Herne. In Herne werden Parksensoren auf öffentlichen Parkplätzen angebracht. Autofahrer sollen so schneller Stellflächen finden. Wo sie geplant sind.

Die Stadt Herne will nun damit beginnen, die ersten öffentlichen Parkplätze mit Sensoren auszustatten. Sie sollen den Autofahrerinnen und Autofahrern etwa über eine App in Echtzeit anzeigen, welche Plätze belegt sind und welche nicht. Technologisch sei so weit alles geklärt, „jetzt können wir loslegen“, sagt Pierre Golz, Geschäftsführer der Herne.Digital GmbH, zur WAZ. Die Tochter der Stadtwerke Herne kümmert sich bei dem Projekt um Technik und Daten.

Parksensoren, die etwa im Boden der Stellplätze eingelassen sind – was sollen die bringen? Zuallererst, sagte Thorsten Rupp, Leiter des städtischen Fachbereichs Tiefbau und Verkehr, nun im Ausschuss für Digitalisierung, Infrastruktur und Mobilität (DIM), könnten sie den Menschen übers Handy anzeigen, wo es freie Parkplätze gibt: „Dadurch können Parksuchverkehre reduziert und Stellplätze besser ausgenutzt werden.“ Für Pierre Golz, den Herne.Digital-Chef, gibt es noch zahlreiche weitere Anwendungsmöglichkeiten. Würden die Daten etwa in Navigationssysteme eingespeist, könnten Nutzerinnen und Nutzer direkt zum nächsten freien Parkplatz gelotst werden. Nicht zuletzt könne die Stadt anhand der Daten sehen, welche Parkplätze wie lange genutzt werden – und so erkennen, wie groß der Parkdruck in dem Bereich ist. Darauf könne man dann reagieren.

Herne: Sensoren-Test an P+R-Anlagen an den Bahnhöfen

Pierre Golz, Chef von Herne.Digital, mit der Herne-App. Auch dort sollen, so die Planung, freie Parkplätze, die von Sensoren angezeigt werden, zu sehen sein.
Pierre Golz, Chef von Herne.Digital, mit der Herne-App. Auch dort sollen, so die Planung, freie Parkplätze, die von Sensoren angezeigt werden, zu sehen sein. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Herne.Digital testet nun die ersten sieben Sensoren an den Parkplätzen der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WfG) in Baukau. Weitere Testläufe sollen in Kürze auf Behindertenstellplätzen von öffentlichen Parkplätzen sowie in Feuerwehreinfahrten an öffentlichen Gebäuden beginnen. Was Letztere angeht: Dort sollen sie eingesetzt werden, um etwa Falschparker sofort identifizieren (und abschleppen) zu können.

Voraussichtlich bis Ende 2023 sollen aber auch die ersten großen öffentlichen Parkplätze in Herne mit den Sensoren ausgestattet werden. Konkret: die P+R-Anlagen am Hauptbahnhof Wanne-Eickel und am Herner Bahnhof. In Wanne-Mitte seien das direkt am Hbf 112 sowie in der Nähe, angeschlossen an die Herner Straße, weitere 97 Stellplätze, sagt Stadtsprecher Patrick Mammen zur WAZ. Die P+R-Anlage am Herner Bahnhof, erreichbar über die Dammstraße, habe 122 Stellplätze. Die freien Plätze, so Herne.Digital-Chef Pierre Golz, sollten dabei nicht „nur“ über eine Anzeigetafel angezeigt werden. Auch sie sollen digital abrufbar sein, zum Beispiel über die Herne-App.

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Und wie geht es dann weiter? „Eine Ausweitung auf weitere Parkplätze im öffentlichen Raum ist denkbar“, sagte Tiefbau-Fachbereichsleiter Thorsten Rupp im Mobilitätsausschuss. Ähnlich sieht das Pierre Golz. Auch in Wohnquartieren könnten Parkplätze mit Sensoren ausgestattet werden. So könnten Anwohnerinnen und Anwohner zum Beispiel auf dem Weg von der Arbeit nach Hause vom Navi direkt zu einem freien Parkplatz geschickt werden. Erste Gespräche mit Wohnungsbauunternehmen, die Parkplätze vor ihren Häusern besäßen, seien bereits geführt worden. Dabei müsse es nicht bei Bodensensoren bleiben. Geprüft würden auch optische Sensoren wie Lichtleisten in manchen Parkhäusern, die über den Parkplätzen zum Beispiel in Grün signalisierten, dass ein Stellplatz frei ist.

In der Politik gibt es nicht uneingeschränkte Zustimmung. Roberto Gentilini, Vorsitzender des Mobilitätsausschusses, will sich die Tests zunächst einmal „genau anschauen“, sagt er zur WAZ. Er verweist auf Gelsenkirchen, wo Sensoren an Laternen Verunsicherung und Ärger ausgelöst haben. Dort befürchteten Bürgerinnen und Bürger unter anderem, dass sie von Kamera aufgenommen werden. Auch könne es nicht zielführend sein, wenn Autofahrerinnen und -fahrer mit Hilfe der Sensoren überall freie Fahrt bis in die letzte Parklücke erhielten: „Das wäre aus ökologischer Sicht kontraproduktiv.“ Auf P+R-Parkplätzen, an Mobilstationen oder neben Fahrradabstellplätzen wie „Mein Radschloss“ würden sie dagegen Sinn machen, so der SPD-Ratsherr.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Sensoren auf Supermarkt-Parkplätzen

Parksensoren werden schon seit Jahren von Supermärkten genutzt. Sie messen auf jedem Stellplatz, wie lange ein Pkw dort parkt. Wird die zulässige Parkzeit überschritten, folgt ein Knöllchen. Bußgeld: mindestens 30 Euro.

Zu den Vorreitern in Herne gehörten die beiden Discounter Netto und Penny in Herne-Mitte. Sie setzen für die Kontrolle mit Parksensoren private Unternehmen ein, die die Parkdauer mit der Technik überwachen.