Herne. Das Herner Feldherrenviertel gilt seit Jahren als Problemzone. Die Stadt will die Abwärtsspirale endlich stoppen. Auch durch ein Baugebiet.
- Das Feldherrenviertel in Herne-Horsthausen hat keinen guten Ruf.
- Quartiersanalyse benennt Probleme und zeigt, dass auch die Menschen unzufrieden sind.
- Die Stadt Herne will gegensteuern, unter anderem mit einem neuen Baugebiet.
Das Herner Feldherrenviertel in Horsthausen hat ein mieses Image. Nur einige Punkte: Viele Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche, sind arm, viele Wohnungen sind schlecht ausgestattet oder stehen leer, die Gesundheitsversorgung ist mangelhaft, die Menschen klagen über Lärm und Dreck, und es gibt Konflikte mit Südosteuropäern. Die Stadt will den Niedergang nun stoppen.
Das Feldherrenviertel ist nach Angaben der Stadt 57 Hektar groß – das entspricht einer Fläche von 80 Fußballfeldern – und hat rund 2900 Bewohnerinnen und Bewohner. Die Quartiersanalyse, die die Stadt zuletzt für das Viertel durchführte und nun der Politik präsentierte, spricht eine deutliche Sprache. Die Arbeitslosenquote liegt mit 10,4 Prozent deutlich über der der Stadt (8,1 Prozent). Noch deutlicher wird der Unterschied bei den Bezieherinnen und Beziehern von Hartz IV (jetzt Bürgergeld): Knapp 22 Prozent sind es im Viertel, 14 Prozent in ganz Herne. Bei Kindern unter 15 Jahren sind es sogar knapp 47 Prozent, in Herne „nur“ 36. Hinzu kommt: 48 Prozent der Menschen haben einen Migrationshintergrund, zehn Prozentpunkte mehr als in der Gesamtstadt.
Herne: Nur 30 Prozent der Menschen leben gerne dort
Hinzu kommt: Viele Häuser im Viertel sind unmodern, ja marode. Nur knapp die Hälfte der 360 Gebäude im Feldherrenviertel hat laut Stadt beispielsweise eine Fassade, die mit „gut“ bewertet wird, mehr als die Hälfte der Gebäude ist alt, nur etwa 25 Prozent der Häuser sind gedämmt. Und: Ein- und Zweifamilienhäuser sind deutlich in der Minderheit. Entsprechend bedient sind die Bewohnerinnen und Bewohner von „ihrem“ Viertel. Nur 30 Prozent leben gerne dort, ergab eine Befragung. 70 Prozent nennen Orte, die sie meiden, und 25 Prozent wollen gleich wegziehen. Es ist aber nicht alles schlecht: Die Menschen loben die Nähe zum Kanal ebenso wie die gute Verkehrsanbindung und Nahversorgung.
Am Positiven will die Stadt anknüpfen. Das Feldherrenviertel habe sehr deutliche soziale und immobilienwirtschaftliche Problemlagen, gleichzeitig aber auch große Potenziale, sagte Peter Rogge vom Fachbereich Umwelt und Stadtplanung nun im Planungsausschuss. Wegen der Nähe zum Kanal könne das Quartier zum Wasser hin „geöffnet“ werden, um es attraktiver zu machen. Dafür müssten neue Wege zum Kanal geschaffen werden.
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Nicht zuletzt sollte auch ein neues Wohngebiet geschaffen werden – zwischen Horsthauser Straße und dem Kanal. Im Blick hat die Stadt ein Teil des dortigen Grabelands (siehe Grafik). Das hätte mehrere positive Aspekte: Die niedrige Quote an Wohneigentum würde steigen, neue, besser verdienende Menschen würden ins Viertel ziehen und das wiederum würde das ganze Quartier aufwerten, hieß es im Ausschuss von Vertretern der Stadt.
Das Rathaus hat eine ganze Palette weiterer Ideen, um das Viertel nach vorne zu bringen, darunter eine energetische Sanierung der Häuser, Angebote für seniorengerechtes Wohnen, Sanierungen von Anwohnerstraßen sowie neue Angebote für Kinder, Jugendliche und Senioren. Das alles kostet viel Geld, deshalb will die Stadt prüfen, ob das Feldherrenviertel ein Stadterneuerungsgebiet werden kann. Klappt das, dann fließen Mittel für Verschönerungen vom Bund, so wie aktuell in Herne-Mitte, wo über zehn Jahre dadurch 30 Millionen Euro verbaut werden können.
Kommunaler Ordnungsdienst soll Aktionen durchführen
Die Ergebnisse der Quartiersanalyse sorgten im Planungsausschuss durchaus für Aufsehen. Er sei „erschrocken“, darüber, wie schlecht die Menschen ihr Quartier bewerteten, sagte etwa Ratsherr Peter Liedtke (Grüne). Ratsherr Matthias Bluhm (SPD) verwies auf die „deutliche Sprache“ der Zahlen. Und Ratsherr Markus Mähler (CDU) forderte, dass „wir das Quartier, das in Schieflage ist, nun richten müssen.“ Soll heißen: Die Probleme sollen nun endlich angepackt werden: „Wir müssen Signale an die Bürgerschaft senden, dass wir da dran sind“, sagte Ratsherr Bluhm. Er forderte in diesem Zusammenhang auch, dass der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) im Quartier wieder verstärkte Aktionen durchführt.