Herne. . Zum Start in die Woche der Ausbildung hat das Herner Bauunternehmen Heitkamp sprichwörtlich im Jugendliche gebaggert. Das sind die Hintergründe.
Es ist kalt, und der Wind peitscht die Regentropfen beinahe waagerecht über den Bauhof des Wanner Bauunternehmens Heitkamp. Ziemlich miese Voraussetzungen für einen Azubi-Tag, könnte man meinen. Andererseits: So wissen die Jugendlichen, was auf sie zukommen könnte, wenn sie sich für eine Ausbildung bei Heitkamp entscheiden.
Im Rahmen der Initiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ - und zum Beginn der Woche der Ausbildung lernten am Montag rund 20 Jugendliche Berufe wie Asphalt, Beton- oder Stahlbauer oder Baugeräteführer kennen. Sie konnten die Hebel in verschiedenen Baggern bedienen oder eine sogenannte Schalung herstellen. Wen das miese Wetter nicht schreckte, hat gute Aussichten auf eine Ausbildung. 15 Plätze in den unterschiedlichsten Bereichen bietet Heitkamp für das kommende Ausbildungsjahr, erst vier seien vergeben, sagt Heitkamp-Sprecherin Sabine Füßmann im Gespräch mit der WAZ. Aktuell bilde das Unternehmen 27 junge Menschen aus.
Einer von ihnen ist Leon Wieczorrek. Der 16-Jährige hat im vergangenen Jahr den Ausbildungstag besucht - an dem es „nur“ kalt war. Und er habe sofort gespürt, dass er Spaß am Baggerfahren hat. Im weiteren Verlauf sei alles sehr schnell und glatt gelaufen. Er habe nur diese eine Bewerbung an Heitkamp geschrieben - jetzt absolviert er das erste von drei Lehrjahren zum Baugeräteführer. Ein früher und aussichtsreicher Start ins Berufsleben für Wieczorrek.
Doppelt so viele Bewerber wie Stellen
Dieser Start, so viel steht kurz vor Halbzeit des Ausbildungsjahres fest, wird nicht allen Herner Jugendlichen gelingen. Für diese Vorhersage muss Dieter Groß, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit, nur zwei Zahlen bemühen. Zurzeit sind bei der Agentur 660 Ausbildungsstellen gemeldet - ihnen stehen 1226 Bewerber entgegen. Wie in den vergangenen Jahren werden viele junge Menschen unversorgt bleiben. Deshalb freut sich Groß, dass Heitkamp auf Berufsbilder aufmerksam macht, die in den Vorstellungen der Jugendlichen bislang keine große Rolle spielen. Allerdings weist Groß auch darauf hin, dass sich der demografische Wandel immer stärker bemerkbar mache. Im Ausbildungsjahr 2012/13 habe die Agentur 2136 Bewerber gezählt, im Jahr 2019/20 sind es rund 1450. Sein Appell an die Betriebe: Sie sollen ausbilden, um den eigenen zukünftigen Bedarf zu decken. Und: Unternehmen sollen stärker auf die sogenannte zweite Reihe schauen, also auf jene Schulabgänger, deren Zeugnisse auf den ersten Blick nicht glänzen.
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In den Appell stimmte am Montag Oberbürgermeister Frank Dudda ein. Der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit sei eine Ausbildung. Sie sei der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben. Deshalb wird er am Donnerstag eine Bustour unternehmen, Betriebe besuchen, Probleme diskutieren, um mehr Lehrstellen werben.
Speeddating für ein unkompliziertes Kennenlernen
Um Unternehmen und Bewerber besser zusammenzubringen, finden in diesem Jahr wieder zwei Speeddatings statt. Am 26. September können Jugendliche unkomplizierten Kontakt mit Firmen aufnehmen, bereits am 8. Mai stehen Geflüchtete im Mittelpunkt.
Für junge Menschen gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, um sich über freie Ausbildungsplätze zu informieren.
Termine bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit erhalten Jugendliche unter 0800 4555500 oder online unter www.arbeitsagentur.de/beratungswunsch. Arbeitgeber, die einen freien Platz haben oder sich entschieden haben, auszubilden, können unter 0800 4555520 Kontakt zu einem Berater aufnehmen.
IHK, Handwerk und Agentur haben Informationen
Die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer ist unter www.hwk-do.de einsehbar. Ergänzend dazu empfiehlt sich ein Blick auf die Seite karriereportal-handwerk.de. Die Hotline ist erreichbar unter 0231 5493-333 oder per E-Mail unter ausbildungsberatung@hwk-do.de.
Die IHK Mittleres Ruhrgebiet und die Kreishandwerkerschaft Herne/Wanne-Eickel haben die gemeinsame Internetseite www.azubi-express.de geschaltet, auf der Angebote in der Region und Tipps aufgelistet sind.
Die IHK ist darüber hinaus Teil des Projektes „Starthelfendes Ausbildungsmanagement“. Ziel unter anderem: Beratung von Jugendlichen im Rahmen der Berufsorientierung und im Bewerbungsprozess Akquise geeigneter Ausbildungsplätze. Kontakt: Andrea Koch, 0234-91 13-1 89, E-Mail: starthelfer@bochum.ihk.de.