Herne. Nach langem Ringen entsteht in Herne die erste umzäunte Hundewiese. Wie das möglich wurde, wo sie hinkommen soll – und wer laut jubelte.

Herne erhält eine erste umzäunte Hundewiese. Das beschloss der Rat. Eingezäunt wird die bestehende Hundewiese auf dem ehemaligen Hiberniagelände am Gasometer in Holsterhausen.

Neun Hundewiesen gibt es mittlerweile in der Stadt, und dass jetzt erstmals eine Auslauffläche einen Zaun erhält, darf man getrost als Überraschung bezeichnen. Denn: In den vergangenen Jahren hatten sich Stadt und Ratsmehrheit stets dagegen gesträubt; Anträge aus verschiedenen Richtungen wurden immer abgelehnt. Zuletzt scheiterte 2021 ein Vorstoß der FDP, die eine „Modellwiese“ mit Zaun vorgeschlagen hatte. Tenor der Gegnerinnen und Gegner war stets: Zäune zerstörten den Charakter eines offenen Geländes, außerdem seien sie zu teuer.

Herne: Wiese am Gasometer liegt zentral und wird gut angenommen

Nun ging plötzlich alles ganz leicht und ganz schnell. Bernd Blech von den Unabhängigen Bürgern (UB), der sich seit Jahren für den Tierschutz einsetzt, wagte in der Ratssitzung am Dienstag, 5. September, einen neuerlichen Vorstoß und stellte den Antrag, eine umzäunte Hundewiese im Sportpark Eickel zu schaffen. Sein Argument: Der Stadtteil Wanne-Süd sei, was Hundewiesen betreffe, „unterversorgt“. Im Sportpark stünden mehrere Fläche für eine entsprechende Auslauffläche zur Verfügung. Die Ratskoalition aus SPD und CDU erhob keinerlei Einwände, schlug auf Initiative der Sozialdemokraten aber vor, dafür die Hundewiese am Gasometer zu nutzen. Sie „liegt zentral“ und „wird von Hundebesitzern aus ganz Herne angenommen“, begründete SPD-Fraktionschef Udo Sobieski im Rat.

Die Hundewiese am Gasometer in Herne soll eingezäunt werden. Im Bild (v.l.) Norbert Breibach mit Tilda und Volker Hilbt mit Ella.
Die Hundewiese am Gasometer in Herne soll eingezäunt werden. Im Bild (v.l.) Norbert Breibach mit Tilda und Volker Hilbt mit Ella. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Bernd Blech kann mit diesem Vorschlag bestens leben. Eine eingezäunte Hundewiese mitten in der Stadt, das sei „wunderbar“ und „klasse“, jubelte er angesichts der Zustimmung von Rot-Schwarz. Nicht verkneifen wollte er sich aber die Anmerkung, dass die beiden großen Parteien ganz schön lange gebraucht hätten, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass Herne eine umzäunte Hundewiese brauche. Nun erlebe Herne „einen Quantensprung“. Die Zustimmung konnte besser nicht sein: Für den von Rot-Schwarz geänderten Antrag mit dem neuen Standort stimmten alle 51 Ratsvertreterinnen und -vertreter mit Ja.

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Und wie soll das Ganze bezahlt werden? Soll dafür womöglich die Hundesteuer erhöht werden? Diese Fragen stellte Grünen-Ratsfrau Tina Jelveh. Das soll ohne Steuererhöhungen möglich sein, antwortete Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD). Planungsdezernent Karlheinz Friedrichs präzisierte, dass die Umzäunung – frei nach Ex-Kämmerer Peter Bornfelder – „im Lichte der Finanzströme“ finanziert werde. Was so viel heißen soll wie: Dafür werde man im Haushalt schon noch ein Pöstchen finden.

„Wunderbar“, „klasse“, ein „Quantensprung“: Bernd Blech, Ratsherr der Unabhängigen Bürger, hier bei einer vorherigen Ratssitzung.
„Wunderbar“, „klasse“, ein „Quantensprung“: Bernd Blech, Ratsherr der Unabhängigen Bürger, hier bei einer vorherigen Ratssitzung. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Diese Aussage überrascht, hatte Planungsdezernent Friedrichs doch 2015 umzäunte Hundewiesen abgelehnt – mit Verweis auf die hohen Kosten. Würde man beispielsweise die 2400 Quadratmeter große Hundewiese im Stadtgarten durch einen Stahlmattenzaun mit einer Höhe von 1,40 Meter und einem Tor für die Zufahrt von Pflegefahrzeugen einzäunen, koste das rund 12.000 Euro. Aus finanziellen Gründen werde dies „nicht als sinnvoll erachtet“. Warum dies jetzt als sinnvoll erachtet wird, sagte Friedrichs nicht.

Lob vom Tierschutzverein Herne-Wanne

Veronika Wolff, Geschäftsführerin der Tierschutzvereins Herne-Wanne, begrüßt die Entscheidung der Politik. Eine Stadt brauche auch umzäunte Hundewiesen, weil es genug Tiere gebe, die nicht frei herumtollen könnten, sagt sie zur WAZ. Viele Hunde seien zu ängstlich oder hörten nicht gut genug, um von der Leine gelassen zu werden. Für sie seien Auslaufflächen mit Zäunen wichtig und richtig.

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Wolffs Wunsch an die Stadtverwaltung: Statt eines Tores soll das Rathaus eine „Schleuse“ einbauen lassen, also einen Eingangsbereich mit zwei Türen hintereinander. Auf diese Weise, so Wolff, könne besser verhindert werden, dass Hunde beim Ein- und Austritt weglaufen können.

>>> Elf Hundewiesen in Herne

In Herne gibt es nach Angaben der Stadtverwaltung in jedem der vier Stadtbezirke Hundewiesen, insgesamt sind es elf. Offiziell ausgewiesen worden seien sie ab 2015.

Die Standorte: In Wanne im Franzpark und Am Stöckmannshof, in Herne-Mitte im Stadtgarten Herne, im Schlosspark Strünkede und auf dem Hiberniagelände, in Eickel im Dorneburger Park, an der Pestalozzistraße, Königsgrube und im Eickeler Park, in Sodingen An der Linde und an der Sodinger Straße.