Herne. Gute Nachricht: Die riesige Grauwacke-Fläche an der Herner Akademie wird endlich begrünt. Und: Wie der Stand bei der Sanierung des Gebäudes ist.

Der größte steinerne Vorgarten Hernes ist bald Vergangenheit: Die Stadt hat den Startschuss zur Begrünung des riesigen Grauwacke-Feldes vor der Akademie Mont-Cenis in Sodingen gegeben. Schon ab Herbst sollen dort eine Wiese und bunte Staudenpflanzen zum Verweilen einladen. Doch erst einmal wird es laut.

In den nächsten Tagen wird auf der bereits eingezäunten Fläche eine große Maschine alle Steine auf der rund 1 Hektar bzw. 10.000 Quadratmeter großen Fläche an der Akademie brechen und zerkleinern. Für mehrere Tage sei mit Lärmbelästigungen zu rechnen, kündigt der neue Stadtgrün-Chef David Hucklenbroich an.

Zusätzliche Belastungen durch einen regen An- und Abfahrtsverkehr von Lkw wird es jedoch nicht geben: Die zerkleinerten Steine verbleiben auf der Fläche und werden Teil einer sogenannten Magerwiese. Magerwiesen entstehen auf eher trockenen Böden und gelten als besonders artenreich, weil Insekten hier geeignete Lebensbedingungen finden. Zusätzlich zur Wiesenaussaat würden „mehrere hundert Quadratmeter“ Stauden gepflanzt, kündigt Hucklenbroich an.

Stauden (Bild) und eine für die Öffentlichkeit zugängliche Magerwiese sollen die Grauwacken ersetzen. (Symbolbild)
Stauden (Bild) und eine für die Öffentlichkeit zugängliche Magerwiese sollen die Grauwacken ersetzen. (Symbolbild) © Thomas Kramer

Die Gesamtkosten der Umgestaltung - knapp 400.000 Euro - teilen sich die Stadt und der Regionalverband Ruhr (RVR). Die Kosten für die Pflege, auch hier ist der RVR beteiligt, erhöhten sich durch die Umgestaltung leicht, so Hucklenbroich. Bislang musste das Steinfeld achtmal jährlich abgeflämmt werden. Mit der Begrünung werde die Stadt nicht nur Vorgaben des Landes, sondern auch einer Vorbildfunktion gerecht, so der Stadtgrün-Chef. Wie berichtet, wird auch in Herne seit Jahren aus ökologischen Gründen ein Kampf gegen Stein- und Schottergärten - „Gärten des Grauens“ - ausgetragen.

Die Begrünung der bislang tristen Fläche an der Akademie sei vor allem der Hartnäckigkeit eines Bürgers zu verdanken, sagt Bezirksbürgermeister Mathias Grunert. Dominik Strobel sei 2020 in dieser Angelegenheit in seiner Bürgersprechstunde vorstellig geworden. „Ich habe die Diskussion über Verbote von Steingärten verfolgt. Und ich habe mich jedes Mal geärgert, wenn ich an der Akademie spazieren gegangen bin und die Steine wurden dort abgeflämmt“, sagt der Sodinger, der inzwischen in Herne-Mitte wohnt.

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Bei Grunert und der Bezirksvertretung sowie bei der Stadt stieß er damit auf offene Ohren. Bedenken meldete jedoch zunächst die Ratsfraktion der Grünen an. Sie stellte im Planungsausschuss den Antrag, die Unterdenkmalstellung der 2000 eröffneten Akademie sowie des gesamten Außengeländes prüfen zu lassen. Der Vorstoß fand keine politische Mehrheit. Und da die Grauwacke-Fläche - anders als viele andere Gestaltungselemente rund um die 1999 eröffnete Akademie - nicht zum geschützten Architekturkonzept der Fortbildungseinrichtung des Landes zählt, ging alles „erstaunlich schnell“ (Strobel).

Sie freuen sich über den Startschuss für die Begrünung der Steinwüste: (von links) Bezirksbürgermeister Mathias Grunert, Dominik Strobel und Stadtgrün-Chef David Hucklenbroich.
Sie freuen sich über den Startschuss für die Begrünung der Steinwüste: (von links) Bezirksbürgermeister Mathias Grunert, Dominik Strobel und Stadtgrün-Chef David Hucklenbroich. © WAZ | loc

Sehr mühsam gestaltete sich dagegen bekanntlich die Umgestaltung des (zum Architekturkonzept zählenden) Außenbeckens der Akademie. Zum Ärger der Bevölkerung und der Bezirksvertretung lag das Becken über viele Jahre trocken, weil bauliche Veränderungen nicht erlaubt waren. Das führte unter anderem dazu, dass neben Müll auch ein Auto und ein Rollstuhlfahrer in der Betonwanne landeten. Nach langer Debatte ließ das Land schließlich die Wassertechnik erneuern und die Wassertiefe deutlich verringern.

Verkauf der Akademie-Anteile: Niemals geht man so ganz

  • Die Stadt Herne hat zwar Ende 2022 ihren 20-Prozent-Anteil an der Akademie Mont-Cenis ans Land übertragen, steht aber nach wie vor bei der Pflege und Gestaltung der Außenflächen in der Verantwortung.
  • Grund für die Veräußerung der Anteile ist der hohe Sanierungsbedarf des Gebäudes. Der Anteil an den offenbar zu erwartenden Kosten in dreistelliger Millionenhöhe wäre für die Stadt nicht zu schultern gewesen.
  • Die umfassende Sanierung der Akademie erfolge sukzessive in verschiedenen Abschnitten, so der zuständige Landesbetrieb BLB am Mittwoch auf Anfrage der WAZ. Bislang seien beispielsweise alle Aufzüge vollständig erneuert worden. Außerdem sei ein neues Brandschutzkonzept entwickelt worden.
  • Einen wesentlichen Teil der umfangreichen Arbeiten stelle das rund 13.000 Quadratmeter große Glasdach dar, das einschließlich der Photovoltaikanlage vollständig saniert werden solle. „In diesem Zusammenhang sind sehr komplexe planerische, baulich-technische und organisatorische Fragen zu berücksichtigen“, so der BLB. Diese Maßnahme befinde sich in der Vorbereitung.
  • Neben den Sanierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen würden zeitgleich punktuelle Verbesserungen vorgenommen. Beispielsweise würden die Seminarräume mit einer Kühlung ausgestattet, erklärt der Landesbetrieb. Die Planungen hierzu seien weitestgehend abgeschlossen, die Bauleistungen würden in Kürze ausgeschrieben.