Herne. Im Herner Belvona-Wohnblock an der Emscherstraße scheint die Mehrzahl der Wohnungen offenbar leer zu stehen. Ein weiteres Haus wurde geräumt.

Im Belvona-Wohnblock an der Emscherstraße in Wanne ist ein weiteres Haus komplett leer: Wie die Stadt Herne auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion mitgeteilt hat, wurde das Haus Nummer 90 von der Stromversorgung getrennt. Inzwischen stellt sich die Frage, in wie vielen Wohnungen überhaupt noch Menschen leben.

So teilen die Stadt Herne und Belvona im Zusammenhang mit dem Haus Nummer 90 übereinstimmend mit, dass es dort nur noch zwei Mietparteien gegeben habe. Als die Stadtverwaltung am 6. Dezember die Nummer 82 auf Grund von lebensgefährlichen Zuständen für unbewohnbar erklärte, waren dort nach Angaben der Stadt nur noch sieben Mietparteien gemeldet. Die Nummer 88 war zu diesem Zeitpunkt bereits leer.

Die Schäden an den Fassaden sind nicht mehr zu übersehen.
Die Schäden an den Fassaden sind nicht mehr zu übersehen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Zur Einordnung: Im Jahr 2018 bezifferte die Stadt Herne die Zahl der Wohnungen mit 224 und die Zahl der Bewohner mit rund 800.

Belvona macht keine Angaben zu Neuvermietungen

Der Eindruck, dass der überwiegende Teil der Wohnungen inzwischen leer steht, verfestigt sich bei einem Ortsbesuch. An wenigen Stellen brennt noch Licht, bei vielen Räumen ist zu erkennen, dass sie komplett leer stehen. Belvona scheint sich um leerstehende Wohnungen nicht zu kümmern. Türen stehen auf, in den Räumen liegt Gerümpel. Andererseits sind andere Wohnungen mit Klebestreifen versiegelt. Die Herner WAZ hat Belvona gefragt, ob sie überhaupt noch Neuvermietungen vorgenommen hat, seit das Unternehmen den Komplex im Frühjahr 2021 von Altro Mondo übernommen hat. Belvona hat diese Frage unbeantwortet gelassen, da es sich um operative Kennzahlen handele.

Die Herner Stadtverwaltung teilt die Einschätzung der WAZ, dass wenige Wohneinheiten in den verbliebenen Objekten noch bewohnt scheinen. Die Meldebehörde des Fachbereichs Bürgerdienste kläre derzeit unter Mitwirkung Belvonas die Meldeverhältnisse in den Objekten. Der Vorgang werde noch etwas Zeit in Anspruch nehmen, bevor eine genaue Zahl der noch in den Objekten wohnenden Menschen genannt werden kann.

Wohnungsaufsicht hat ein Anhörungsverfahren eingeleitet

Für die noch in dem Siedlungskomplex wohnenden Mieterinnen und Mieter signalisiert die Stadt weiterhin Unterstützung bei der Suche nach alternativem Wohnraum. Einige Mietparteien hätten dieses Angebot bereits wahrgenommen und zum Beispiel Wohnberechtigungsscheine beantragt oder sich über bekannte Wohnungsangebote informiert. Betroffene können sich über wohnungsaufsicht@herne.de an die Stadt wenden.

Und wie geht es weiter? Die bei der Brandverhütungsschau festgestellten Brandschutz-Mängel, die im Ergebnis zur Unbewohnbarkeit geführt hätten, würden durch den Fachbereich Bauordnung verfolgt, so die Stadt. Die Wohnungsaufsicht habe ein Anhörungsverfahren mit Blick auf die Mängel für die gesamte Wohnanlage eingeleitet. Belvona bzw. der von Belvona vertretene Eigentümer könne sich im Rahmen der Anhörungsverfahren äußern. Die Probleme mit der Heizungsanlage des Hauses 96, die auch von der Arche bemängelt worden seien, seien ebenfalls Gegenstand des Verfahrens.

Belvona: Für drei Häuser umfassende Instandsetzungen geplant

Belvona bestätigt, dass die Heizungsanlage in Nummer 96 mehrfach ausgefallen sei, sie zurzeit jedoch laufe. Allerdings seien inzwischen umfassende Instandsetzungsmaßnahmen geplant, zunächst in den Häusern 76, 82 und 88. Es sei bereits ein Dienstleister beauftragt worden, der aktuell die Modernisierungsmaßnahmen plane.