Herne. Archäologische Schätze in einer dystopischen Welt finden - das macht die LWL-Gaming App „Jo’s Memory“ möglich. Was es damit auf sich hat.
Das Leben in naher Zukunft ist bequem: Fast alles wird von autonomen Drohnen geliefert. Das Haus zu verlassen ist nicht nötig. Also tun es die meisten Menschen auch nicht. Nur Jo ist anders. Jo liebt es, mit dem Fahrrad durch die nebelige Stadt zu fahren, denn da ist dieses Gefühl, dass es etwas wichtiges zu entdecken gibt. Doch der Nebel hinterlässt ein merkwürdiges Gefühl im Kopf. Als überall in der Stadt seltsame Energieanomalien auftreten und das Liefersystem zusammenbricht, scheint die Welt erstarrt zu sein. Es liegt jetzt an Jo, herauszufinden, wie man das System repariert. Bei einer Erkundungsreise durch die Stadt muss Jo feststellen, dass nichts so ist wie es scheint.
Herne: Wie man mit Gaming App „Jo’s Memory“ zum „halben Archäologen“ wird
Hinter der Welt von Jo steckt die neue Gaming-App „Jo’s Memory“ für das Smartphone. Nutzerinnen und Nutzer fahren in der dystopischen Welt als Jo mit dem Fahrrad durch die Straßen der Stadt und müssen dabei archäologische Objekte finden, die sich in Paketen verstecken. Auf intuitive Weise erforschen die Spieler die Objekte und füllen damit ihren Wissensspeicher über die Funde. Das Besondere daran: Die Funde, sind reale archäologische Objekte, die im Archäologie- und Römermuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) sowie im Deutschen Bergbau-Museum Bochum ausgestellt sind.
Vorgestellt wurde die App am Donnerstag, 1. September, im Herner LWL-Archäologiemuseum mit Vorführung auf dem großen Bildschirm und einem realen Fahrrad-Parcours. Die Gaming-App ist eine gemeinsame Entwicklung der drei Museen in Herne, Haltern und Bochum.
„Für viele Menschen ist die Archäologie eine Art Blackbox“, sagt die LWL-Kulturdezernentin Barbara Rüschoff-Parzinger bei der Vorstellung der App. Deswegen wolle der LWL das Feld der Archäologie besonders für junge Erwachsene Interessant gestalten und niederschwellig zugänglich machen.
„Uns ist es wichtig gewesen, unsere Zielgruppen zu erreichen, indem wie sie von Anfang an bei der Entwicklung der App einbeziehen wollten“, erklärt Museumsleiterin Doreen Mölders. Also wurden rund 100 Menschen aus ganz Deutschland als Bürger-Beitrat an der Entwicklung der Gaming-App beteiligt. „Aus der Zusammenarbeit mit dem Beitrat haben wir viel gelernt, weil die Nutzerinnen und Nutzer mit digitalen Medien aufgewachsen sind“, so Mölders. Daher wolle der LWL auch bei zukünftigen Projekten mit Bürgerinnen und Bürgern zusammenarbeiten.
Als Mitglied des Bürger-Beirats war Kiana Mellinghaus (24), die an der Universität Duisburg-Essen Umwelttoxikologie studiert, an der Umsetzung von „Jo’s Memory“ beteiligt. „Ich gehe gerne ins Museum, kann aber jeden verstehen, der es nicht gerne macht“, sagt die 24-Jährige aus Bochum. „Deswegen fand ich die Idee toll, dass die Museen mit der Zeit gehen und eine Gaming App entwickeln wollten, um mehr junge Leute ins Museum zu bringen.“
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Gemeinsam mit Jo werde man als Nutzer „ein halber Archäologe, ohne dass man es merkt“, beschreibt Raffael Moco Schiller vom Berliner Designstudio, das für die kreative Umsetzung der App verantwortlich war, die virtuelle Abenteuerreise. Es ginge beim Spielen von „Jo’s Memory“ darum, Kompetenzen zu erwerben, die in der realen Archäologie gebraucht würden, wie zum Beispiel Sorgfalt oder der richtige Umgang mit Funden, erklärt Mölders.
Das Spiel „Jo’s Memory“ ist seit dem 1. September im Apple App Store und Google Play Store kostenlos erhältlich. Weitere Informationen zur Gaming App sind auf der Internetseite blackbox.game/josmemory zu finden.
>>> Hintergrund zur Entstehung der Gaming App
- Gefördert wurde die App von der Kulturstiftung des Bundes im Rahmen des Verbundprojektes „Blackbox Archäologie“, das mit rund 1,4 Millionen Euro bis Ende 2023 gefördert wird.
- Das Berliner Designstudio NEEEU Spaces GmbH war für die kreative Umsetzung verantwortlich. Das Studio hat bereits Digitalprojekte für die Staatlichen Museen zu Berlin und das Humboldt Forum verwirklicht.