Herne. Zwei Ensembles aus Herne und Bochum bringen gemeinsam „Herz im Park“ auf die Bühne. Wieso die Konkurrenz ein besonderes Theatererlebnis erzeugt.

Viel Geld auf dem Konto, geliebt und geachtet von den Mitmenschen – klingt gut. Nicht so gut allerdings: dafür sein Herz verkaufen zu müssen und stattdessen einen kalten Stein in der Brust tragen zu müssen. Das ist, sehr verkürzt, die Geschichte „Das kalte Herz“ von Wilhelm Hauff. Die beiden Theater theaterkohlenpott aus Herne und Rottstr5 aus Bochum haben sich das Stück vorgenommen und hieven es in ihrer Koproduktion „Herz im Park“ im Rahmen des Strünkeder Sommers im Park rund um das Schloss Strünkede in die Gegenwart.

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Kurz zur Geschichte: Peter Munk lebt im Schwarzwald und ist Köhler, stellt also Kohle her. Damit ist er aber nicht so richtig zufrieden, viel lieber würde er reich und angesehen sein. Ein Glück also, dass er im Wald das liebe Glasmännlein trifft, das ihm drei seiner sehnlichsten Wünsche erfüllt. Doch das reicht Peter nicht. Er lässt sich mit dem bösartigen Holländermichel ein, der ihm schlappe 100.000 Taler schenkt, aber sich eben auch des Köhlers Herz unter den Nagel reißt. Dank des Steins an der Stelle des Herzens kann Peter fortan weder Freude noch Trauer empfinden – und das nimmt ihn ganz schön mit.

Zwei Fronten beim Theaterstück in Herne

Die beiden Theater erzählen die Geschichte nicht im Schloss, sondern im Park drum herum. Die dritte Koproduktion der beiden Ensembles ist nämlich ein Stationentheater, die bis zu 50 Gäste ziehen mit den Schauspielern durch den Park und erleben die Story an verschiedenen Standorten und auf dem Weg dazwischen. Das funktioniert schon am Dienstag ganz hervorragend, als die Schauspieler einen kleinen Einblick ins Stück geben. Im Hintergrund plätschert friedlich das Wasser, Kanadagänse schieben sich träge vorbei, und mitten in der Natur: Theater.

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Auffällig dabei: Die zwei Fronten, die sich gut sichtbar bilden. Auf der einen Seite die Glasmännlein aus dem Ensemble Rottstr5 in ulkigen, trachtenähnlichen Gewändern mit schwarzwaldtypischen Bommeln auf der Mütze, auf der anderen die Holländermichel in lockeren Leinenklamotten, die Bluetoothbox am Gürtel und das wilde Leben im Blut.

Musik verbindet die Ensembles – und spaltet sie harmonisch gleich wieder

„Diese Dualität war Absicht“, erklären die beiden Regisseure, Henner Kallmeyer für Herne und Benjamin Werner für Bochum. „Die Idee dieses Konkurrenzdenkens war, dass jedes Ensemble seine Szenen entwirft und dass diese unterschiedlichen Stile im Stück aufeinandertreffen.“ Trotzdem: Die Bochumer Glasmännlein und die Herner Holländermichel sollen die Geschichte schlussendlich gemeinsam erzählen.

Die alten Holländermichel: Zu wummernden Bässen schicken sich die Holländermichel im Herner Theaterstück „Herz im Park“ an, Herzen zu rauben.
Die alten Holländermichel: Zu wummernden Bässen schicken sich die Holländermichel im Herner Theaterstück „Herz im Park“ an, Herzen zu rauben. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Bindeglied der beiden Lager ist Musikerin Linda Bockholt. Die hat Musik und Liedtexte eigens für das „Herz im Park“ geschrieben – und dabei auch thematisch gearbeitet. Die Lieder der Glasmännlein und Holländermichel basieren nämlich auf denselben Harmonien, bloß stilistisch orientieren sich die Songs eher traditionell-liedermacherisch, respektive an modernen Hip-Hop- und House-Sounds.

„Herz im Park“ ist in Herne anders als in Bochum

Die beiden Ensembles, die jeweils aus einem Profischauspieler und aufstrebenden Nachwuchsmimen bestehen, kommen aber nicht nur aus zwei unterschiedlichen Städten, sie spielen „Herz im Park“ auch dort. Was in Herne der Park um Schloss Strünkede ist, ist in Bochum der Rechener Park – und die unterscheiden sich gewaltig. „Das lässt sich nicht einfach so übertragen“, erklärt Benjamin Werner, „es kam vor, dass wir eine Szene in Bochum geprobt haben, die in Herne dann nicht funktioniert hat“, ergänzt Henner Kallmeyer.

Zwei, die sich mit Absicht nicht verstehen: Die Regisseure Benjamin Werner (l.) und Henner Kallmeyer nutzen in Herne eine gesunde Konkurrenz der Ensembles als Stilmittel.
Zwei, die sich mit Absicht nicht verstehen: Die Regisseure Benjamin Werner (l.) und Henner Kallmeyer nutzen in Herne eine gesunde Konkurrenz der Ensembles als Stilmittel. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

So ist die Natur für „Herz im Park“ nicht nur Bühne, sondern irgendwie auch Schauspieler. Im dichten, waldähnlichen Rechener Park, vermutet Werner, sei das Arrangement des Stücks automatisch wesentlich düsterer. Dualität durch und durch also, im Ensemble, der Musik und der Bühne. Wer das volle Erlebnis genießen möchte, müsste also beide Stücke sehen, hüben wie drüben. Doch auch wer sich nur das Werk nur einmal ansieht, kann sich auf ein ungewöhnliches, und ungewöhnlich mitreißendes, Theatererlebnis gefasst machen.

>> HERZ IM PARK: TERMINE UND KARTEN

  • Am Schloss Strünkede wird das Stück am 5., 6. (beide 18 Uhr) und 7. August (16 Uhr) gespielt, im Rechener Park am 12., 13. (beide 18 Uhr) und 14. August (16 Uhr).
  • Für beide Spielorte gibt es noch Karten. Sie kosten 15 Euro, ermäßigt zehn Euro.
  • Die Kartenreservierung ist möglich per E-Mail an karten@herzimpark.de.