechtzeitig zur „Hochsaison“ am Kanal und auch zur Cranger Kirmes Anfang August, wenn viele Kirmesfans über den Kanalweg zum Rummel strömen.
Bedient ist auch Oskar Steinmeister, der neben der Künstlerzeche das Strandcafé „Oskar am Kanal“ betreibt. Die Sperrung, sagt er zur WAZ, sei „eine Katastrophe“. Tausende Gäste habe er während der Saison, viele kämen mit dem Rad. Während der Sperrung habe er Umsatzeinbußen von rund 20 Prozent gehabt. Das sei ein „wirtschaftlich erheblicher Einschnitt“. Viele Radfahrerinnen und Radfahrer scheuten sich, die „unsägliche Umleitung“ zu benutzen - weil sie aufwendig sei, aber auch gefährlich. Die Ausweichroute hatte zuletzt auch Hernes SPD-Ratsherr Zyweck kritisiert: Die Wiedehopfstraße sei auch Zubringer für die Deponie, entsprechend viele Lkw kämen den Menschen auf der Umleitungsstrecke in die Quere.