Herne. „Graf Hotte“ hängt seinen Zylinder an den Haken. Warum Horst Schröder seine Musik-Karriere beendet und wie es nun für den Herner weitergeht.

Horst Schröder – besser bekannt als Graf Hotte – hängt seinen Zylinder an den Haken. Auf der Cranger Kirmes wird er seinen letzten Auftritt haben. Warum er seine Musik-Karriere nach so vielen Jahren beendet und wie es für ihn weitergeht, erzählt er im Interview mit WAZ-Redakteurin Lea Wittor.

Warum ist jetzt Schluss mit der Musik?

Ich habe mir das reiflich überlegt. Und es hört sich immer blöd an, aber: Es muss was Neues passieren. Es müssen jetzt mal Jüngere nachrücken.

Sie sind eine Institution in Wanne. Ist die Entscheidung, mit der Musik aufzuhören, schwer gefallen?

Es hat lange gedauert. In der Corona-Zeit habe ich angefangen, aktiv darüber nachzudenken. Allerdings ist ja nicht komplett Schluss. Mit meinen sozialen Projekten mache ich natürlich weiter.

Wie waren die Reaktionen, als Sie Ihren Abschied verkündet haben?

Es ist so, dass täglich Anrufe kommen. Viele fragen mich, ob ich nicht noch einmal auftreten könnte. Aber wenn ich dann noch überall einmal hingehe, dann bin ich bis 2024 noch unterwegs. Da musste ich jetzt schon rigoros einen Schlussstrich ziehen.

Ihr letzter Auftritt wird auf der Cranger Kirmes stattfinden. Haben Sie einen emotionalen Bezug zur Kirmes?

Als Wanne-Eickeler habe ich selbstverständlich einen emotionalen Bezug zur Cranger Kirmes, aber es ist nicht immer einfach, zwischen Losbuden und Autoscooter zu rocken. Die Auftritte waren immer gesetzt, auch als ich noch die Band hatte, wir sind immer am Oldie-Abend aufgetreten. Meinen letzten Auftritt werde ich in der Karaoke-Bar am 8. August haben.

Haben Sie am Anfang Ihrer Karriere gedacht, Sie würden eine Weltkarriere machen?

Wer sowas macht und professionell in diese Richtung geht, denkt sowas natürlich. Aber die Karriere habe ich dann ja auch gemacht. Wir hatten Plattenverträge, und ich habe mit meiner Band im Vorprogramm von einer amerikanischen und einer schweizer Band gespielt. Wir sind auch im Ausland aufgetreten.

Wie ist Ihre Musik-Karriere gestartet?

Ich bin hier in Wanne geboren, und hier hatte ich auch meine erste Band. Das war Ende der 70er Jahre. Wir haben Covermusik gemacht – alles so im Rockbereich. Ich denke, ich kann sagen: Nach 42 Jahren habe ich Satisfaction öfter gesungen als Mick Jagger selbst.

Der Zylinder gehörte bei Hotte immer dazu: hier beim Kirmes-Warm-up an der Brauerei Hülsmann.
Der Zylinder gehörte bei Hotte immer dazu: hier beim Kirmes-Warm-up an der Brauerei Hülsmann. © Barbara Zabka /Funke Foto Service

Wie ging es dann weiter?

Die ersten zwei Jahre haben wir Covermusik gemacht, dann haben wir versucht, Lieder selbst zu schreiben. Wir haben Demoaufnahmen gemacht und an verschiedene Plattenfirmen verschickt. Und dann hat es auch tatsächlich geklappt: In Gelsenkirchen haben wir ein Studio gefunden, einen Musikverlag, der sich für uns interessiert hat. Aus dem ersten Plattenvertrag hat sich aber nicht mehr großartig was an Tonträgern entwickelt. Dann war erstmal Pause, ich musste ja irgendwann mal Geld verdienen. Deswegen habe ich die Musik nur noch nebenher gemacht. Später war ich wieder in einer Coverband, aber irgendwann kam die Rapmusik – Deutschrap. Das war nicht meine Baustelle, also habe ich mich davon verabschiedet. Später kam es hier in Wanne zur Gründung der Band Good Vibration, die gab es von 1998 bis 2019.

Neben Deutschrap – welche Musik würden Sie niemals spielen oder hören?

Techno und Schlager.

Wie viele selbst geschriebene Lieder haben Sie in der ganzen Zeit veröffentlicht?

Um die 40. Ich habe in den letzten Jahren für kleine Vereine Lieder geschrieben – Vereinshymnen zum Beispiel. Für den Jägerverein habe ich ein Jägerlied geschrieben. Für die DLRG habe ich was gemacht, für einen Schalker-Fanclub habe ich was geschrieben. Beim Schalketag hatte ich dann auch meinen größten Auftritt vor etwa 8000 Menschen. Das Geld, das ich bei solchen Auftritten eingenommen habe, habe ich dann immer für soziale Zwecke verwendet.

Hat sich Ihr Interesse für soziale Projekte also aus der Musik heraus entwickelt?

Sozial eingestellt war ich im Prinzip schon immer. Früher habe ich immer bei den Falken mitgemacht und bei den Pfadfindern. Und ich habe vier Berufe gelernt: Ich habe als Bergmann angefangen, danach bin ich Altenpfleger geworden. Vom Altenpfleger bin ich Verwaltungsangestellter geworden und dann bin ich in die Kinderbetreuung gegangen und hatte eine offene Ganztagsschule als Leitung. Das immer parallel zur Musik.

Und wie geht es jetzt weiter? Gibt es Projekte, die Sie im Auge haben, für die Sie jetzt mehr Zeit haben?

Ich interessiere mich sehr für Stadtgeschichte, das möchte ich gerne mehr machen - mich im Stadtarchiv aufhalten, alte Zeitungen lesen. Außerdem fahre ich gerne Fahrrad und plane schon ein paar Fahrradtouren. Ich gucke mich jetzt auch schon um, was es sonst noch so gibt. Ich hatte eine schöne Begegnung im Kinderheim: Die haben dort den Superstar gesucht und ich durfte in der Jury sitzen.

>>>Weitere Infos ur Person:

  • Horst Schröder ist 60 Jahre alt und lebt in Unser Fritz.
  • Er hat drei Kinder. Mit seiner Frau ist er seit 2005 verheiratet – „sie habe ich auch durch die Musik kennengelernt“.
  • Gemeinsam führen sie das Gleiscafé am Heimatmuseum.