Herne. Wasser aus dem Rhein-Herne-Kanal hat eine Halle der Künstlerzeche Unser Fritz geflutet. Doch es handelt sich keineswegs um einen Unfall.
Ab Samstag wird in der Künstlerzeche Unser Fritz in Herne der erste Teil eines zweiteiligen Projektes eröffnet. Danuta Karsten hat es „Time S1_Time 2/3“ genannt.
„Räume sind einfach mein Thema“, erklärt Danuta Karsten im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. „Ich arbeite gerne in Räumen, in denen sonst eher keine Kunst ausgestellt wird.“ So hat sie das Angebot für eine ehemalige Werkshalle einer Werft in Danzig eine Rauminstallation zu entwickeln, sofort fasziniert. Dort, wo einst Maschinenteile gegossen wurden, heute Gras wuchert und die Fenster verfallen, sollen in der Zukunft Wohnungen entstehen. Und dann erinnerte sich Danuta Karsten, die in Polen geboren ist, an die Vergangenheit der Künstlerzeche, wo sie seit 2010 ihr Atelier hat.
Auch dort gab es mal eine verfallende Kaue, in der heute Ausstellungen gezeigt werden. Die Ähnlichkeit der beiden Orte lag auf der Hand. Beide Gebäude haben die typische Dachkonstruktion der Industriebauten des 19. Jahrhunderts, und beide liegen am Wasser. Doch das eine hat den Strukturwandel noch vor sich, bei dem anderen ist er schon abgeschlossen. „In meinen Arbeiten setze ich mich immer wieder mit der Geschichte der Orte auseinander“, beschreibt Danuta Karsten ihre künstlerische Arbeit.
Weißkaue ist zehn Zentimeter hoch mit Wasser bedeckt
So entstand die Idee zum zweiteiligen Projekt „Time S1_Time_2/3“: Eine ehemalige Werkhalle wird mit Wasser geflutet, in dem sich die Architektur des Gebäudes spiegelt. In der ehemaligen Weißkaue der Künstlerzeche sind sonst Bilder oder Objekte zu sehen. Danuta Karsten hat sie mit schwarzer wasserdichter Folie auslegen lassen. Dann wurde der ganze Raum mit Wasser aus dem Rhein-Herne-Kanal geflutet, dass jetzt ungefähr zehn Zentimeter hoch den Boden bedeckt. Dem Besucher bleiben drei Türen, durch die er die Rauminstallation betrachten kann.
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Auf den ersten Blick sieht man eine unbestimmte dunkle Oberfläche. Doch schaut man länger hin, verändert sich das Bild. Je nach dem Lichteinfall spiegelt sich die Stahlkonstruktion der Decke. Wenn die Sonne von draußen in den Raum scheint, sieht man den hellen Umriss der Türen. Wenn von draußen der Wind leicht in den Raum weht, bewegt sich die Wasseroberfläche sanft. Immer neue Bilder entstehen. „Time 2/3“ ist eine gelungene Aufforderung an die Besucher, den Ort einmal ganz anders wahrzunehmen. In Danzig müssen die Besucher für diese Erfahrung noch bis Ende des Jahres warten.
Die Rauminstallation „Time 2/3“ wird am Samstag, 8. Juli, um 17 Uhr in der Künstlerzeche eröffnet. Zur Einführung spricht Ferdinand Ullrich. Für den musikalischen Rahmen sorgt der Knappenchor Consolidation. Zu sehen ist die Ausstellung bis Sonntag, 23. Juli. Öffnungszeiten Mittwoch, Samstag 15 - 18 Uhr, Sonntag 14 - 17 Uhr.