Herne. Der Tigerpalast in Herne steht vor dem Aus. Bald wird es das beliebte Kindertheater nicht mehr geben. Generationen sind damit groß geworden.
Das beliebte Kindertheater Tigerpalast steht vor dem Aus. Bald wird es das Theater, das seit Generationen Kinder und Familien unterhält, nicht mehr geben. Das hat jetzt Bernd Staklies, der das Theater seit 1999 leitet, gegenüber der WAZ bestätigt. Die Hälfte seines Inventars sei bereits weg. Im September habe er die Räume des Tigerpalastes noch einmal für ein Gastspiel des Vereins „Generation Zukunft“ zur Verfügung gestellt. Ende September ist dann Schluss, und ab Oktober beginnen die Umbaumaßnahmen. „Ich habe immer für den Tigerpalast gekämpft“, sagt Staklies. Aber ohne Hilfe der Stadt könne man so ein Theater einfach nicht halten. „Ich bin natürlich sehr traurig, und viele andere sind es auch.“
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Der Hintergrund: Wegen des Umbaus des Heisterkamps, in dem der Tigerpalast seine Räume hat, muss auch das Kindertheater für die zwei Jahre, für die der Umbau geplant ist, ausziehen. Für die Übergangszeit waren die Container Am Weustenbusch geplant, doch da der neue Kindergarten noch nicht fertiggestellt ist, hat das nicht geklappt. Neue geeignete Räumlichkeiten für den Tigerpalast konnten in den vergangenen drei Jahren nicht gefunden werden. In der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Eickel wollte die SPD nun von der Verwaltung wissen: Was ist der aktuelle Stand? Und wie kann es weitergehen? Und: Weiß die Stadt, ob Staklies das Theater aufgrund von fehlenden Räumlichkeiten aufgeben will?
Entscheidung getroffen, mit dem Tigerpalast aufzuhören
Für den Übergang in der Bauphase des neuen Heisterkamps seien zwei alternative Spielstätten angedacht worden, erklärte Stephanie Jordan, die für den Fachbereich Kinder, Jugend und Familie in der Sitzung dabei war: zum einen das Stadtteilzentrum Pluto und zum anderen das H2Ö am Hölkeskampring. Im Nutzungskonzept des neuen Heisterkamps seien Räume im Erdgeschoss für den Tigerpalast vorgesehen. Dass Staklies bereits die Entscheidung getroffen habe, aufzuhören, „das ist uns bisher nicht bekannt“, sagte Jordan. Und sie gibt zu: Es habe Kommunikationsprobleme innerhalb der Verwaltung gegeben. Die Stadt wolle nun noch einmal mit Bernd Staklies das Gespräch suchen, um über die Zukunft des beliebten Theaters zu reden.
„Das kommt etwas spät“, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Willibald Wiesinger in der Sitzung der Bezirksvertretung. Das bestätigte auch Bezirksbürgermeister Arnold Plickert. „Mir hat Herr Staklies gesagt, dass er definitiv aufhören möchte“, so Plickert. Das sei ein „riesiger Verlust“ für Herne. Denn Generationen seien mit dem Tigerpalast groß geworden, den der Bezirksbürgermeister als „überragend“ und „einzigartig“ bezeichnet. Auch Michael Wippich von der SPD fügt hinzu: „Das ist außerordentlich bedauerlich.“ Denn solche sozialen Projekte hielten die Menschen in der Stadt zusammen - und das bereits seit mehreren Jahrzehnten.
„Das ist kein Theater und schon gar nicht der Tigerpalast“
Die beiden Alternativen H2Ö und Pluto habe Staklies sich angeschaut und nicht ausgeschlossen, dass dort Aufführungen stattfinden, aber „das ist kein Theater und schon gar nicht der Tigerpalast“, sagt er zur WAZ. Die Ideen für diese beiden Spielstätten seien im Übrigen von den Leitern der Häuser im Gespräch mit dem Theaterleiter aufgekommen, aber, ob dort letztendlich Aufführungen stattfinden werden, sei noch nicht beschlossen, so Staklies.
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„Ich gebe niemandem Schuld und bin niemandem böse“, betont er. Auch er selbst hätte vielleicht noch intensiver nach Alternativen suchen können, aber letzten Endes scheitere es doch immer an der finanziellen Ausstattung, sagt der Theater-Leiter. Es hätte anders laufen können, nur leider habe sich niemand von der Stadt so richtig für die Zukunft des Kindertheaters interessiert. „Das Leben im Tigerpalast ist nun leider zu Ende.“
Schon im September vergangenen Jahres hatte Staklies gegenüber der WAZ seine Befürchtungen geäußert, dass bald Schluss sein könnte. Damals bezeichnete er den Tigerpalast als sein „Lebenswerk“. „Das war immer ein Platz, an dem Kinder sich wohlfühlen.“