Herne. Die Zustände am Wohnblock an der Emscherstraße in Herne sind katastrophal. Doch jetzt gibt es Hoffnung für die Bewohner. Das ist der Grund.
Es gibt einen Hoffnungsschimmer für die Mieterinnen und Mieter im maroden Hochhaus-Komplex Emscherstraße in Herne: Die Stadtspitze hat endlich den Eigentümer ermittelt und mit ihm einen Vor-Ort-Termin für Anfang März vereinbart. Dieser, so sagte Stadtdirektor Hans Werner Klee im Rat, habe signalisiert, dass ein „großangelegtes Sanierungsprogramm“ geplant sei.
Stadtdirektor Klee nannte den Hochhaus-Komplex in Wanne-Nord im Rat eine „Problemimmobilie“. Kein Wunder: Im Dezember wurden die Wohnungen in den Häusern Nummer 82 und 88 von der Stadt Herne wegen lebensgefährlicher Zustände für unbewohnbar erklärt, später wurde auch das Haus Nummer 90 von der Stromversorgung getrennt. Zuletzt hieß es bei der Stadt sogar, es sei nicht auszuschließen, dass sogar alle Häuser geräumt werden müssen. Einen hochrangigen Ansprechpartner bei der Eigentümer-Gesellschaft, um Druck zu machen, dass die Missstände endlich behoben werden, hatte die Verwaltung bislang nie. Das hat sich nun geändert.
Herne: Treffen vor Ort mit dem Geschäftsführer
Wem gehört eigentlich der Hochhaus-Komplex? Das war auch dem Rathaus lange nicht klar. Hinter vorgehaltener Hand wurde sogar von Verschleierungstaktik gesprochen. Nun ist es der Verwaltung offensichtlich gelungen, das Geschäftsgeflecht, hinter dem der Besitzer steckt, weitgehend zu entwirren. Eigentümer sei nicht Belvona, wie lange angenommen, sondern mit knapp 90 Prozent die Silver Wohnen 4 GmbH, sagte der Stadtdirektor im Rat. Mutterkonzern sei die Brookfield Corporation (Kanada) – mit einem Vermögen von über 720 Milliarden US-Dollar eine der weltgrößten Investmentgesellschaften. Damit bestätigt Klee Recherchen der Herner WAZ-Redaktion. Auch in Deutschland gibt es laut Hans Werner Klee eine Dependance, diese sei Berlin. Mit dem dortigen Geschäftsführer Wambach habe die Stadt Kontakt aufgenommen, mehr noch: Mit ihm hätten Oberbürgermeister Frank Dudda und er selbst am vergangenen Montag, 13. Februar, eine Videokonferenz durchgeführt, so der Stadtdirektor.
Ergebnis: Beim Gespräch im März soll an der Emscherstraße besprochen werden, wie es weitergeht. Bei der Videokonferenz habe der Geschäftsführer bereits zugesichert, „Abhilfe zu schaffen“. Wichtig sei, dass der „mehr als vermögende Fonds“ bei dem Treffen vor Ort „dann auch detaillierte Zeit- und Maßnahmenpläne für die Baumaßnahmen vorstellt, damit wir das auch glauben können, was er signalisiert“, so Hans Werner Klee im Rat weiter. Um anzufügen: „Kapital müsste ausreichend vorhanden sein.“
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Die zum Teil schlimmen Zustände in den Hochhäusern halten nach Auskunft der Stadt derweil an. Es gebe „eine Vielzahl an Mängeln“, sagte Ordnungsdezernent Frank Burbulla auf Anfrage der Linken im Rat. Einige Beispiele: In mehreren Häusern funktioniere die Heizungsanlage nicht zuverlässig, es gebe Phasen ohne Strom- und Wasserversorgung, außerdem Feuchtigkeitsschäden, Schimmelbefall, defekte Aufzugsanlagen. Nach Kenntnis der Stadt seien im gesamten Komplex nur noch 35 Wohnungen mit 150 Menschen bezogen. Zur Einordnung: 2018 bezifferte die Stadt Herne die Zahl der Wohnungen mit 224 und die Zahl der Bewohner mit rund 800. Mit den Bewohnenden stehe die Verwaltung in Kontakt und unterstütze sie bei der Wohnungssuche.
Auch das christliche Kinder- und Jugendwerk Arche, das in dem Wohnblock untergebracht ist und unter den Bedingungen ebenso leidet, zieht aus. Übergangsweise, so Burbulla, würden der Arche Räume an der Josefschule zur Verfügung gestellt. Auf der Suche nach einem endgültigen, größeren Standort will die Verwaltung das Hilfswerk unterstützen, kündigte er an. Auch die Arbeit des evangelischen Jugendreferats Herne in der Emscherstraße im „EM 86“, so der Ordnungsdienst weiter, habe aufgegeben werden müssen.