Herne. . Arbeitslosenquote auf historischem Tiefststand, Zahl der Beschäftigten gestiegen. Dennoch bleibt auf dem Herner Arbeitsmarkt viel zu tun.

Der Blick auf die Entwicklung auf dem Herner Arbeitsmarkt - er war in früheren Jahren alles andere als ein Quell der Freude. Die Arbeitslosenquote zählte regelmäßig zu den höchsten im Ruhrgebiet. Das hat sich in den vergangenen drei Jahren geändert. Beim Blick zurück auf das Jahr 2018 zog Regine Schmalhorst, Leiterin der Agentur für Arbeit, ein positives Fazit.

Der Auslöser für ihre Zufriedenheit sind die Jahresabschlusszahlen: Demnach ist die durchschnittliche Arbeitslosigkeit mit 8566 Personen erneut deutlich geringer ausgefallen als im Vorjahr (2017 waren es 816 Personen oder 8,7 Prozentpunkte mehr). Schmalhorst: „Das ist besser als wir es erwartet hatten.“

Ziel: Quote unter zehn Prozent drücken

Auf der anderen Seite hatten im vergangenen Jahr 45.382 Menschen in Herne eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Mit Blick auf die vergangenen drei Jahre ist das ein Anstieg um rund fünf Prozentpunkte. 2015 hatte das Ende von Opel auch in Herne für eine Delle gesorgt. Diese sei nun überwunden. Die Arbeitslosenquote erreicht 2018 im Jahresdurchschnitt einen Wert von 10,9 Prozent und ist damit so niedrig wie nie zuvor.

OB Frank Dudda, Regine Schmalhorst, Sozialdezernent Johannes Chudziak und Jobcenter-Leiter Karl Weiß vor dem Zentrum für Vermittlung, das ein niederschwelliges Angebot für Unternehmen und Arbeitsuchende bereithalten soll.
OB Frank Dudda, Regine Schmalhorst, Sozialdezernent Johannes Chudziak und Jobcenter-Leiter Karl Weiß vor dem Zentrum für Vermittlung, das ein niederschwelliges Angebot für Unternehmen und Arbeitsuchende bereithalten soll. © Didschuneit

Auch für Oberbürgermeister Frank Dudda stimmt die Richtung, „aber es ist noch viel zu tun, und wir wollen uns nicht ausruhen“. Dudda unterstrich sein bereits im WAZ-Interview geäußertes Ziel, die Arbeitslosenquote in den einstelligen Bereich zu drücken. Die Agentur-Chefin hält dieses Ziel für durchaus realistisch, ob es aber schon 2019 erreicht werden könne, müsse man abwarten.

Dass sich die brummende Konjunktur möglicherweise abkühlt, sehen beide nicht als Gefahr für einen Rückschlag. Einerseits sei schon jetzt klar, dass mit der Ansiedlung von Nordfrost, Bereket Brot und Stadler bis zu 500 neue Arbeitsplätze entstehen werden, außerdem arbeite die Stadt an weiteren Ansiedlungen, die weitere Arbeitsplätze bringen. Hinzu komme, dass die Boombranche Gesundheitswirtschaft gerade in Herne besonders stark sei und hier Arbeitskräfte gesucht werden - unabhängig von der Konjunktur.

Einige Schlaglichter auf weitere Themenkomplexe.

Langzeitarbeitslose

Was Schmalhorst besonders freut: Seit 2014 sei die Zahl der Langzeitarbeitslosen um rund 3300 gesunken. Der Rückgang sei stärker als im gesamten Ruhrgebiet und in NRW. Schmalhorst: „Die Aktivitäten des Jobcenters tragen Früchte.“ Für den sozialen Arbeitsmarkt, der ab 1. Januar in Kraft getreten ist, stünden Herne 175 Plätze zur Verfügung, es gebe genug Kunden, die dafür in Frage kämen, so Schmalhorst.

Fachkräftebedarf

Der Fachkräftebedarf wird nach den Worten von Schmalhorst in den kommenden Jahren weiter steigen. Arbeitslose mit Qualifikation kämen ganz schnell wieder in Arbeit. Schmalhorst ruft Unternehmen dazu auf, mit Auszubildenden die Fachkräfte selbst heranzuziehen und im eigenen Betrieb Mitarbeiter weiterzubilden. Und sie betont, dass man nicht auf Zuwanderung verzichten könne, um den Fachkräftebedarf zu decken.

Flüchtlinge

Bei der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt sei im zweiten Halbjahr unglaublich viel passiert, so Schmalhorst. Was sie damit meint: Nahmen von Januar bis Juni 187 Personen Arbeit auf, so waren es von Juli bis November bereits 261. Der Verein Quaz mache gute Arbeit, so dass viele Flüchtlinge eine Stelle bekommen hätten.